"Ich kanns kaum erwarten - Can't Hardly Wait" (Alternativtitel) ist meiner Meinung nach das für die Kids der 90er und 00er Jahre, was die Werke John Hughes für jene der 80er Jahre waren. Hier entdeckt man gleiches Verständnis für die Gefühlswelt der Teenager, eingepackt in ebensolche schrulligen Figuren, mit dem nötigen Touch comicartiger Übertreibung. Am ehesten ist die wilde und gleichzeitig zarte Komödie des Regie-Duos Harry Elfont und Deborah Kaplan mit "Das darf man nur als Erwachsener" zu vergleichen. In beiden spielt eine Party eine zentrale Rolle, ebenso wie Liebe und Nerds, und in beiden ist eine vordergründige und parallel dazu eine beiläufige Liebesgeschichte vorhanden, welche beide jeweils das Herz des Zuschauers zu erobern wissen. Eine Nachahmung des Vergleichsfilmes ist "Big Party" (Alternativtitel) jedoch trotzdem nicht geworden, schlägt er inhaltlich doch andere Töne an, was nicht einzig dem aktuellen Zeitgeist von einst geschult ist, diesem jedoch auch sehr deutlich. Er sorgt für eine Entfremdung zu den Werken der 80er Jahre, so dass manche dadurch den Vergleich nicht bemerken. Aber Hughes Einfluss ist vorhanden, sehr stark sogar. Und da das Werk trotzdem innovative Luft atmet und hochgradig unterhaltsam ist, frage ich mich warum so wenig Leute den Streifen kennen und kaum über ihn berichten.
Ich habe ihn seit seinem Erscheinen nun schon etliche Male gesehen und bin bei jeder Sichtung wieder aufs Neue überrascht wie gut er funktioniert, einerseits von Klischees und Stereotype lebend, andererseits diese aushebelnd oder comicartig hochpuschend. "Party Zone" (Alternativtitel) ist der ideale Mix aus partytauglichem Teenagerfilm und herzlichem Jugendverstehen. Sein wilder Ritt weiß ebenso zu berühren, wie auch zu herrlichen Lachanfällen zu führen. Ein bunter Mix mal mehr, mal weniger im Zentrum stehender Figuren bildet den Mikrokosmos, fast einzig aufgezeigt auf einer einzigen Party, insgesamt an einem Tag spielend, Hintergründe nachholend über zeitliche Rückblicke. Auf diese wird jedoch nur selten zurückgegriffen, so dass der eigentliche Kniff der Chose darin besteht, die einzelnen Handlungsfäden stets zeitgerecht und in ihrer passenden Größenordnung in die Party einzuarbeiten, und dies möglichst mit flüssigem Übergang zum zuvor erlebten, anderen Parallelstrang. Während Seth Green, der damals wohl prominenteste Mime, der eine große Rolle in diesem Streifen ergattert hat, treffsicher wie immer herum albert und Jerry O'Connell in einem saukomischen Gastauftritt einen besonderen Moment herbei zaubert, ist es gerade Ethan Embry in der Hauptrolle zu verdanken, dass der eigentliche Motor des Films, die Liebesgeschichte rund um Preston und Amanda, derart zu Herzen geht. Sein Hundeblick verleitet zum Mitleiden, sein optimistisches Lächeln steckt an, sein milder Blick unterstützt die Gutmütigkeit und die Solidarität, die sein Charakter beinhalten soll, wie man hauptsächlich über Fremdaussagen erfährt. Einzig den finalen Kuss vergeigt er, ein übler Wermutstropfen, der ein hochgradig emotional inszeniertes Happy End ein wenig ausbremst, was man jedoch verzeiht, so genial wie der Rest der Szene und des Films inszeniert ist.
Während kleine Nebensächlichkeiten mit allerhand Running Gags und Ausnahmepassagen zu belustigen wissen, wie z.B. die nie spielende Partyband, der ewig zugreifende Kleptomane (besetzt mit dem Sherminator), die leidende Veranstalterin des Events, das hohle Püppchen, das von jedem eine Unterschrift ins Jahrbuch erhalten möchte, um nur einige wenige im Meer an lustigen Randfiguren aufzuzählen, findet der zweitgrößte Schwerpunkt des Streifens eingesperrt in einem Badezimmer statt. Dort versteckt entsteht eine nicht minder ansteckende Liebesgeschichte, dargeboten mit den vielschichtigsten Charakteren die "The Party" (Alternativtitel) zu bieten hat. Dass wir die Vielseitigkeit dieser Figuren, bzw. deren Täuschungen und Ängste und ihr wahres Ich vorgezeigt bekommen, liegt daran dass sie sich hier alleine in diesem einen Raum nicht lange verstellen brauchen, isoliert vom Rest, eine Ausnahme in einem gerade von Geltungssucht, Täuschung, Alkohol und Idealen getriebenen Selbstdarstellungsrausch, von welchem sich lediglich Preston und Amanda (mittlerweile) distanzieren. Ein weiterer Blick hinter die zerbrechlichen Fassaden von Teenagerseelen wird hingegen für einen bösen Schluss-Gag vorbereitet, nicht aber ohne authentisch, wie empathisch die Wahrheit eines alkoholisierten Gefühlslebens derartiger Partys widerzuspiegeln. Trotz aller Übertreibung atmet "Ich kann's kaum erwarten!" nun einmal lebensechte Luft. Das macht ihn gerade so besonders.
Inmitten von wahr gewordenen Kinoträumen in Sachen Romantik und Partygeschehen existieren gleichzeitig gut beobachtete Tragödien, Macken und Charaktere aus der echten Welt. Die Vielseitigkeit an Figuren und Situationen, die das Gesamtergebnis nie überfrachten, sondern stets bereichern, sorgt dafür dass Kino und Echtheit, dass Comic und Realismus, dass Partytauglichkeit und emotionale Ruhe nebeneinander co-existieren können, ohne stets das eine gegen das andere austauschen zu müssen. "Can't Hardly Wait" (Originaltitel) vermittelt ein Lebensgefühl, erinnert an alte Zeiten, gefällt als Comic, lässt einen mitfühlen und beschert uns dies alles mit einem Meer an gut aufgelegten Darstellern in verschiedenen Geschichten zur selben Zeit am selben Ort. Sie, ebenso wie Regie, Schnitt, Drehbuch, Kamera, sorgen für das Chaos und den Überblick innerhalb eines wildzahmen Szenarios. Sie schaffen es uns schnell an Begebenheiten und Personen zu binden, uns deren Anliegen verstehen zu lassen, einen anderen Moment an den vorherigen flüssig und verständlich anzuknüpfen und gleichzeitig wild losgelassen uns ein Partychaos zu offenbaren, das anzustecken weiß. Man muss kein Teenager sein, um sich hier auf verschiedensten Gefühlsebenen mitreißen zu lassen. Der satirisch und ironisch distanzierte Stil lässt auch den erwachsenen Blickwinkel zu, ebenso wie Wehmut, Retro-Charme und Nostalgie mitwirken können. "Ich kann's kaum erwarten!" ist ein emotionales Feuerwerk an Komik und Gefühlen, pointensicher umgesetzt, zum Schmunzeln ebenso animierend, wie zum großen Lacher und geistreicher ausgefallen, als uns sein wildes Daherkommen weiß machen möchte. OFDb
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