17.09.2012

THE BEAST THAT KILLED WOMEN (1965)

Ein Gorilla macht ein Nudisten-Camp unsicher und tötet eine Frau. Die Polizei versucht das Monstrum einzufangen...

Zum Affen gemacht...
 
Ich habe in meinem Leben schon eine Menge Schund gesehen, aber "The Beast That Killed Women" setzt neue Maßstäbe. In einem Nudistencamp lauert ein Gorilla Frauen auf, um diese zu ermorden. Das mag im Filmtitel nach vielen Opfern klingen, aber eigentlich ist der Name Trug. Im ganzen Streifen erleben wir lediglich eine Ermordung. Da die Mehrzahl im Titel reißerischer klingt und Menschen ins Kino lockt, hängt man sich freilich nicht dran auf.

Auf gewisse Weise ist die hier besprochene Zuschauerverarsche faszinierend zu nennen. Von einem kurzen Affenauftritt zu Beginn und einem kurzen Polizeiverhör einmal abgesehen, schaut sich die komplette erste viertel Stunde wie der Werbefilm eines Nudistencamps. Zu fröhlicher Musik beobachten wir jede Menge Nackedeis bei ihrem Alltagstreiben im Nudistenurlaub. Selbst wenn der Affe das erste Mal zuschlägt, bleibt die Atmosphäre im Camp gediegen, es finden kleine ängstliche Gespräche statt, aber das Nudistenleben wird nicht ernsthaft gestört.

Stattdessen geht das "Werbevideo" weiter und dies strenggenommen eigentlich bis zum Schluss des Filmes. Man sieht weiterhin Menschen im Adams- und Evakostüm, die zum Zeitvertreib gelegentlich zu grotesk anmutender fröhlicher Musik tanzen, ähnlich als befinde man sich im Schlumpfendorf, wenn auch ohne Hose bekleidet. Jegliches Umherirren nackter Leute durch die Botanik, oder auch Nackedeis die in einen Pool springen, wird in endlos scheinenden Kameraeinstellungen in einer Art Dauerschleife gezeigt. Ein unbekleideter Mensch folgt dem nächsten, um das selbe zu machen wie alle zuvor. Da hat der Regisseur echte Ausdauer bewiesen und erwartet diese auch vom Zuschauer.

Die mörderische Attacke des Gorillas verläuft blutleer. Fast menschlich erwürgt das Biest sein Opfer. Der Gorilla wird durch ein filmübliches Kostüm dargestellt, so wie es manch einer eventuell aus "Die Glücksritter", „Der Mann mit zwei Gehirnen“ oder "Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K" kennt. Mit anderen Worten: es sieht geradezu offensichtlich wie ein Kostüm aus, soll aber laut Geschichte ein echtes Tier sein. Schnell wird klar, dass man den Gedanken an einen Mörder im Affenkostüm streichen muss.

Beim zweiten Angriff attackiert der Affe ein Paar, die Frau entkommt, und ihr Kerl wird vom Vieh ins Wasser geschupst. Die dritte Attacke ist bereits eine von der Polizei gestellte Falle. Der Gorilla greift an, die Polizei kommt aus ihrem Versteck, das Biest flieht, es wird erfolglos geschossen, der Gorilla läuft und läuft, man schießt erneut, und das Biest ist tot.

Aber ist der Film deshalb zu Ende? Nein, er geht noch weiter, was den Zuschauer, zumindest mich trotz des hier dokumentierten Vollschrotts, doch noch neugierig machte. Gibt es einen zweiten Affen? Hat der erste doch noch überlebt? Gibt es irgendeine Wendung in der Handlung? Immerhin fehlen dem Film zu diesem Zeitpunkt noch etwa 10 Minuten. Aber nein! „The Beast That Killed Women“ läuft penetrant weiter, um uns weiterhin nackte Haut zu zeigen und zu demonstrieren wie lustig das Nudistenleben ist. Wenn das Wort Ende zu lesen ist, ist dies der größte Überraschungsmoment des ganzen Streifens, wird das Alltagsszenario der Nudisten doch urplötzlich unterbrochen.

Dass in diesen letzten 10 Minuten wirklich gar nichts passiert, überrascht zwar, der Zuschauer ist es aber eigentlich schon vom Restfilm gewohnt. Wie erwähnt wird 15 Minuten Nackedei-Urlaub gezeigt bis es zum ersten Opfer kommt. Zum Auffinden des Opfers, dem Benachrichtigen der Polizei und dem Abtransportieren der Leiche braucht der Film 10 Minuten. Das lustige daran ist, dass der Abtransport der Leiche davon geschätzte 8 Minuten Laufzeit einnimmt. Der Krankenwagen kommt angefahren, parkt nun erst einmal in aller Seelenruhe, wird dabei in eine Parklücke hineingewunken die selbst ein Hausmütterchen locker gepackt hätte, dann stampfen die Pfleger gefolgt von Polizisten mit der Trage durch das Camp, die Leiche wird aufgehoben, zum Wagen gebracht, und dann wird auch noch in aller Ruhe das Starten und Davonfahren des Wagens gezeigt. Da braucht man als Zuschauer schon wahre Geduld. Aber gerade diese dreiste Haltung der Filmschaffenden macht den Film letztendlich so außergewöhnlich für einen schundigen Langeweiler.

„The Beast That Killed Women“ ist nicht wirklich ernst gemeint, auch wenn er nicht als Komödie angelegt ist. Ein offiziell absichtlicher Gag hat sich dennoch in den Film verlaufen: ein Mann wird aus einem Krankenhaus entlassen. Die Pflegerin gibt ihm die Hose, damit er sich anziehen kann und dreht sich nicht weg. Der Patient geniert sich und weigert sich sie anzuziehen. Daraufhin spottet die Pflegerin (übersetzt): "Und so was will Nudist sein!" Fips Asmussen und seine Altherrenwitze lassen grüßen.

Egal ob etwas passiert oder nicht (letzteres öfter als einem lieb ist): die Kamera hält immer drauf. Die penetranteste Szene dieser Art zeigt eine Frau, die sich mit einer anderen auf einem Stuhl sitzenden Frau unterhält. Ihr Kopf ist während der kompletten Szene nicht zu sehen, um so deutlicher ihre Oberweite. Am Ende des Gespräches steht sie auf, und die regungslose Kamera filmt den Stuhl, auf dem sie saß. Zumindest wurde auf diesen nun nicht auch noch endlos draufgehalten.

Trotz all seiner enthaltenden Nacktheit ist dieses Werk, typisch Amis, erschreckend prüde ausgefallen. Komplett nackt werden Menschen nur von hinten gezeigt, meist Frauen, Kerle eher selten. In Aufnahmen mit Menschenmassen sind die Darsteller meist komplett entkleidet. Hat die Story einen Dialog, bei welchem die Kamera näher ran muss, sind die Darsteller stets nur oben entblößt. Wenn sie in der Ausnahme dann doch einmal komplett nackt sind, gibt es in solcherlei Szenen stets ein Handtuch oder ähnliches was ihren Unterleib verdeckt.

Barry Mahon wollte scheinbar ein Werk für Kerle drehen, deswegen bekommen wir auch fast nur Frauen zu sehen. Sie unterhalten sich nackt, oder legen sich aus Angst vor dem Mörder im Evakostüm zueinander ins Bett. Männer, die im Film etwas sagen, sind meist Polizisten und damit angezogen. Wenn dann doch einmal ein männlicher Nudist zu Wort kommt, hat er mindestens eine kurze Hose an, wenn er nicht sogar komplett angezogen agieren muss. Bis auf vereinzelte Sekunden-Auftritte sind hier tatsächlich nur die Frauen nackt. Und dank der amerikanischen Prüderie ist nicht einmal dies aufregend ausgefallen.

Auf eine bestimmte Szene möchte ich noch gerne zu sprechen kommen: das zweite Opfer des Affen, welches wie bereits erwähnt überlebt hat, wird von der Polizei befragt wer die Tat begangen hat. Was macht die Intelligenzbestie? Sie spricht von einem Monster anstatt von einem Gorilla. Der faire Zuschauer mag nun großzügig argumentieren dass der Schock ihr noch im Nacken sitzen mag. Nun hakt der Polizist jedoch weiter nach, und die Frau sagt das Wesen war ein Tier, groß wie ein Mensch, dunkel und behaart. Was es denn für ein Tier sei, fragt der Polizist, und sie tippt auf einen Bären. Erst als der Gesetzeshüter sie definitiv fragt, ob es denn ein Gorilla gewesen sein könnte, stimmt sie ihm zu, und dies auf recht unsichere Art. Das guckt sich sehr lustig.

Der Film ist nicht im deutschen Sprachraum herausgekommen. Ich habe ihn deswegen auf englisch geguckt, und obwohl ich eigentlich ein Mensch mit mäßigen Englischkenntnissen bin, war die Fremdsprache in diesem Werk kein Problem. Obwohl die Tonspur manchmal rauschte, waren die deutlich sprechenden Darsteller gut zu verstehen. Zu Hilfe kam mir auch das Untalent der „Schauspieler“. Sie betonten ihre Sätze ähnlich billig ausgesprochen wie ein deutscher Urlauber in England, und die Sätze waren außerdem meist in einfachstem Vokabular gehalten.

Der komplette Streifen geht nur 60 Minuten lang, deswegen ist er trotz seiner Längen für hartgesottene Freunde von auf Zelluloid gebannten Müll ein halbwegs lustiges Happening. Dennoch erschreckt es, wie lange einem eine Stunde vorkommen kann. Mag sein, dass der ein oder andere extreme Fan von nackter Haut noch seinen Spaß haben wird, aber ansonsten bezweifle ich, dass es für "The Beast That Killed Women" überhaupt ein ernsthaftes Zielpublikum gibt.  OFDb

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