Der von Jess Franco 1974 fertiggestellte "Exorcism" existiert mittlerweile in den unterschiedlichsten Fassungen. Neben einer stärker erotisch betonten Version und einer Thrillerversion gibt es die 100minütige (fast) Ur-Version, die ich zu sehen bekam, und um deren Veröffentlichung Jess Franco viele Jahre später kämpfen musste, da er scheinbar nicht die Rechte besaß. Einige derbere Momente, wie die Ausweidung eines der weiblichen Opfer, soll erst später nachgedreht worden sein, ansonsten entspricht die Fassung, die hier besprochen wird, scheinbar der Vision ihres Schöpfers. Und wer diesen Vieldreher kennt, der weiß dass das nicht zwingend etwas Gutes bedeuten muss.
Der Schmuddelfilm beginnt recht stimmig, indem er von schöner Musik untermalt in Francos typischem, nicht authentisch ausschauendem Stil ein bizarres sadomasochistisches Ritual präsentiert, welches für Nichtkenner der Geschichte zu einem überraschenden Schluss führt, welcher die Erzählung in jene Richtung schuppst, in die sie sich zukünftig auch weiter begeben wird. Sensationsgeile Vorführungen für lüsterne Elitäre werden als Alternativszene jenseits dessen was der Alltag preis gibt präsentiert, und auch dieser Aspekt weiß trotz viel zu lang geratener Fummelszenen noch recht gut zu gefallen. Zwischen den Pseudo-Folter- und Sexszenen stolpert Jess Franco persönlich durchs Szenario, einen Ex-Priester spielend, der verkommene, weibliche Subjekte mordet, freilich ganz im Sinne Gottes.
Die Polizei wird erst zur zweiten Hälfte des Films aktiv, aber da ist man kaum noch optimistisch, dass der Film noch einmal so atmosphärisch stark wird wie zu Beginn, bestand das bisherige Treiben bis dorthin doch aus leicht variierten Wiederholungen des bislang Gesehenen, sprich immer wieder wurde lustlos gefummelt, sensationsgeil gefoltert und lateinische Sprüche murmelnd getötet. Franco verlässt sich bei diesem monotonen Szenenkarussell einzig auf seinen ureigenen Stil, weder gekonnte Effekte, noch Schauspieltalent sind gefragt. Zumindest auf die Erotik kann er teilweise bauen, obwohl die meisten Körper nicht so schön anzuschauen sind. Das macht diese Szenen aber immerhin natürlich, hat also auch seinen Vorteil. Und immerhin schafft es Franco mit der damals noch süßen Romay deren stark behaarten Intimbereich mittels einer provozierenden Bekleidung während eines der Rituale erotisch einzufangen. Das muss man erst einmal schaffen.
Und doch braucht man nichts schön zu reden. So interessant, schmuddelig und pseudo-künstlerisch wertvoll sich das auch für 20 Minuten gucken mag, am Ende bleibt die Ernüchterung eines zu drögen Streifens, der mit immer gleichen Szenen zu nerven beginnt, bis die Langeweile schließlich penetrant nach oben schießt. Im Gesamtwerk des Schundfilm-Meisters ist das keine Seltenheit, braucht also nicht zu überraschen, heimlich hoffe ich jedoch immer wieder erneut eines seiner Ausnahmewerke wie "Vampyros Lesbos" oder "Die Säge des Todes" zu sichten. Zumindest die Covergestaltung der von mir erworbenen DVD macht sich sehr schön im Regal. Das ist immerhin ein kleines Trostpflaster. OFDb
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