22.09.2018

THE PURGE 3 - ELECTION YEAR (2016)

Der dritte Teil der "The Purge"-Filme kommt innerhalb einer schlicht und naiv gestalteten Reihe besonders schlicht und naiv ausgefallen daher, was ein wenig zu enttäuschen weiß. Durfte man in "The Purge 2 - Anarchy" bei dem Gedanken sich in der mörderischen Nacht mitten in der City zu befinden noch echtes Unbehagen fühlen, so verkommt die Nacht im hier besprochenen Teil immer mehr zu einem Zirkus, bei dem zwar die Kostümierungen wieder einmal einfallsreich ausgefallen sind, die nackte Angst während der Purge ungesichert durch die Stadt laufen zu müssen aber kaum noch spürbar ist. Das liegt nicht nur daran, dass die Hauptfigur ein fast unfehlbarer Superprofi innerhalb einer Filmreihe ist, von der wir ohnehin ein Happy End gewohnt sind, es liegt auch daran dass neue Aspekte, wie die von Mördern geduldeten Rettungsfahrzeuge, Einzug in die Purge erhalten. Plötzlich werden von allen Parteien akzeptierte Regeln aus dem Hut gezaubert, die es in dieser Nacht, in der es gerade darum geht dass sie keine Regeln besitzt, zuvor nie für den Zuschauer sichtbar gegeben hat.

Wie erwähnt waren schon die Vorgänger schlichtes Mainstream-Kino, welches trotz des politisch brisanten Themas und der zelebrierten Brutalität einzig dem leichten Unterhaltungswert diente, aber so blauäugig und penetrant am Gut-Böse-Bild orientiert wie diesmal, und so zahm wirkend wie bislang nie, darf man schon ein wenig überrascht sein, dass auch "The Purge - Election Year" noch immer zu unterhalten weiß. Letztendlich ist die Grundidee einfach interessant genug, um auch diese Light-Variante tragen zu können, und kleine Zusatzideen, wie die Einreise von Purge-Touristen aus fremden Ländern, wissen der alten Thematik stets neue kranke Zutaten zu bescheren. Sympathische Figuren ermöglichen den Zugang zu einem eigentlich viel zu naiv erzählten Plot, getragen von Darstellern, die sich schauspielerisch nicht all zu sehr abmühen müssen, da sie ohnehin nur Stereotype verkörpern und somit ohnehin nicht glaubwürdig herüberkommen, komme was wolle. Da "The Purge 3" wie seine Vorgänger in einer Kinorealität spielt und nicht in der fiktiv alternativen unserer geht der Mangel an Authentizität in Ordnung. Und eine oberflächlich abgehandelte Debatte, ob man das Böse bekämpfen dürfe, indem man sich wie die zu bekämpfende Gegenseite verhält, erlaubt es dem Stoff einmal einen anderen Aspekt der Purge-Nacht zu betrachten, wenn auch mit vorhersehbaren Argumenten und ebensolchem Ausgang.

Schadeten die Mainstream-Krankheiten der beiden Vorgänger nur bedingt der Intensität der spürbaren Bedrohung, gerettet in Teil 1 durch das Home Invasion-Feeling und in Teil 2 durch den furchterregenden Gedanken sich während der Purge schutzlos draußen aufhalten zu müssen, so sorgt nun das noch extremer glatt gebügelte Drehbuch bei gleichbleibender Mainstream-Orientierung dafür, dass man sich wohl fühlend vor dem Fernseher unterhalten lassen kann, ohne die Ängste dieser Nacht nachvollziehen zu müssen. Ein Mix aus Gewöhnung und dem Umstand mit der Senatorin eine für den Zuschauer lebensfremde Person ins Zentrum zu setzen, hätten ohnehin schon für ein zurückgeschraubtes Mitempfinden gesorgt. Da das Drehbuch sich jedoch nur für seine Haupthandlung interessiert und zur Vereinfachung dieser Erzählung die Tragweite der Purge in fast allen Punkten ignoriert, die nicht direkt mit den Protagonisten in Verbindung stehen, wird aus der anarchistischen Nacht ein Sonntagsnachmittags-Spaziergang, bei dem dir auch mal ein geheimer Gang-Code den Arsch retten kann. Aufgrund der flotten Inszenierung und der optischen Schauwerte unterhält diese komplette Vereinfachung noch immer, trotz dem Fehlen einer spürbaren Bedrohung. Aber selbst als Freund dieser schon immer simpel ausgefallenen Reihe hat man sicherlich mehr erwartet.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen