Im Amerika Mitte der 80er Jahre entwickelte sich immer stärker ein Boom Horrorstoffe in komödiantischer Version abzuliefern. In der Teenfilm-Welle besagter Zeit kreuzten sich diese Genres stark, den ursprünglichen Horrorpart nur noch als Stichwortgeber und Grundlage nutzend, um sich voll und ganz der meist simplen Komödie zu widmen. Mit dem Erfolg von "Teen Wolf" ließen Nachahmer nicht lange auf sich warten, und während der berühmte Stoff mit Michael J. Fox eher mager ausfiel, wussten zwei Komödien zur Thematik eines Teenagers, der zum Vampir wird, in ihrer schlichten Art weit mehr zu gefallen. Der von beiden später erschienene Part mit dem Titel "Liebe mit Biss" erzählt uns von einer angenehmen Metamorphose, ist das Vampirsein dort doch lediglich eine missverstandene Alternativkultur. "Einmal beißen bitte" nimmt die Idee von "Mein Nachbar, der Vampir" vorweg, in welchem ein Jugendlicher errettet werden muss, weil er zum Vampir gemacht werden soll. Ein enges Zeitfenster ermöglicht noch die Rückkehr zu den Lebenden.
Während der direkte Vergleichsfilm auch in seiner Horror-Komödien-Form weit ernster ausgefallen ist und der alternative Teenie-Film sich der braven, seichten Unterhaltung zuwendet, kommt "Once Bitten" (Originaltitel) ungehemmt zotig daher. Hier geht es um Sex, und mag das Ergebnis auch typisch US-bieder ausfallen und weit entfernt einer Sex-Komödie sein, so albert man doch trotzdem innerhalb einer Jugendfreigabe möglichst direkt zum Beischlafthema herum, gern auch mal Homosexualität aufs Korn nehmend oder ohne sich anderweitig für irgendetwas zu schade zu sein. Den meisten Zuschauern von heute wird das nicht mehr schmecken, zumal man recht stillos sehr direkt in die Kacke haut ohne sich um irgend wessen Geschmack zu scheren, aber genau das mag ich an diesem albernen Film, in welchem die schnellen Zoten und das schauspielerische Überagieren wichtiger genommen werden, als eine sinnvolle Geschichte in geschmackvoller Umsetzung. Ein netter, in den 80er Jahren gefangener, Soundtrack untermalt das gar nicht wirklich wilde Treiben, simple Kalauer wissen das kleine Zielpublikum zum Schmunzeln zu bringen, und eine gut aufgelegte Besetzung sorgt für den Rest innerhalb eines kostengünstigen Streifens, dessen Set Design oft mager ausfällt und lediglich zweckdienlich widerspiegelt was authentischer hätte präsentiert werden können.
Inmitten eines ohnehin nie realistisch dargebotenen Streifens macht dies jedoch herzlich wenig aus, und dank eines sympathisch dargebotenen, ignoranten Herumgealbers verzeiht man "Einmal beißen bitte" gern manche Schwachstelle. Sein Plus ist ein junger Jim Carrey, der das Grimassenschneiden noch nicht so perfekt beherrscht wie später, aber bereits mit seinen Gesichtsentgleisungen zu gefallen weiß. Und Lauren Hutton, die in Carpenters "Das unsichtbare Auge" eine starke weibliche Persönlichkeit wahrer Emanzipation darstellen durfte, veralbert hier das Selbstbewusstsein einer Frau mit Zwang zur Kontrolle, also dem weniger ernstzunehmenden Part der Emanzipation. Ebenso wie ihrem direkten Spielpartner Cleavon Little in der Rolle des Butlers Sebastian, sieht man ihr die Freude am Herumblödeln an, so dass all das simple, aber effektive Herumgetue aller Beteiligten den Nagel auf den Kopf trifft. Hier wollte man keine Kunst schaffen. Hier sollte eine simple Art Komödie entstehen, ohne lustlos heruntergekurbelt zu sein, aber auch ohne wahre Größe versehen trotzdem ein nettes Ergebnis abzuliefern. Den einzig nennenswerten Höhepunkt, hinter dem mehr Arbeit steckte als beim Rest, ist eine einstudierte Tanzszene, die wenig subtil, aber wirksam die innere Zerrissenheit der Hauptfigur zwischen beiden Frauen aufzeigt. Und selbst hier verzichtet man nicht auf plumpes Herumgealber, eben weil es zu "Einmal beißen bitte" ebenso dazu gehört wie die Vampirthematik an sich.
Traumsequenzen sorgen für eine direktere Parodie der Horrorgrundlage, darf Jim Carrey hier doch herrlich schlecht kostümiert billige Horrorfilm-Klischees verkörpern, wie sie auch in den "TV"-Sequenzen von "Fright Night" (wesentlich besser ausgearbeitet) liebevoll verspottet werden. Ansonsten geht es den Horrorgehalt fast ignorierend eigentlich nur um den allgegenwärtigen Sex der 80er Jahre. Als herrlicher Tiefschlag präsentiert, verkünden die Helfer der Gräfin zunächst, die einzige männliche Jungfrau, die im Hollywood dieser Zeit aufzufinden wäre, wäre ein 11jähriger gewesen. Schön ist auch ein frustrierter Jim Carrey eingefangen, der an einem Ort des Fummelns abgewiesen von seiner Freundin dem einzigen Auto entsteigt, in dem nichts passiert, während die Fahrzeuge um ihn herum ordentlich wackeln, und selbst eine Maschine einer angrenzenden Baustelle ihm das vorführt, was ihm verwehrt wurde. Wer über solch simple, pubertäre Späßchen lachen kann, ist im richtigen Film. Ich kann das, finde das Ergebnis äußerst sympathisch, eben weil es so unverkrampft verkrampft daher kommt, immer den Bogen wahrer Peinlichkeiten umgeht, weder politisch korrekt ausfällt, noch ständig versucht zu provozieren und bei aller beabsichtigter Comic-Art die sexuelle Verzweiflung des thematisierten Alters zu verstehen weiß. Da die Charaktere einem nicht egal sind, obwohl, oder weil, sie sich stets dusselig verhalten, fällt das nur grob gezeichnete Treiben mit seiner vorhersehbaren Schlusspointe lebendiger aus, als der kühle Bildfilter zunächst vermittelt. OFDb
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