11.03.2023

DAS PHANTOM DER OPER (1962)

Wer Dracula und Frankenstein erfolgreich modernisiert hat, den lässt man auch auf das Phantom los, welches die Oper heimsucht. Also engagierten die Hammer Studios ihren Stamm-Regisseur Terence Fisher, der die beiden klassischen Vergleichsstoffe inszenierte, und herausgekommen ist ein eher im Umgang miteinander, anstatt durch Gewalttaten und andere Quantitäten, moderner Ton. Eher schelmisch erzählt, wenn es darum geht einem Narzissten das ein oder andere Beinchen zu stellen, anstatt hart oder gruselig angegangen, gewinnt "Das Rätsel der unheimlichen Maske" (Alternativtitel) auf ganz andere Art und Weise wie zunächst erwartet Sympathie. Im groben hält man sich an die Handlungsabfolge der Vorlage. Und neben der klassischen Hammer-Pluspunkte in Sachen aufwendige Dekoration und Kostüme, macht sich zudem die Mühe aufwendiger Kompositionen bemerkbar, häufig genug eingebracht um dem Thema Oper gerecht zu werden, reduziert genug integriert, um dem Filmfreund, der sich mit derartiger Musik schwer tut, nicht vollends auf den Senkel zu gehen. 

Es ist das überraschend feinfühlig inszenierte, auf Drama anstatt auf Horror achtende, Finale, in welchem uns die Musik ausführlicher nahe gebracht wird, und das weiß meiner Meinung nach emotional zu funktionieren. Dies freilich immer nur auf Trivialniveau, denn "The Phantom of the Opera" (Originaltitel) ist weder Kunstfilm noch wahre Literaturverfilmung, soll lediglich simpel unterhalten und verzichtet dafür auf Innovationen und liefert lieber das ab, was das gewonnene Stammpublikum in etwa sättigt. Mag die Maskerade, bzw. die Verwundung der dramatischen Titelfigur auch eher schlicht anmuten, so weiß im Gegenzug doch z.B. die theoretisch völlig unrealistische Behausung des Phantoms zu gefallen, gerade wenn es in dieser unangenehmen Umgebung am höchsten Punkt positioniert am Klavier sitzt und darauf musiziert. Der Betrogene mag nicht so wahnsinnig ausfallen wie erwartet, aber die meisten Gräueltaten werden ohnehin vom Gehilfen vollzogen. Lediglich der scheußliche Umgang erzwungener Proben mit der weiblichen Hauptfigur, zeigt den klassischen Bezug von Genie und Wahnsinn und steht etwas arg im Widerspruch zum versöhnlichen Schluss. 

Ohne gleich das große Überwerk geworden zu sein, ist "Das Phantom der Oper" in der Hammer-Version ein charmantes Filmchen mit sympathischen Mimen (u.a. Michael Gough und Herbert Lom), gepackt in nette Optik, dargeboten in seichter Dramatik und verschmitzter Umgangsform.  OFDb

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