23.11.2019

THE DEAD DON'T DIE (2019)

Wenn man hört, dass sich Jim Jarmusch, seines Zeichens eher im Gebiet des Arthouse unterwegs, an einen Zombiefilm versucht, dann wird man neugierig, fragt man sich doch was wer Geistreiches wie er, der gern zu stiller Komik greift, dem überlaufenen Sub-Genre Neues bieten kann, ist es doch ohnehin häufig Zielobjekt motivierter Autoren und Regisseure und somit nicht arm an Gesellschaftskritik und kreativen Variationen. Nach dem Vampirfilm "Only Lovers Left Alive" sind also nun die Zombies dran. Jarmuschs anderen Versuch aus dem Horrorbereich kenne ich nicht, ich kenne ohnehin bislang nur "Broken Flowers" und "Down By Law", die mir beide gut gefallen haben, stelle aber bereits anhand mit Kenntnis dieser fest, dass "The Dead Don't Die" etwas zu bemüht, wenn nicht sogar zu bequem, den typisch reduzierten Stil des Regisseurs verwendet. Die hier gezeigten Geschehnisse sind derart zurückgeschraubt worden, dass der Film weit gehaltloser daher kommt, als man es zuvor vermutet hätte. Pseudo-subtil wird alles mit dem Holzhammer präsentiert, jegliche Gelassenheit der Protagonisten, jedes Augenzwinkern, jedes Verbeugen vor den Vorbildern, jedes Andersseinwollen als der Mainstream. Das kommt alles derart verkrampft gekünstelt daher, dass man geradezu erschlagen wird von der Passivität, die der Streifen ausstrahlt.

Zunächst genießt man den ruhigen Stil noch, sowie die Anspielungen an Ignoranzen unserer Zeit. Im Laufe der Zeit bemerkt man jedoch, dass Jarmusch auf nichts weiter hinaus will, nichts versteckt oder offen thematisiert, was nicht längst schon einige andere Zombiefilme verarbeiteten. Da es an subtilem Humor ruhig noch einige Schippen mehr hätte geben können, verkommt das trostlose Treiben somit recht schnell zu Langeweile, anstatt zu einer Herausforderung des Publikums an einen mainstream-feindlichen, alternativen  Erzählstil, der einem zeigt zu was Kino sonst noch in der Lage ist. Metaebene durchbrechende Witzigkeiten fügen sich nicht dem Rest, die Geschichte läuft auf ihr vorhersehbares Ende hinaus, Bill Murray spielt mit halber Backe, und tolle Ideen, wie wiederkehrende Wortspiele, kann man an einer Hand abzählen. Der Witzversuch mit dem immergleichen Song, auf den man überall trifft, will nicht bis zum Schluss funktionieren, und dem Zombie-Genre an sich bietet "The Dead Don't Die" nichts, was es nicht schon zuvor gegeben hätte, sei es im humoristischen, als auch im Horrorbereich. Das ist schon schade, zumal Jarmusch endlich mal wieder Untote dem Erdboden entsteigen lässt, eine Zutat, die mittlerweile all zu selten die Zombiefilme heimsucht. Manch schöne Aufnahmen wie diese wissen kurzfristig zu versöhnen, ebenso das Verwenden der schleichenden Gattung Zombie, insgesamt gibt es jedoch nichts Positives zu berichten, was den kompletten Film halbwegs gerettet bekommt. Man weiß was Jarmusch will, man weiß was er ansonsten abliefert, letztendlich bekommt man jedoch das Gefühl, der Regisseur habe zwanghaft im gewohnten Stil gearbeitet, so als sei es seine Pflicht sein Stammpublikum auf diese Art zu bedienen. Was bei "Down By Law" frisch und entspannt jenseits dem Mainstream funktionierte, wirkt hier nur dröge und gewollt. Mit solch einem mauen Ergebnis habe ich so gar nicht gerechnet.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Hmmm. Ich bin jetzt unsicher, ob ich dir "Only lovers left alive" empfehlen soll, wenn dir der hier schon nicht sonderlich gefällt. Aber eigentlich ist "The dead don't die" dann doch mehr Zitatekino, während Jarmuschs Vampirsymphonie ganz anders daherkommt.

    Okay.

    Ich empfehle dir doch "Only lovers left alive". Der sollte dir sehr viel mehr zusagen...

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    1. Dann erst einmal danke für den Vergleich. Selbstverständlich bekommt Jarmuschs Vampirfilm völlig unabhängig von seinem Zombiefilm eine faire Chance, zumal der gute Mann ja nun kein Horror-Regisseur ist, sondern ein Künstler mit eigener Handschrift. Ob eine Sichtung zeitnah stattfindet, oder ob ich den Deckel noch einige Zeit auf dem Topf lasse, entscheide ich spontan.

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