Das Leben ist ungerecht, und wenn man eine Frau verheiratet mit einem alkoholkranken Mann ist, erst recht. Wir blicken ins Leben einer unter ärmlichen Bedingungen kämpfenden Frau, die für ihre Tochter alles gab, schuftete und Demütigungen erduldete, stets hart arbeitete und sich den Widrigkeiten der Gesellschaft stellte. Haben die Umstände sie zur Mörderin gemacht, oder ist dieser Vorwurf nur ein weiteres ungerechtes Leid in einem Leben voller Hürden? Die Tochter weiß es nicht einzuschätzen, verdrängte was einst geschah. Denn die Frage stand schon einmal im Raum. Ist ihre Mutter eine Mörderin? Kann der Vorwurf zweimal innerhalb von 18 Jahren Zufall sein? Trickreich werden wir zu Beginn des Films Zeuge der angeblichen Tat aus einem Blickwinkel, der Schuld suggeriert. Das soll kein Mordversuch sein? Zurecht beginnen wir trotzdem mit der Zeit zu zweifeln, in einem Szenario, das glücklicher Weise trotz allerhand Klischees nicht rein zum Betroffenheitsdrama wird, sondern dank guter Mimen, toller Fotografien und gekonnter Inszenierung zu einem sehenswerten Psycho-Drama wird, durch die Vorlage Stephen Kings in mancherlei Punkten freilich vorhersehbar ausgefallen (seinetwegen auch das Meer an Klischees). Nichtsdestotrotz ist das fertige Produkt ein interessanter Film, und er bleibt dies bei immerhin über 120 Minuten Laufzeit. Neben der Frage nach Täterin oder nicht, geht es mitunter auch um die persönlich empfundene Rechtfertigung. Hat man unter bestimmten Lebensumständen das Recht zu morden? Leider bekommt man in "Dolores Claiborne" (Originaltitel) stets das Gefühl, die Frage unterschwellig beantwortet zu bekommen. Ein Schweben dieser Frage unbeantwortet über den Geschehnissen hätte mir besser gefallen. Ebenso der Aspekt, dass der Verdacht des sich an der Tochter vergreifenden Vaters ungelüftet bliebe, Interpretation für den Zuschauer quasi. Doch "Dolores" ist kein europäisches Drama, in den USA muss alles beantwortet werden und am Schluss Gerechtigkeit erhalten. Das mag nicht konsequent sein, ändert aber auch im Bereich des sich zur Unterhaltung verpflichtenden US-Dramas nichts daran, einen bewegenden Stoff mitzuerleben, der erst nach und nach seine Wahrheiten lüftet. Wiki
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