Ein vor langer Zeit von Indianern erschaffener Dämon erwacht zu neuem
Leben. Der kleine Willy macht gerade Urlaub bei seinem Vater und stellt
fest, dass das Ungeheuer sich häufig im Keller aufhält. Der Herr Papa
glaubt seinem Sohn jedoch kein Sterbenswörtchen...
Die Angst der US-Amerikaner...
„Martin“ machte im Vampirbereich sein Unwesen, „Patrick“ tötete im Koma, also startete die Videofirma VCL in Deutschland die "Anthony"-Reihe. Alles drei sind unzusammengehörende Filme, und das einzige was sie entfernt verbindet ist der Kampf gegen Monstren. „Anthony 2“ ist also ein Teil 1 ohne Fortsetzung, und deshalb bekam er bei mir eine echte Chance, obwohl ich weder an Teil 1 noch an Teil 3 mehr als blasse Routine erkennen konnte. Im Vergleich mit diesen ist Tenneys Film auch wesentlich unterhaltsamer, was u.a. daran liegt, dass er vor unfreiwilliger Komik nur so übersprudelt.
Der Storyaufbau selbst und das Muster dem die Geschichte folgt könnte klassischer nicht sein. Hier ist „Anthony 2“ ein ganz typischer Routinegrusler mit einem zunächst verweigerten Monster, verbreiteten Mythen, abergläubischen Menschen, weisen Indianern, Tunnelblickdenkern und die Wüstenkulisse gibt es ja auch häufig in solchen Filmen. Das Böse ist ein Monster, des Amis liebste Horrorgestalt. Es lauert in einem Tümpel und im Keller – auch sehr klassisch. Durch Willy wird kindliche Angst verarbeitet – auch typisch. Ebenso wie die charakterliche Auswahl der Überlebenden und der Sterbenden. Getötet werden nicht viele, hier ist „Anthony 2“ relativ harmlos, die Morde sind auch nicht überblutig umgesetzt, und das Monster ist nur so lange (für naive Gemüter) unheimlich, wie es nicht zu sehen ist.
Taucht es dann mal auf, sieht es wirklich lustig aus, aber zumindest nicht lieblos zusammengepappt. Hier darf das Trashherz höher hüpfen zwischen sich verarscht vorkommen und doch einen gewissen Grad Sympathie für den zu Fleisch gewordenen Dämon empfinden. Tenneys Horrorbeitrag wird nicht erst mit dem Auftauchen der Kreatur witzig. Schon zuvor darf man allerhand Unsinnigkeiten über sich ergehen lassen. Das Vieh wird unter Kontrolle gehalten durch einen Stock im Boden. Kaum ist dieser nicht bewachte Stab herausgezogen legt das Vieh los. Dieses wurde damals verbannt, da es anstatt die Indianer vor dem weißen Mann zu schützen, auch die Rothäute attackierte. Laut Legende war es schwer aufzuhalten. Nun viele Jahre später reicht es, wenn ein kleiner Bub mit seinem Papa das Vieh auf die Schnelle zur Strecke bringt. O.k., Gewehrschüsse halten das Ungeheuer nicht auf, aber eine Sprengung reicht dann doch.
Zudem ist es witzig zu beobachten, wie die komplette Geschichte auf der typischen Angst der Amis aufgebaut wird, wie sie auch so schön in Michael Moores „Bowling For Columbine“ in einem Cartoon der Macher von „South Park“ verarscht wird. Zum einen haben wir die Angst vor den Indianern, vor den Verbrechen der Vergangenheit und vor Aberglauben und Magie. Tenney treibt diese Angst aber unbewusst auf die Spitze, in dem er in der Figur des Vaters zwar einen harten Mann zeigt, gleichzeitig aber einen Kerl, mit ungeheurer Angst vor der Natur. Ein Mann, der ohne augenzwinkernden Unterton, seinen Sohn sogar vor Eidechsen warnt, man könne nie wissen wie gefährlich diese Viecher sind.
Ohnehin ist der Vatercharakter zum kaputtlachen, wird er doch einerseits als familienliebender Mann dargestellt, dem das Herz zerbricht, weil er seinen Sohn nur so selten sieht. Geht es aber mal nicht nach seinem Willen, ist die Liebe zu Frau und Sohn schnell erloschen und ein emotionsloser Diktator zieht seine Runden. Richtung Finale wird dieser Punkt sogar derart stark übertrieben, dass es echt wundert, dass hier kein satirischer Unterton herrschen soll. Tenney, Regisseur von Horrorroutine wie der „Witchboard“-Reihe, steckt jedoch selbst viel zu tief drin im Südstaatendenken (ich orientiere mich daran, wie das Denken der Ortsansässigen dort stets in US-Filmen dargestellt wird) und denkt gar nicht daran, im hier zelebrierten Familienleben und klischeehaften Männerverhalten etwas augenzwinkerndes zu sehen.
Das macht „Anthony 2“ für Trashliebhaber endgültig zu einem fröhlichen Unterfangen. Umgekehrt: Wen solche Mankos nicht stören, der kann mit „Anthony 2“ routiniert unterhalten werden. Denn ebenso wie die „Witchboard“-Reihe, so schwankt auch dieser Film zwischen Routine, Unsinn und atmosphärischem Grusel. Die Musik ist nett gewählt, die Wüstenkulisse wird häufig atmosphärisch eingefangen und ein Off-Kommentar zu Beginn des Films stimmt toll in die Geschichte ein, ist doch die Kamerafahrt dazu nett anzusehen und die im deutschen gewählte Stimme schön mystisch. Dass sie allerdings auch wieder am Ende des Streifens ertönt ist weniger toll, merkt man als Zuschauer doch dass all das Blabla inhaltlich nichts mehr hinzufügt. Und eine mystische Vertiefung war zum Ausklang auch nicht mehr nötig. Lediglich die Kamerafahrt durch die Wüstenschluchten ist ungeheuer toll anzusehen.
Also, „Anthony 2“ ist nicht die große Monsterfilm-Erfüllung geworden, das hat auch sicherlich niemand erwartet. Aber er taugt sowohl etwas für Vielseher des Horrorgenres als auch für Trashfreunde. Allein dass es Tenney schaffte inmitten von psychologischem Unsinn des öfteren Spannung aufkommen zu lassen, ist doch ein kleines Kunststück für sich. OFDb
Teil 1 (also The Kindred) gehört nach wie vor zu meinen absoluten Lieblingsfilmen aus meiner Kindheit aber dieser hier ist wie oben schon treffend beschrieben eine ziemliche Katastrophe. Da war sogar der dritte Teil (The Runestone) um einiges besser. Aber dennoch würde ich mich freuen wenn hier auch noch der erste und dritte Teil eine Vorstellung erhalten würden.
AntwortenLöschenTeil 3 habe ich vor vielen Jahren und Teil 1 vor einigen gesehen. Und beide haben mir nicht sonderlich zugesagt. Da animiert mich leider nichts zum noch mal schauen, um dann eine Review zu verfassen. Tut mir leid! Sag niemals nie, aber eine Zweitsichtung wäre schon sehr unwahrscheinlich.
LöschenHui also der erste war schon ein ziemlicher Knaller aus meiner Sicht. Hab ihn vor Wochen sogar original gekauft aber das ist halt so ein Nischenfilmchen das nicht jedem zusagt. Ich habe mir jedoch als Kind so dermaßen ins Hemd gemacht das ich nächtelang nicht pennen konnte :-)
AntwortenLöschenSo Kindheitserfahrungen machen schon viel aus. Ich weiß auch nicht wie mir "Das Geheimnis der Todesinsel" und "Zoltan - Draculas Bluthund" heute gefallen würden, wenn sie mich nicht als naives Kind derart beeindruckt hätten.
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