18.05.2023

DR. SELTSAM ODER: WIE ICH LERNTE, DIE BOMBE ZU LIEBEN (1964)

Mal so subtil, dass er überraschend ernst anmutet, mal comichaft übertrieben liefert Stanley Kubrick eine Satire über den Unsinn von Wettrüsten ab, den Punkt des Irrsinns zielgenau treffend und trotz allem Humors das Anliegen der Botschaft ernst meinend, wie spätestens ein Blick auf authentische Aufnahmen im Abspann zeigt. Wenn Massenvernichtung zur Chance wird, persönliche Befindlichkeiten für Diplomatiezwecke Vorrang haben, der Ernstfall kaum geglaubt wird, so irrsinnig wie er ist, das blinde Ausüben von Befehlen zu Schwierigkeiten mit der Coca Cola-Industrie führen können, oder ehemalige Nazis als Berater für die freie Welt fungieren, dann befinden wir uns in der Satirewelt von "Dr. Seltsam, oder Gebrauchsanweisung für Anfänger in der sorgenfreien Liebe zu Atomwaffen" (Alternativtitel), in welcher Kubrick seinem Star Peter Sellers sämtliche Tore offen hält, damit dieser sich in drei höchst unterschiedlichen Rollen austoben kann. Wir als Zuschauer halten im Gegensatz zu den Figuren über alles den Überblick, während drei parallele Handlungsorte einander beeinflussen ohne in Kontakt miteinander zu stehen, bzw. einen solchen aufbauen zu können. Trotz aller Komik entsteht ein Spannungsbogen, obwohl der Auslöser und das Ziel der Geschichte den Verantwortlichen des Streifens weit weniger wichtig sind, als der Weg zum Ziel, der Wichtigkeiten von Militär und Regierung nach und nach aushebelt und die wichtigen Instanzen zu Recht zu Witzfiguren eines Kasperletheaters macht, das ohnehin nur von Egomanen bevölkert wird. Das Erretten der Eliten aus Nazisicht, schmackhaft für den Demokraten gemacht mit einem Haufen hübscher Weiber zum Erhalt der Menschheit, Massenvernichtungswaffen, die sich selbst kontrollieren und von Menschen nicht beeinflusst werden können, die mehr der Eitelkeit wegen, vor der Welt demonstriert, gebaut wurden, anstatt den Nutzen des Beschützens zu wahren, der Russe, der aus der Verteidigungssicht auf der einen Seite gefährlicher Erzfeind ist, auf der anderen aber doch nur als Kartoffel fressender Bauer gesehen wird, egoistische Blicke wo man geht und steht, mangelnder Tellerrandblick, die Mission weit mehr im Visier, als die Grundlage, wofür sie ins Leben gerufen wurde, Kubrick entlarvt in "Dr. Strangelove" (Alternativtitel) mit Herzenslust alles was zu dem traurigen Thema geht und wird von einer spielfreudigen Darstellerriege dabei bestens unterstützt.  Wiki

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