Will Randall wird des nachts bei Vollmond von einem Wolf gebissen. Auf der Arbeit als Verleger frisch entlassen, wächst im eher passiven Arbeitnehmer der Kampfgeist um seinen Job. Und auch sämtliche Sinne sind mittlerweile weiter ausgeprägt als üblich. Will geht von einer Besessenheit durch das Tier, das ihn biss, aus und forscht nach...
Die Schöne und der Wolf...Zur selben Zeit als mit Anthony Hopkins als "Dracula", Julia Roberts als "Mary Reilly", das Dienstmädchen von Dr. Jekyll, und Robert DeNiro als das Monster in "Frankenstein" die Kreaturen der klassischen Horrorliteratur und ihrer Verfilmungen durch Großstudios wiederentdeckt wurden, da kam auch der prominent besetzte "Wolf" in die Kinos, der im Gegensatz zu den Vergleichsfilmen, trotz des Werkes "Der Wolfsmensch", keinen direkten Bezug zu seinem klassischen Ebenbild bekam. Das hat auch seinen Grund, ebenso wie der Name "Wolf", anstatt die Nennung eines Werwolfs im Titel, denn das von Mike Nichols inszenierte Horror-Drama ist eigenständiger, als es zunächst scheint. Lediglich in eine Story um den Kampf um eine Arbeitsstelle integriert, grast "Wolf - Das Tier im Manne" (Alternativtitel) zunächst die klassischen Stationen von Werwolfgeschichten ab, mutet dabei ein wenig wie die Entstehungsgeschichte um einen Superhelden an, wenn Will seine neu gewonnenen Fähigkeiten entdeckt, wirkt aber ansonsten wie die Standardgeschichte seines Sub-Genres, versehen mit den üblichen Zutaten Hollywoods, was dem reinen Genre-Fan meist nicht schmeckt.
Soll der ruhig meckern, die Figurenzeichnung, das Drama und wohin sich dieses entwickelt, sind hervorragend geschrieben, in geglückten Dialogen dargeboten und inszeniert in einem Mix aus modernem Kino der Großproduktionen und dem klassischen Gruselfilm, so direkt wie die Kameraufnahmen Vergangenes zu zitieren scheinen, wenn auch mehr an das Kino der 60er Jahre erinnernd, anstatt an die Werwolf-Hochzeit der 40er Jahre. Es wird mehr geredet als gegruselt, und das Drama dominiert den Horroranteil, aber genau so ist "Wolf" geglückt wie er ist, weiß in dem persönlichen Fortschritt seiner Identifikationsfigur in der Arbeitswelt ebenso zu gefallen, wie in den bedrohlichen Aspekten des Stoffes, deren Wandel von Gut zu Böse man als erfahrener Zuschauer im Horrorbereich erahnen kann. Aber selbst diese vorausgesehene Überraschung zum Finale hin, zerstört nicht den professionellen, beeindruckenden und atmosphärisch dichten Stil eines Filmes, der genau das geworden ist, was er sein wollte. Der zu erwartenden Überraschung folgt eine wirkliche, die "Wolf" zu etwas Selbstständigen macht und damit zugleich die nicht nur nebenbei abgearbeitete Liebesgeschichte legitimiert, die zurecht zum Zentrum der Geschichte gehört.
Freilich wird auf dem Weg dorthin auf allerlei Klischees gesetzt, dies nicht nur in Bezug auf die Gruselthematik, auch im Charakterbereich, aber das geht in Ordnung, denn trotz Schwerpunkt Drama ist "Wolf" im Kino zu Hause, anstatt in der unseren Realität, muss also nicht authentisch erscheinen, sondern darf die Luft der Filmwelten atmen. Und da jeder zudem perfekt für seine jeweilige Rolle besetzt wurde, gibt es nichts zu meckern. Ein atmosphärischer Soundtrack sorgt für den Rest. Und so wird der mit einer liebevoll pointierten Schlussszene gesegnete Film zu einem Liebhaberstück zum Immerwiedergucken, zumindest für jene Art Filmfreund, die keinen reinen, geschweige denn harten Horrorstoff benötigen und im erwachsen erzählten Bereich nicht zwingend Arthouse-Niveau benötigen. "Wolf" ist professionell erzählter Mainstream, jedoch cleverer und kreativer geartet, als dieser üblicher Weise ausfällt, langsamer mit Blick auf die wichtigen Nebensächlichkeiten erzählt, als es der Blockbuster von heute tut, und das Innenleben der Charaktere zur größten Wichtigkeit erklärt, wie es jeder bessere Film tut. Damit wird "Wolf" zu einer Wundertüte für Cineasten und Filmkonsumenten gleichermaßen. Wiki
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