Beim Betrachten des DVD-Covers dachte ich bei aller Sympathie zunächst, dass dieser australische Film ein Werk a la "The 25th Reich" und "Aliens vs. Avatars" wäre, eine Gattung die im meist erbärmlichen Stil die ebenso meist unterdurchschnittlichen Werke von The Asylum imitieren. Glücklicher Weise entpuppte sich "SheBorg" stattdessen als angenehm durchgeknalltes Happening für ein Publikum mit alternativem Filminteresse. Hier wird gekämpft, gesplattert, gematscht und dies angereichert mit derart vielen bescheuerten und geschmackstechnisch grenzwertigen Ideen, dass man schon erstaunt darüber sein kann wie rund das Ganze zu laufen weiß. Wo die spätere Standard-Rezeptur eines Troma-Films zu verkrampft daher kommt und in greller Lustigkeit ertränkt wird, da erkennt Autor und Regisseur Daniel Armstrong das nötige Gespür für Stil inmitten des debilen Sumpfes. Der deutsche Werbetext passt dazu recht gut: "Halb Alien. Halb Maschine. Totale Bitch." trifft den richtigen Ton, während er gleichzeitig jene ausgrenzt, die diesen flott klingenden, absichtlich idiotischen Aufhänger, als zu niveaulos empfinden.
Der Blick Richtung Troma mag nicht passen, der Richtung Japan aber sehr wohl, denn letztendlich guckt sich "Sheborg Massacre" (Originaltitel) wie der australische Versuch einmal einen dieser herrlich kranken Japan-Splatter der Neuzeit nachzuahmen. Ob "Machine Girl", "Big Tits Zombies" oder "Gothic and Lolita Psycho", an Beispielen aus Japan an sympathisch grenzdebilen Werken gibt es genug, und es ist schön, nein, eigentlich sogar längst an der Zeit, dass sich auch einmal andere Länder an dieser kurzweiligen Gattung Alternativfilm versuchen. Und da kann man Daniel Armstrong nur gratulieren es gewagt zu haben und dabei auch sogleich ein so angenehmes Ergebnis abgeliefert zu haben. So rund wie die mittlerweile typisch kranke Japan-Soße funktioniert "SheBorg" noch nicht. Dafür gibt es zu Beginn zu viele Blutszenen im CGI-Stil und zu viele Leerlaufszenen, welche den flotten Rest gelegentlich ausbremsen.
Dennoch ist "SheBorg" für Freunde alternativer Unterhaltung und mit Spaß an blutigem Gematsche und kranken Ideen definitiv eine Empfehlung wert, denn nach einer kurzen Anlaufzeit geht es bereits ordentlich ab, so dass die kurzen, gelegentlichen Ausbremser durchaus zu verzeihen sind, und recht schnell bemerkt man auch, dass die anfangs häufiger eingesetzten CGI-Splatterszenen Ausnahmen bleiben, da hauptsächlich per Hand rumgesaut wird. So wird aus "SheBorg" trotz kleiner Schönheitsfehler ein rund laufender, sympathischer Asi-Film, der Momente des Fremdschämens stets gekonnt umschifft und es selbst schafft so ausgelutschte Provokationen wie einen Bitch-Fight unter Freundinnen noch lustig umzusetzen. Die Choreographien der Kämpfe gehen für das Filmniveau in Ordnung, sind keine Highlights und lassen stets das Gematsche Zentrum des Geschehens sein, wirken aber auch nicht amateurhaft daneben schlagend oder anderweitig erbärmlich. "SheBorg" hat mich derart angenehm überrascht, dass ich jetzt schon weiß, dass er irgendwann noch einmal ausgebuddelt wird, um den menschlichen Rebellenzicken noch einmal im Kampf gegen die Alien-Bitch zuzusehen. Man kann das Werk definitiv als Geheim-Tipp bezeichnen, so unbeachtet wie es zur Zeit seine Existenz inmitten angeblich ähnlich ausschauender, mittelmäßiger DVD-Billig-Produktionen, fristet. OFDb
SheBorg bekam letzte Woche bei mir eine Zweitsichtung und ich muss sagen, dass der Film immer noch bestens funktioniert - ein echtes SheShlok Feuerwerk. Ich finde deinen Vergleich mit dem Neo Japan Gore auch recht treffend. Freu mich auf die nächste Arbeit von Armstrong.
AntwortenLöschenGruss
zult
Ich auch.Ich habe schon auf Deinem Blog gelesen dass sein Horrorfilm, der SheBorg folgte, auf langsamere Art abgedreht erzählt ist, was ja ebenso reizvoll klingt (auch wenn ich mir einen zweiten Gehversuch im Neo-Japan-Gore-Immitat gewünscht hätte). Diese Sichtung steht bei mir auch noch aus. Aber so oder so scheint es ja ein Regisseur zu sein, den man im Auge behalten sollte.
Löschen