Im Nachkriegs-Deutschland freundet sich Schneider Wibbel mit dem
schottischen Soldaten Bosty an. Gemeinsam gehen sie Karneval feiern.
Wibbel geht in der Uniform von Bosty. Deswegen muss der Schneider für
drei Wochen ins Gefängnis gehen, überredet jedoch einen Mitarbeiter dies
für ihn zu tun. Dummerweise stirbt der während „seiner“ Haft, und von
nun an gilt Schneider Wibbel als tot...
Ein Schneider im Schottenrock...
„Schneider Wibbel“ (Alternativtitel) ist schon über ein halbes Dutzend mal verfilmt worden, nur das eine Mal mit Heinz Rühmann unter einem anderen Titel, nämlich „Das Sonntagskind“. Die Geschichte ist gar nicht mal uninteressant, deswegen denke ich dass die ein oder andere Verfilmung etwas taugen mag. Ich kenne nur diese, und die hat die charmante Idee in den Sand gesetzt.
Über Gesang in einer Komödie kann man streiten. Ich sehe dies nicht so gerne, es macht mir einen guten Film aber auch nicht kaputt. „Das Sonntagskind“ weist leider auch an anderer Stelle deutliche Schwächen auf, diesmal auch im sonst so guten Spiel des Schauspielers Rühmann, der seine Figur mit seiner deutschen Fröhlichkeit viel zu überzeichnet. Wibbel ist ein derart fröhlicher Mensch, dass es nervt. Selbst die kritischen, politischen Sprüche, welche die Handschrift eines Ekel Alfred hätten haben können, werden mit solcher Fröhlichkeit ausgesprochen, dass es fast wundert, dass die Frohnatur später daheim eingesperrt und für tot gehalten mürrisch und depressiv wird. Aber selbst diese Phase weiß Rühmann nicht überzeugend darzustellen, macht sein Spiel doch viel mehr den Eindruck eines beleidigten Schulkindes, als den eines aus der Bahn geratenen Erwachsenen.
Auf die Frage was man mit einem für tot geglaubten Leben anfangen kann, weiß die Geschichte keine wirklich interessante Antwort zu geben. Umziehen ist nicht drin, zunächst muss der Tote einen selbstauferlegten Stubenarrest absitzen. Später gibt er sich als sein eigener Zwillingsbruder aus mit einem Lügenmeer, das selbst in einer locker flockig gemeinten Komödie viel zu naiv wirkt, als dass wer glaubhaft darauf hereinfallen kann. Im Film selbst bedarf es aber erst eines gewieften Polizisten hinter die Wahrheit zu kommen, auf die selbst engste Bekannte nicht gestoßen sind.
Wibbels Freunde und Bekannte sind viel mehr damit beschäftigt die Witwe zu umwerben, bevor die Dame den angeblichen Bruder heiratet. In all dem Trubel ist die kurze Trauer um den wirklich umgekommenen Arbeitskollegen Wibbels schnell vergessen, was in enormen Widerspruch steht zur restlichen Figurenzeichnung, die bemüht ist Wibbel als angenehmen Menschen darzustellen, der wegen eines kleinen Verstoßes in ein für ihn untypisches Lügenmeer geraten ist. Immerhin könnte sich dadurch der simple Kern seiner Lügen erklären lassen. Der Mann hat einfach keine Übung darin.
Dennoch hagelt es Widersprüche in magerer Umsetzung. Ein Rühmann-Tipp ist „Das Sonntagskind“ bei weitem nicht. Vor seinem Totalabsturz wird der Film lediglich durch kleine Elemente gerettet, wie der verfressenen Rolle seines zwielichtigen Untergebenen und kleinen Momenten, wie der Gerichtsverhandlung, die zu besagtem Gefängnisaufenthalt führt. Das ist für eine an sich nette Grundidee relativ wenig. Ob man die Schluss-Pointe zu den positiven Dingen zählen kann, ist schwer zu beurteilen. Wirklich geglückt fand ich diese Überraschung nicht.
Wer Rühmann in Uniform sehen will, sollte lieber zu seinem berühmten Klassiker „Der Hauptmann von Köpenik“ greifen, der meiner Meinung nach zwar auch nicht zu seinen Sternstunden zählt, aber unterhaltsamer ist als diese x-te Verfilmung eines bekannten Stoffes. Wer Rühmann in ähnlicher Situation erleben will wie hier, dem sei zu „Mein Schulfreund“ geraten, einer Tragikomödie mit Schwerpunkt Drama, die davon erzählt, wie ein durch einen Trick für geistig behindert erklärter Mann diese Notlüge aus Kriegszeiten nicht mehr los wird. OFDb
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