21.07.2019

DIRTY HARRY 3 - DER UNERBITTLICHE (1976)

Mit Teil 3 der Reihe hat Dirty Harry an Härte verloren. Der Film kommt entspannter daher, bietet eine plumpere Geschichte, und mag Harry noch immer gegen den Strich agieren, sein knallhartes Verhalten ist längst nicht mehr so grenzwertig dargestellt wie gehabt, besteht noch immer aus voreiligem Erschießen von Verbrechern, wird abgesehen davon großteils aber durch eine ehrenhafte Mentalität erklärt, die im Widerspruch zur Politik seiner Zeit steht. Hierin besteht dann auch der wahre Reiz der zweiten Fortsetzung, denn ebenso wie heutzutage oft gefordert, stellt sich Harry diesmal gegen ein System, das aus einer Korrektheit heraus Realitäten übersehen möchte, die man zum Wohle der Gesellschaft besser nicht ignorieren sollte. Wer aufgrund des Themas um Gleichberechtigung am Arbeitsplatz im Verhalten der Hauptfigur Frauenfeindlichkeit sieht, der hat nicht das wahre Anliegen des Streifens erkannt, geht es doch um blindes Durchsetzen lobenswerter Vorhaben, also um Fanatismus, und nicht darum, dass Frauen grundsätzlich vom Dienst in der Mordkommission auszuschließen wären.

Allerdings macht es der Film einem nicht leicht, dies als korrekt thematisiert zu erkennen, so wie er gerade um den Aspekt der weiblichen Partnerin humoristischen Wind wehen lässt, wenn diese hilflos auf Stöckelschuhen dem großen Vorbild hinterher tappst. In seinen humorvollen Momenten wirkt "Der Unerbittliche" (Alternativtitel) immer ein wenig neben der Spur, letztendlich zu verwässert, eben auch darum einen traurigen Nebeneffekt darstellend, weil die Positionierung Callahans zu dieser Thematik treffsicher und gut argumentiert, wenn auch direkt und schonungslos, herausgearbeitet wird. Hintergründig erscheint hier kaum noch etwas, alles wird sehr direkt angesprochen, einschließlich der Westernmentalität im Verhalten der Hauptfigur. Subtil sieht anders aus, und ein schlicht gestrickter Grundplot, der kaum der Rede wert ist, bereichert das simple Dahinplätschern des Streifens kaum. Er dient als Grundlage um bereits benannten gesellschaftspolitischen Konflikt zu tragen, ein wenig gerade modern gewordene Blaxploitation ins Geschehen einzubringen, und um dem nach Action gaffendem Publikum den Krawall zu liefern, nach dem es sich sehnt. Treffsichere Seitenhiebe, wie die Schlusspointe nach dem erledigtem Fall, sind Mangelware geworden, alles verläuft etwas zu austauschbar und belanglos.

Letztendlich ist es das 70er Jahre-Flair und das Zelebrieren des immer wieder gern gesehenen Callahan-Charakters, was den dritten Teil der Reihe trotzdem zu stemmen bekommt. Gelegentliche harte Momente, in denen der Zuschauer herausgefordert wird, stehen als Gastzutaten hilfreich zur Seite, wenn auch nicht mehr in einer Dominanz vertreten wie in den Vorgängern geschehen. Ebenso erlebt man hier keine unerwarteten Wendungen im Plot. Dieser lebt von seiner Direktheit und der Gewaltbereitschaft der Gegner Harrys, die aber weit weniger interessant ausgefallen sind, als die politischen Feinde im direkten Umfeld Callahans, welche die Regeln diktieren und versuchen aus Harry eine Marionette zu machen. Das lässt dieser sich freilich nicht bieten, und auf diese Art erobert er den Respekt seiner unbedarften Partnerin, während diese sich seinen durch ihr unerschöpfliches Durchhaltevermögen und ihre Solidarität erkämpft. Da gibt es diesbezüglich keine tief gehende Psychologie, dennoch bildet dieser Part das emotionale Herzstück des Streifens und gehört somit, schlicht angegangen, zu den interessanten Themen des Streifens. Den Tiefpunkt bildet meiner Meinung nach eine optisch beschleunigte Verfolgungsjagd, deren Bilder nicht überzeugen wollen und lächerlich anmuten, was gerade mit Blick auf die Humoruntermalung in anderen Szenen sauer aufzustoßen weiß. Szenen wie diese beweisen, dass auch die technische Umsetzung nicht fehlerfrei ist und damit weit weniger stilsicher geartet ist als jene der Vorgänger. Löst man sich von diesen und schaut "The Enforcer" (Originaltitel) als Film für sich, bekommt man zumindest solide Krimi-Routine serviert. James Fargo drehte mit Clint Eastwood zwei Jahre später "Der Mann aus San Fernando", einen Actionfilm der noch weit mehr in Komik schwimmen sollte.  OFDb

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