02.04.2020

EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL (1980)

"Ein Zombie hing am Glockenseil" kann man als eine Art Übung Fulcis für den konsequenter umgesetzten "Die Geisterstadt der Zombies" betrachten, mit dem der hier besprochene Film zusammen mit "Das Haus an der Friedhofsmauer" die "Gates of Hell"-Trilogie bildet. Während der Mittelteil in seiner komplett surrealen Art in tiefer Atmosphäre getunkt lose Elemente nahezu perfekt zusammen halten kann, merkt man dem auf ähnlichen Pfaden wandernden "Ein Zombie hing am Glockenseil" noch an, dass er, aufgrund des Versuchs eine Geschichte mit direkterem rotem Faden zu erzählen, oftmals lückenhaft und sprunghaft erzählt wirkt. Dass dies trotzdem zu keiner nennenswerten Schwäche des Streifens wird, liegt mitunter an der unheilvollen Atmosphäre, in die Fulci alles zu tauchen vermag. Der Grundton des Films ist bedrohlich und unheimlich, reißt in seiner kompletten Laufzeit nie ein, und weder arg extrem geratene Goreeffekte wissen das Entfachen dieser zu verhindern, bzw. zu unterbrechen, sondern ganz im Gegenteil sogar zu stützen, noch die auf jeglichen deutschen DVDs enthaltene, gelegentliche Neusynchronisation der besonders schlechten Art. Es wäre wünschenswert der Film käme einmal ohne diese auf einer silbernen Scheibe heraus, aber selbst in solch niveauloser Veröffentlichung weiß sich die düstere Atmosphäre durchzusetzen, ein Beweis für die konsequente Umsetzung des Streifens.

An nennenswerten Momenten mangelt es nicht in einem Film, der mit Geistererscheinungen, Vorahnungen okkulter Medien, Zerstörten Hauseinrichtungen, Hexensagen und auferstehenden Toten alles und nichts zugleich erzählt. Selbst inmitten dieses Mosaiks bizarrer Elemente aufkommende Momente, die innerhalb dieses Zutatencocktails der dünnen Geschichte so gar keinen Sinn ergeben wollen, wissen aufgrund der konsequenten Durchführung in ihrer direkten und ironiebefreiten erwachsenen Umsetzung zu schocken und selbst dem hartgesottenen Dauergast im Genre ein flaues Gefühl im Magen zu hinterlassen. Und das meine ich keinesfalls einzig aufgrund des Blutgehalts solcher Momente, sondern aufgrund der Gesamtinszenierung solcher Szenen, inklusive das Hinarbeiten dahin. Als Paradebeispiel einer solch unsinnigen und dennoch funktionierenden Szene dient der Bohrermord in der Werkstatt. Zu den wahrhaft großartigen Höhepunkten des mit "Die Stadt der lebenden Toten" (Alternativtitel) besser betitelten, da nicht zwingend Zombies suggerierenden, Titels, gehört meiner Meinung nach hingegen die Friedhofsszene, in welcher ein Reporter eine lange Zeit benötigt zu bemerken, dass er sich nicht im Wahrnehmen von Geräuschen irrt, die eine lebendig begrabene Frau hinterlässt. In dieser angespannten, geradezu nervenkitzelnden Situation, möchte man der Frau zu brüllen, sie möge doch endlich laut schreien, damit der Mann, der sich immer weiter vom Grab entfernt, sie endlich hören kann. Diese Szene guckt sich auch deshalb so intensiv, weil man anhand der bisherigen Geschichte nicht mit Gewissheit erahnen kann, wie sie endet, ebenso wie man Fulci als sadistischem Regisseur knallharter Filme locker zutraut, die Szene hoffnungslos und damit tödlich enden zu lassen.

Beeindruckend wird "Ein Kadaver hing am Glockenseil" (Alternativtitel), den es auch als "Eine Leiche hing am Glockenseil", "Eine Leiche hängt am Glockenseil" und "Ein Toter hing am Glockenseil gibt, wohingegen es mit letztgenanntem Titel eine Verwechslungsgefahr mit dem Christopher Lee-Film "Ein Toter hing am Glockenseil" aus dem Jahr 1964 gibt, immer dann, wenn er es schafft harte Gore-Momente innerhalb der bedrohlichen Atmosphäre gewinnbringend zu integrieren, ohne sie, wie es so oft im Genre passiert, losgelöst vom Rest für sich stehen zu lassen. Wenn eine Frau am Fahrersitz eines nicht mehr anspringenden Autos in Anwesenheit ihres Lovers ihre kompletten Gedärme auskotzt, während der tote Priester ihr derart intensiv in die Augen schaut, dass sie Bluttränen vergießt, dann ist das mit Sicherheit abartig anzusehen und eine Wohltat für den nimmersatten, blutgeilen Gorehound unter den Zuschauern, aber dieser Moment lebt auch den bedrohlichen Grundton des Streifens aus und wird somit Teil des Gesamten. Im Vergleich zum Mittelteil der Trilogie sind derartig harte Szenen noch nicht derart inflationär eingebaut, aber dennoch zu genüge, und dann nicht gerade zimperlich dargeboten.

Während "Die Geisterstadt der Zombies" definitiv als Mogelpackung in seinem Titel daher kommt, da von Zombies nicht wirklich die Rede sein kann, nähert sich "Fear in the City of the Living Dead" (Alternativtitel) dieser Kreaturen schon eher. Sie erstehen zumindest auf und bewegen sich wie Zombies, lediglich ihr geisterhaftes Erscheinen aus dem Nichts macht sie zu anders gearteten Kreaturen des Horrorbereichs, man kann sich also uneins sein, ob sie den Namen Zombies verdienen oder nicht. Letztendlich ist es ohnehin nur aufgrund des Erfolgs von Fulcis "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" dazu gekommen, dass in deutschen Titeln anderer Fulci-Filme stets von ihnen die Rede ist. Für die erzählte Geschichte in "Pater Thomas" (Alternativtitel) ist es ohnehin völlig egal, sorgt dieser in seiner effektiv angegangen Art doch nicht für Enttäuschungen, wenn man keine für seine Zeit typischen Zombies vorgesetzt bekommt. Deswegen ist die oft geführte Debatte unter Fanatikern auch unnötiger Natur. So oder so ist "Paura" (Alternativtitel) nur dem Stammzuschauer des Genres zu empfehlen, für diesen wird der Beginn der Trilogie Fulcis jedoch zum Leckerbissen.  OFDb

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