„Zimmer 13“ schaut sich wie ein Mix aus den klassischen und den Ausnahme-Rialto-Wallace Filmen a la „Das Verrätertor“. Auf der einen Seite wird klassisch ermittelt, angeleitet von Sir John und Begleitet von einem von Joachim Fuchsberger verkörperten Privatschnüffler, der allerdings behandelt wird als sei er fester Angestelter des Scotland Yard, auf der anderen Seite werden wir jedoch auch ausführlich Zeuge der Pläne der Diebesbande. Zu erraten wer schuldig oder unschuldig ist, gibt es da nichts. Mit Ausnahme des zusätzlich eingefügten Elements des unbekannten Frauenmörders, das sich nie ins Zentrum drängt, sogar so wenig Beachtung geschenkt bekommt, dass man Harald Reinl keinen Einfluss auf das kommende Giallo-Genre zusprechen kann.
Die Auflösung erklärt dann auch warum das Thema kürzer trat als zunächst angenommen, und trotz der dort anzutreffenden Hausfrauen-Psychologie, die anbei typisch für die italienischen Gialli der 70er Jahre werden sollte, beweist „Zimmer 13“ hier eine Ernsthaftigkeit, die ohnehin den kompletten Film umgibt. So hemmungslos hier auch teilweise herumgealbert wird, meist durch Eddi Arent, der eine Rolle erwischt hat mit der er sichtlich Spaß hatte, „Room 13“ (Alternativtitel) ist ein düsteres, ernstes Werk. Das zeigt sich auch im Agieren Fuchsbergers Rolle, die den Standard des kühnen Helden erfüllen könnte, also jene Rolle die er sonst oft verkörpert hat, mit dieser aber nur verwand ist.
Johnny Gray geht viel überlegter und sorgfältiger vor, als es die typischen Fuchsberger-Figuren in ihrem Elan je taten. Und der ständige Kontakt mit der Rolle Karin Dors (die eine pseudo-taffe Frau spielt, die doch nur ständig gerettet werden muss) wird keinesfalls genutzt um hemmungslos zu flirten, die Sorge um die Frau steht Fuchsberger ins Gesicht geschrieben. Seine flaxigen Anmachen lässt er nur zu Beginn heraus. Wenn die Situation ernst wird, dann ist es damit vorbei. Passend zu diesem ernsteren Grundton darf man auch über einen Rasiermessermord überrascht sein, in welchem für Wallace-Verhältnisse dieser Dekade überraschend viel Blut spritzt. Das wiederholt sich nicht, „Zimmer 13“ bleibt ansonsten relativ bieder und zugeknöpft, abgesehen von einer kurzen Nackedeiszene, die vorbei ist ehe sie begann.
Amourös hätte auch die schräge Thematik ausfallen können, wie der von Arent gespielte Dr. Higgins (welch herrliche Anspielung) mit seiner Versuchspuppe umgeht. Sein etwas arg persönliches Interesse für diesen weiblich geformten Gegenstand wird stets nur angedeutet, fällt wie gesagt nie amourös aus, und doch schwebt da was in der Luft. Arent überspielt es klamaukhaft, so will er sie z.B. zum Puppendoktor bringen, als sie leicht zerstört wird, und er bedauert dass sie sich in diesem Zustand befindet und damit die frisch erlangte Beförderung Higgins nicht mitbekommt. Allein hierdurch wird der Ehefrau-Ersatz überdeutlich. Mehr war in den 60er Jahren zu diesem Thema in einem Film für den einfachen Bürger jedoch nicht drin.
Zwar ist Reinl kein großer Wurf gelungen, gerade im Mittelteil schwächelt der Plot ein wenig, aber er versucht mit möglichst vielen lauteren und schnelleren Szenen dagegen zu halten, was ihm recht passabel gelingt. Das erste und das letzte Drittel schauen sich hingegen tatsächlich flott und unterhaltsam, so dass die Tendenz zur Mittelmäßigkeit noch umgangen werden konnte. „Zimmer 13“ mag nur etwas für Stammgäste im deutschen Wallace-Universum sein, aber als zwischen den Stühlen sitzendes Werk ist er für eben jenes Publikum auch recht interessant ausgefallen. Die französische Ausnahmebeteiligung an diesem Rialto-Wallacefilm merkt man meiner Meinung nach dem Werk nicht an. OFDb
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