19.05.2023

SHERLOCK HOLMES (1967)

Krimi-Experte Paul May inszenierte für das deutsche Fernsehen 1967 sechs Folgen einer "Sherlock Holmes"-Serie, die nicht nur durch ihr Schwarz/Weiß-Bild älter anmutet, sondern auch durch die sehr steife und zurückhaltende Umsetzung. Im Theaterstil gedreht und vor dementsprechender Kulisse auch in derartiger Form geschauspielert, erleben wir eine recht zurückhaltende, unaufgeregte, in vielerlei Punkten subtil eingefangene Art, die Geschichten zu erzählen, die zwischen 52 und 65 Minuten Laufzeit in Anspruch nehmen. Ein etwas arg zäher Anfang mit der Episode "Das gefleckte Band" ernüchtert etwas zu sehr, ausgerechnet zu Beginn der Serie, bekommt man hier doch einen relativ uninteressanten Fall serviert, dessen Geheimnisse nicht aufregend genug sind und deren Ergründung nicht viel Kombinationsgabe des Titelhelden erfordert. Mit nur wenig Darstellern besetzt, fehlt dem zu monotonen Fall das gewisse Etwas und die nötigen Schauwerte, um für genügend Abwechslung zu sorgen. Zwar bekommen die fünft weiteren Episoden nicht gerade mehr Pepp, definitiv aber mehr Charme. Genügend, um zu akzeptieren, dass es an pfiffigen Wendungen und einer beeindruckenden Logik des Detektivs so gut wie nie bedarf, was alle Fälle weit schlichter erscheinen lässt, als man es zur Thematik anderer Verfilmungen gewohnt ist. 

Dennoch bereitet es Freude den simplen und arg braven Abenteuern in dieser Version beizuwohnen. Seien es die Running Gags, z.B. das Archiv der Dokumentation vergangener Fälle betreffend, den Regenschirminhalt Watsons, oder dessen Armeerevolver, an wiederholter Augenzwinkerei mangelt es nicht, ebenso an gewitzten, wenn auch völlig harmlosen, Wortwechseln, insbesondere zwischen Holmes und seiner recht skurril besetzten Haushälterin. Der überholte Zeitgeist ist stets spürbar, manchmal auch in den Sprüchen, die einen mittlerweile teilweise selbstverständlich vorkommen, damals jedoch noch flappsigen Charakter besaßen. Selbiges gilt für viel zu frühe Verdachtsmomente, insbesondere im letzten Fall von "Das Haus bei den Blutbuchen". Auch von der Ferne sofort erkennbare Fallen, wie in "Die Liga der Rothaarigen", werden hier noch als raffiniert und schwer zu lösen dargestellt und dementsprechend als überraschende Auflösung am Schluss serviert. Ein gewisser Retrocharme spielt also definitiv mit, um Freude an der Serie zu haben, bei all den Einbußen, die man mit Blick von heute bezüglich der reinen Krimi-Thematik einstecken muss. 

Die Darsteller machen viel am Gefallen, bzw. Nichtgefallen der Serie aus. Abgesehen von Watson zwar stets gewöhnungsbedürftig besetzt, wissen Hauptfiguren, als auch wiederkehrende Nebenfiguren mit der Zeit zu überzeugen oder auszureichen, so auch Lestrade und Bruder Mycroft, die alle ihren Platz in der kurz laufenden Serie finden. Heimlicher Star ist jedoch mehrfach erwähnter Dr. Watson, der zwar dümmlich geraten ist, aber zu genüge von Holmes respektiert ist. Seinen fehlenden Durchblick möchte er sich meist nicht anmerken lassen, in der Nachahmung und dem Nachplappern von Holmes versucht er dessen Intelligenz zu gewinnen, und seine medizinischen Äußerungen lassen vermuten, dass er auch innerhalb der von ihm gelernten Branche nicht gerade ein Ass ist. All diese humorvollen Momente dominieren jedoch nie das Geschehen, sie bereichern es im Hintergrund, zumal vieles davon in der staubtrocken dargebotenen Art wie erwähnt fast schon subtil anmuten. Es mag etwas guter Wille vom Publikum gefordert sein, aber gibt man einer derart überholten Serie eine faire Chance, weiß sie simpel zu unterhalten, ohne gleich zur Lieblingskost zu werden. Ein paar Folgen mehr hätten es aber dann doch sein dürfen.  Wiki

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