19.05.2023

HALLOWEEN - H20 (1998)

"Scream" hatte frisch das Genre des Slashers wieder aufleben lassen, da entschied man sich auch den Ur-Vater dieser Gattung Horrorfilm fortzusetzen, 20 Jahre nach dem Original. Und was soll man sagen? Meiner Meinung nach ist dabei die beste Fortsetzung von Carpenters Original herausgekommen, meisterlich inszeniert von Steve Miner, der bereits mit "Freitag der 13. 2" und "Freitag der 13. 3" bewies, dass er diese Art Film beherrscht. Und ihm gelingt etwas, das wahrlich zu beeindrucken weiß, er bekommt den alten Stil und den seinerzeit modernen gekonnt miteinander kombiniert und konnte damit sowohl die alte Generation Horrorfan, als auch die neue zur Entstehungszeit als Zuschauergruppe gewinnen. Dabei spielen die Teenager gar nicht mal eine solch große Rolle, im Vergleich zur Erwachsenenriege. Und ob heute noch Kids mit dem Ergebnis zu locken wären, sei ohnehin einmal dahingestellt, denn "Halloween H20: 20 Years Later" (Originaltitel) lässt sich Zeit. 

Nach einer intensiven Eingangssequenz, folgt während des Vorspanns eine nostalgisch anmutende Erklärung dessen was Michael ist, damit auch Nichtkenner der Materie mit an Bord geholt werden können. Und dann lässt sich das Drehbuch viel Zeit. Wir lernen die Figuren kennen, erfahren was aus Laurie wurde und wie sie mit den Geschehnissen von einst umging. Und erst wenn sie beginnt zu verstehen, warum Michael ausgerechnet in dieser Nacht nach 20 Jahren auftauchen wird, beginnt das nervenkitzelnde letzte Drittel, das sämtliche Spannungsfäden gekonnt zieht. Dass das Ganze vorher und in dieser Phase trotz bereits bekanntem Muster so derart gut funktioniert, liegt daran, dass das Familiendrama derart intensiv mitschwingt. Mag manches Problem zwischen Mutter und Sohn auch aufgesetzt wirken, das Dilemma zwischen Bruder und Schwester wirkt umso mehr, gerade in den zwei Momenten, in welchen Laurie und Michael sich Auge in Auge gegenüber stehen. Hier herrscht ein Hoch der Gefühle. Selten erlebte die Reihe derart intensive und gleichzeitig psychologisch intelligente Sequenzen wie hier. 

Augenzwinkernd zur Familienthematik treffen Mutter und Tochter aus dem wahren Leben, Jamie Lee Curtis ("Halloween") und Janet Leigh ("Psycho"), aufeinander, inklusive Wortspielerei diesbezüglich und einem versteckten melodischen Zitat aus Hitchcocks Werk, welches neben den italienischen Gialli als cineastischer Vorreiter des Slasher-Genres gilt. Damit an Anspielungen nicht genug: während in "Scream" "Halloween" als Ehrverbeugung im Fernsehen laufen darf, revanchiert man sich im hier besprochenen Werk mit Cravens Slasher im TV. Trotz solch augenzwinkernder Spielereien ist "Halloween 7" (Alternativtitel), der "Halloween 2" fortsetzt und die Teile 4 bis 6 dementsprechend ignoriert (Teil 3 handelte nicht von Michael Myers), ein waschechter Horrorthriller, der nicht wie "Scream" das Sub-Genre ironisch aushebelt, sondern es ein weiteres Mal auf klassische Art serviert. Es ist schön dass dabei nicht eine x-beliebige Fortsetzung entstanden ist, mit original Darstellern von einst an Bord (wie leider mehrfach in der "Terminator"-Reihe geschehen), sondern eine durchdachte, erzählenswerte und konsequente Geschichte, welche die Ereignisse von einst zu Ende erzählt und hintergründig, wie vordergründig das Gesamtwerk abrundet und bereichert. 

Um dies zu unterstreichen, setzt man einen finalen Punkt, der nicht fortzusetzen ist, was mit "Halloween - Resurrection" zwar dennoch geschehen ist, aber nur unter hanebüchenen Ausreden. Die Geschichte ist zu Ende erzählt, und sie würdigt die Straude-Figur weit mehr, als die "Halloween"-Trilogie, die 2018 ebenfalls mit Jamie Lee Curtis an Bord startete und hierfür alle Teile außer den Originalfilm Carpenters ignorierte. Wer sich nicht die kompletten Filme dieser unübersichtlich gewordenen Kino-Reihe geben will, ist mit den ersten beiden Werken und dem hier besprochenen gut bedient. Mag auch "H20" (Alternativtitel) nicht an den genialen ersten Auftritt Myers' heran reichen, er ist dennoch eine hervorragende Fortsetzung, die all das bietet, was man sich von einem guten "Halloween"-Film erhofft - außer man ist nur auf eine Schlachtplatte aus. Für ein derart primitives Ziel ist er viel zu anspruchsvoll ausgefallen und funktioniert dennoch als Unterhaltung- anstatt als Pseudo-Arthouse-Film.  Wiki

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