Graf Yorga ist nicht halb so überzeugend besetzt wie Dracula mit Christopher Lee. Kelljan erschafft nur wenige atmosphärische Momente, so z.B. einen mit einem Pärchen im Kleinbus bei Nacht in der Nähe Yorgas Schlosses, und selbst solche naiv eingefangenen Momente sind nur mit viel Wohlwollen als stimmig zu bezeichnen. Ob es die Seance ist, das Treffen im Schloss kurz vor Sonnenaufgang, der Regisseur bekommt die brauchbaren Vorlagen nie überzeugend genug eingefangen, um daraus einen netten, kleinen Gruselfilm zu zaubern, der dauerhaft naiv unterhält. Fairer Weise muss man aber sagen, dass er auch nicht gerade von einem überzeugenden Drehbuch unterstützt wird. Nicht nur dass es den Plot derart geschwätzig ausfallen lässt, um manch tatsächliche Ereignisse und Schauwerte aktiv zu umgehen, es leistet auch keine gute Arbeit in der Überzeugung der Charaktere es mit einem Vampir zu tun zu haben, was eigentlich recht wichtig wäre bei den zwingend damit einhergehenden morbiden Maßnahmen, die getätigt werden müssen. Und dass es seine Figuren auch in anderen Punkten kein bisschen clever agieren lässt, verärgert am meisten.
Der intellektuelle Anführer der Truppe, die von Yorga bedroht wird, handelt nicht einen Hauch raffiniert improvisiert, um Yorga bis zum Morgengrauen abzulenken und wirkt mit seinem verzweifelten Geschwätz stattdessen lediglich wie ein aufdringlicher Gast. Versuch Nummer Zwei eine Nacht später endet mit erbärmlich selbst zusammengezimmerten Pflöcken und Kreuzen, die ausreichen sollen einen Jahrhunderte alten Vampir ohne weiter ausgearbeitete Strategie auszuschalten. Und der Graf, von dem gesagt wird er wäre wegen der vielen Jahre, die er Erfahrungen und Erkenntnisse sammelnd überdauerte, so hoch intelligent, nutzt diese nicht und beschließt stattdessen im Finalkampf derart brachial auf seinen Feind loszugehen, dass es nicht verwundern darf, dass der es selbst als Amateur zufällig schafft, den ach wie mächtigen Untoten zu besiegen. Hätte es in "The Loves of Count Yorga, Vampire" (Alternativtitel) vorher eine funktionierende Mystik rund um den Grafen gegeben, man wäre sich bei diesem peinlichen Ableben verarscht vorgekommen.
Außerdem muss mir mal wer erklären, dass wenn jedem (auch der hier gezeigten Gruppe junger Menschen) der Begriff des Vampirs in den 70er Jahren durch Kino und Literatur bekannt genug ist, um an dieser Theorie in der Wirklichkeit zu zweifeln, trotzdem jede grundlegende Erkenntnis über Blutsaugen, Kreuze, Tageslicht und der Fähigkeit zur Hypnose und zum Verwandeln anderer in Vampire als völlig neue Information, erhalten über einen wissenschaftlichen Experten, dargestellt wird, welche die Figuren staunen und zweifeln lässt, so als hätten sie noch nie von alle dem in Bezug auf das Thema Vampir gehört. Ob sie zumindest von den spitzen Zähnchen wussten? Welches Medium haben sie konsumiert, welches Gespräch aufgefangen, um nichts weiter als den Begriff Vampir zu kennen? Dies ist ein schönes Beispiel, um darzulegen wie naiv und undurchdacht "Junges Blut für Dracula" ausgefallen ist. Das mag mit halber Backe geguckt noch brauchbar für einen Filmabend für sich alleine reichen, während man nebenbei anderer Tätigkeiten nachgeht, ist aber alles andere als ein Retro-Tipp, nicht einmal aufgrund der Defizite zu genüge belustigender Trash. Die Geschichte um Graf Yorga ist nichts Halbes und nichts Ganzes und lediglich auf die Schnelle konzipiert, um Dracula Konkurrenz zu machen. OFDb
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