Bill arbeitet an der Essensausgabe in der Universität in welcher der Doktor unterrichtet. Seine Vorlesungen sind sehr beliebt, deswegen besucht auch Bill als Nicht-Studentin diese, was dem Zeitreisenden auffällt, so dass er sie unter seine Fittiche nimmt. Gemeinsam reisen sie durch Zeit und Raum, sehr zum Ärgernis seines Begleiters Nardole, der im Auftrag des Time Lords gucken soll, dass dieser seine Aufgabe erfüllt, denn der hat immerhin einen Eid abgelegt 1000 Jahre lang nicht zu vereisen, um etwas zu bewachen, das im Keller der Universität in einem geheimen, großen Tresor aufbewahrt wird...
Der Tutor...Dass der Doktor theoretisch gesehen nicht vereisen darf, ist keine Vorgabe einer vorangegangenen Geschichte, sondern wird uns in den ersten Folge dieser Staffel so nach und nach per Rückblick erklärt. Was sich im zu bewachenden Tresor befindet, wird überraschenderweise bereits zur Hälfte dieser Staffel gelüftet, was sich als gute Wahl herausstellt, so viel man von da an mit dem Eingeweihtsein des Zuschauers anzufangen weiß. Ein Jahr lang musste man auf die nächste Staffel nach der 9. warten, vertröstet wurde man bis dahin mit zwei sympathischen Weihnachtsspecials. Ich habe einmal gelesen, dass die Besetzung des zwölften Doktors nicht gerade zu den beliebtesten gehört (was ich nicht verstehen kann, so großartig wie er seine Interpretation des Zeitreisenden auslebt), da ist es schön zu sehen, dass man sich in einer möglichen Zeit der Neuorientierung (warum sonst ein Jahr Pause?) nicht von ihm getrennt hat. Das Jahr 2017 wird, samt angehangenem Special, sein letztes sein, und das gönnt sich noch einmal 12 Folgen, wie gewohnt.
Matt Lucas bleibt ihm als Mitreisender erhalten, das ist okay, nicht großartig, aber okay. Was sich jedoch als Fehler erweist, ist die Wahl der neuen Mitreisenden Bill, die nicht ansatzweise an den Intellekt ihrer Vorgänger heranreichen kann, und immer nur hohl, überrascht und/oder empört guckt, wenn etwas besonderes passiert, was auf den Reisen mit dem Doc letztendlich somit zum Dauerzustand wird. Es gelingt den Autoren nicht nachvollziehbar zu machen, warum der Doktor sich für sie interessiert, warum er tiefe Gefühle zu ihr aufbaut, sprich warum sie typisch bedeutend für ihn wird, wie seine bisherigen Begleiterinnen. Eine solch stumpfe, kaum über den eigenen Tellerrand blickende Begleiterin gab es meiner Kenntnis nach seit dem zweiten Doktor nicht mehr, wenn dieser mit einem Schotten mit einer im klassischen Frauenmuster festsitzenden Frau seine Abenteuer erlebte, bevor diese durch eine taffe Begleiterin ersetzt wurde. Bill besitzt nichts von dem, was der Time Lord bislang an Menschen zu schätzen wusste, sie hat zudem keine besondere Bedeutung in Zeit und Raum und bildet lediglich den moralischen Kompass des Time Lords - und dies auch nur recht dürftig, so unreflektiert wie ihre Moral begründet ist. Auch sie muss stets gerettet werden, beweist zwar immer wieder Mut, aber keinerlei eigene Ideen und Motivationen.
Dass sie lesbisch ist, sorgt für die ein oder andere besondere Situation, letztendlich ist es aber schön zu sehen, dass der sexuellen Orientierung nicht mehr oder weniger Bedeutung zugeschrieben wird, wie es bei den restlichen Figuren der Serie bislang immer der Fall war. Die Besetzung einer Schwarzen mit dem Charaktermerkmal einer Lesbe ließ diesbezüglich im Geist der Entstehungszeit unangenehmes erwarten. Was man stattdessen in diesem Zeitgeist erblickt, ist eine deutlichere Linksorientierung des Doktors. Er war schon immer Anwalt des Menschen, es waren seine Schutzbefohlenen, und er war gegen Krieg, Ausbeuterei, er war stets der Bewahrer der Freiheit eines jeden, und nun tut er dies so, wie es modern in den 10er Jahren war und in den 20ern bleiben sollte. Entsprechend hart geht man mit Kapitalismus und ähnlich mit links konkurrierenden Weltbildern um, was den Doktor lediglich nicht mehr all zu weise wirken lässt, einen größeren Schaden nimmt die Serie mit dieser Links-Orientierung glücklicher Weise nicht davon. Dies in Kombination mit der viel zu hohl eingefangenen Bill, die lediglich zum Sprachrohr für Minderheiten wird, ohne das Potential zu beweisen dem Time Lord würdig zu sein, lässt das Ganze jedoch auffälliger werden, so dass man es als Freund der Reihe auch nicht mal ebenso ignoriert bekommt. Umso schöner ist es zu sehen, dass es im Finale für beide Begleiter heißt Abschied zu nehmen, und passend zum nur emotionalen Part Bills, so ganz ohne den Hauch intellektueller Tiefe, bekommt diese ein sich esoterisch anfühlendes Kitsch-Szenario zum Abschied beschert, das ausnahmsweise nicht zu bewegen weiß, aber zumindest auch nicht völlig geistlos anmutet, so wunderbar wie es gekonnt getarnt durch ein vorheriges Abenteuer der ersten Staffelhälfte vorbereitet wurde.
Die Abenteuer der 10. Staffel wissen zu gefallen, auch wenn die Daleks diesmal nur einen Gastauftritt absolvieren dürfen. Der Aufenthalt auf einem Planeten, auf dem man nur glücklich sein darf, gehört zu den besonders schönen Ideen, zumal er eine tolle Wendung erhält. Auch die Idee eines neu aufgebauten Faschismus weiß zu gefallen. Lediglich die Verursachung durch Bill und ihre Selbstgerechtigkeit dem Doktor hinterher gegenüber, samt dass dieser ihren mentalen Angriff gegen ihn charakterlich gut heißt, sorgen für bittere Momente und beerdigen die mögliche Sympathie Bills endgültig, die nach Willen der Autoren tatsächlich sympathisch sein soll, mit dieser dummen Art jedoch lediglich verärgert. Im Who-Universum lässt sich alles wieder gerade rücken, auch die Diktatur der Mönche, um die es in einem Zweiteiler geht, und deswegen wird Bill mal ebenso verziehen was sie der Menschheit antat, nun ja... was soll's... Kompromisslos interessant wird es in der einstündigen Finalfolge, die zwei Schauspieler (fast) der selben Rolle spielfreudig zusammenführt und kreativ zu nutzen weiß, inklusive einer augenzwinkernden Wendung im Ableben eben dieser Figuren, was sich unglaublich emotional schaut und umso bedeutender anmutet, da der Doktor von dem entscheidenden Aspekt der Schlusssituation nichts mitbekommt und einen dort stattfindenden mentalen Wandel, der ihm sehr wichtig gewesen wäre, nie erfahren wird.
Allein deswegen stört es nicht weiter, dass Bills Geschichte selbst in ihrem Abschied nicht zu bewegen weiß, Nardole lediglich einen augenzwinkernden Abschied beschert bekam, wo er doch eh immer nur als humorvoller Sidekick her hielt, und sich ohnehin alles insgesamt nicht zu hochgeschaukelt präsentiert. Jedes Abenteuer weiß zu gefallen, und es geht natürlich immer wieder auch mal um das Ende der Welt, aber Staffel 10 kommt bodenständiger daher als üblich, dies bezogen auf seine Unaufgeregtheit, nicht aufgrund mangelnder Kreativität. Aber es fällt schon auf, dass solch bewegende Momente, wie in den zwei Vorgänger-Specials der zehnten Staffel, oder wie durch zwei Randfiguren in der Finalfolge enthalten, kaum vorhanden sind. So sehr mir Peter Capaldi in der Titelrolle auch gefällt, aber sein letztes Serienjahr fiel recht unauffällig aus. Jede Geschichte mag, wie bereits erwähnt, gefallen, aber einen wahren Höhepunkt erlebt man nicht. Hoffentlich wurde ihm ein solcher zumindest zu seinem Abschied im Serien-Special "Doctor Who - Aus der Zeit gefallen" beschert. Ich werde berichten... Wiki
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