07.12.2019

FRANKENSTEINS KUNG-FU MONSTER (1975)

Im asiatischen Raum gab es allerhand Produktionen rund um die "Kamen Raidâ", die ihren cineastischen Ursprung als TV-Serie und Kinofilm-Version Anfang der 70er Jahre in Japan fanden und deren Abenteuer bis ins heutige Jahrzehnt dort noch verfilmt werden. Nach Deutschland kommen kaum welche dieser Produkte, und der hier besprochene ist ein Aufsprung auf den finanzstarken Erfolg des Originals, nachgedreht in Taiwan, wenn auch mitunter Filmmaterial von der japanischen Versionen verwendend. Dass "Frankensteins Kung-Fu Monster", ebenso wie seine Fortsetzung "Krieg der Infras", ein Kinofilm sein soll, ist ihm kaum anzusehen, so herrlich schrottig wie er inszeniert ist. Er beginnt gleich fernab der eigentlichen Geschichte mit später ebenfalls verwendeter Motorcross-Action, schnell, schlicht und sinnlos aneinander geschnitten, eingebracht um den Film ein wenig in die Länge zu ziehen. Der geht mit all seinem Streckmaterial, wie mehrfach verwendeter Aufnahmen, lediglich knapp über 70 Minuten, wer weiß wie kurz er ohne diesen Pfusch wäre.

Bös kann man diesem kleinen Vertreter billiger Fantasy- und Science Fiction-Kampfkino-Unterhaltung ohnehin nicht sein, ist er doch sympathisch dämlich ausgefallen und seinerzeit ohnehin nur als Unterhaltung für Kinder gedacht gewesen. Der plumpe Umgang mit Schnitten und sinnloser Aneinanderreihungen von Szenen, wie wir ihn in den ersten Streckmaterial-Minuten erleben durften, begleitet auch den Komplettfilm, der nur selten so etwas wie einen roten Faden aufblitzen lässt und uns erst sehr spät einweiht, um was es eigentlich gehen soll. Dass selbst die durchschaubaren, als Inhalt zu bezeichnenden, Momente noch immer völlig unsinnig und hanebüchen ausgefallen sind, unterstützt den ohnehin vorhandenen Trashcharme, denn bei aller Liebe kann man mehr in diesem dilettantischen zusammengeschusterten Streifen nicht sehen. Erstaunlicher Weise macht sein komprimiert dargebotener Unsinn bis zum Schluss Spaß, obwohl das Treiben eher monotoner Natur ist und "The Super Riders V3" (Alternativtitel) eigentlich nur von einer schlecht choreographierten Kampfsequenz zur nächsten springt.

Die herrlich billig konstruierten Kostüme schauen sich angenehm schäbig und grotesk, die schlechten Spezialeffekte, meist durch Rauchbomben und Schnitten dargeboten, wissen zu amüsieren, und das extrem naive und meist sinnlose Treiben aller Figuren, eben auch weil "Kung-Fu Raiders" (Alternativtitel) ein Kinderfilm ist, bildet das Sahnehäubchen auf dem kläglichen Versuch ein Werk dieser Art kinotauglich erscheinen zu lassen. Mich persönlich begeisterten insbesondere die explodierenden Tode der Monster, ein braunes Monsterkostüm, welches inklusive deutscher Synchronstimme an den Pizzamampf aus "Spaceballs" erinnerte, der herrlich fröhliche Soundtrack und manch inhaltliche Unsinnigkeiten, die großenteils wohl der Deutschvertonung zu verdanken sind. So weiß beispielsweise die Aussage zu belustigen, dass Frankenstein seit je her dafür bekannt ist, stets die Welt erobern zu wollen, oder das viel zu lange Grübeln der Helden darüber, warum ein zweiter Krankenwagen an dem Ort ihres verletzten Freundes auftaucht, bevor sie begreifen, dass der erste eine Täuschung der Gegner war. Mit am witzigsten ist gar die Sequenz, in welcher sich General Skorpion über das rote Alarmlicht in seiner Festung wundert, als die Raiders dort eindringen. Scheinbar hat ihm niemand etwas über diese nützliche Vorrichtung erzählt, weder dass sie angebracht wurde, noch welchen Zweck sie erfüllt. Was er wohl vermutet hätte, wenn er hätte raten müssen wofür es angebracht wurde? Kommen die Prostituierten? Ist die Mikrowellen-Lasagne fertig? Seine verdutzte Reaktion lässt einen laut auflachen.

Merkwürdiger Weise bremst sich "Shan Dian Qi hi V3" (Originaltitel) im letzten Drittel ein wenig aus, wenn nach einer flott umgesetzten Aneinanderreihung sinnloser Kampfsequenzen eine Art Ruhephase in die Erzählung Einzug hält, was gerade zu dieser Zeit weder nötig wäre, noch cineastisch handwerklich Sinn ergibt. Glücklicher Weise ernüchtert diese Pause nicht, sprich es bleibt unterhaltsam genug, anstatt nun kurz vor Schluss zu langweilen, aber es dauert schon einige Momente, bis "Frankensteins Kung-Fu Monster" wieder an Fahrt aufnimmt, um die Alibi-Geschichte zu einem Schluss zu führen. Ist dieser vollzogen, werden uns noch einmal zu wilder Musik jene Motorcross-Sequenzen vor die Nase gesetzt, die wir ohnehin schon kannten, auch hier war wieder Zeitstrecken angesagt, bevor die Ende-Schrift uns erlöst. So wenig der Durchschnittszuschauer mit dem Produkt etwas anfangen kann, so viel Freude bereitet er wiederum dem Cineasten alternativer Kost. Lin Chung-Kuangs Werk ist Sinnloskost pur, die infantiler kaum ausfallen könnte und in jeder Pore ihre kindliche Naivität zelebriert. So darf man sich z.B. fragen, warum die Raiders stets erst menschlich gegen die Monster kämpfen, bevor sie sich entschließen per magischem Spruch zum Superraider zu werden. Und selbstverständlich drängt sich auch die Frage auf, warum die kämpferischen Fähigkeiten sich im Superheldenmodus nicht von denen unterscheiden, welche unsere Helden als Menschen vollbringen. "Frankensteins Kung-Fu Monster" hat mich trotz seines ewig im Kreis drehenden Szenarios wundervoll unterhalten, so dass ich mich jetzt schon auf die Sichtung der Fortsetzung freue.  OFDb

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