29.10.2017

EIN KÄFER GIBT VOLLGAS (1972)

Als ich vor über einem Jahr den ersten Dudu-Film „Ein Käfer geht aufs Ganze“ erstmals seit meiner Kindheit wiedersichtete, war das Ergebnis mehr als ernüchternd zu nennen, langweilte das uninspirierte Stück Autorennen doch mit gestreckter Handlung, mangelnder Komik und einer fehlenden Orientierung dessen was man mit dem Wunderkäfer Dudu eigentlich anstellen wollte. Dessen Schöpfung fand, laut Beteuerung von Serienerfinder Zehetgruber, während einer Planungsphase statt, die angeblich vor dem Erfolg von Disneys erstem Herbie-Film „Ein toller Käfer“ stattgefunden haben soll. Erst nach diesem erschienen, wirkt diese Aussage jedoch wenig glaubwürdig, und das ideenarme Ergebnis bestätigt einen in der Vermutung aus Geldgier mit einer Schnellschuss-Produktion nur auf den erfolgreichen Zug der Disney-Produktion mit aufspringen zu wollen.

Ein Jahr später sieht dieser Versuch nun anders aus. Der zweite Dudu-Film „Ein Käfer gibt Vollgas“ gewinnt nicht nur an Sympathie weil er den stets agilen Joachim Fuchsberger mit an Bord hat, der Film kommt auch wesentlich verspielter und einfallsreicher daher als sein Vorgänger und bedient mit seiner zwanglos albernen Art und den vielen verschmitzt unreifen Gimmicks sowohl das Trivialunterhaltungsverlangen der Erwachsenen, als auch die Sehfreude für Kinder, die große Augen machen werden was Dudu so alles kann. Der ist nun glücklicher Weise endgültig lediglich der Computer eines fantasiereichen Tüftlers, die vermenschlichten Aspekte aus dem Vorgänger hat man entfernt.

Ebenso gut tut „Superbug, Super Agent“ (Alternativtitel) der Verzicht den Wagen zwingend in eine autoorientierte Handlung einbinden zu müssen. Dudu nimmt an keinem Autorennen teil, er wird lediglich Teil einer abenteuerlichen Geschichte und wirkt fern jedweder anderer Autothematik damit umso intensiver und außergewöhnlicher, eine Eigenschaft derer man sich bei Disney zwei Jahre später für den zweiten Herbie-Film „Herbie groß in Fahrt“ ebenfalls bediente.

„Ein Käfer gibt Vollgas“ versucht in seiner amüsanten Art gar nicht erst ein in irgendeiner Art authentisches Bild unserer Welt zu zeichnen. Die Figuren spielen innerhalb einer comichaften Parallelwelt, in welcher sich Schwerverbrecher wie kleine Kinder benehmen und Erfindungen wie Wunderkäfer Dudu und einige andere Überraschungen technisch machbar sind. Dementsprechend atmet Zehetgrubers zweiter von insgesamt fünf Teilen der Reihe deutlich Kinderfilmluft, wird stilistisch jedoch trotzdem nie zu einem solchen allein, vielleicht aufgrund der dominanten Agentengeschichte. Warum auch immer, „Ein Käfer gibt Vollgas“ ist viel mehr Familienfilm als Kinderfilm und bietet für Klein ebenso wie für Groß ein Auto das treten, schwimmen und auf Beleidigungen reagieren kann, das als Felsen getarnt Verbrecher zum Narren halten kann und mit der Fernbedienung in den richtigen Händen auch seinem Besitzer, den Weltvagabunden Jimmi Bondi, ans Leder gehen kann. Dudu ist nun einmal nur eine Maschine.

Gut aufgelegte, passend besetzte Darsteller hauchen dem Film, dem es eigentlich an einer wirklichen Geschichte mangelt, genügend Sehwert ein, um über die Unzulänglichkeiten gar nicht erst schimpfen zu wollen. Der Spaß am Set überträgt sich auf den Zuschauer vor dem Fernseher, eben auch weil jeglicher Beteiligter demonstrativ in überagierender Art klar macht, was für ein harmloses, gnadenlos albernes Späßchen „Ein Käfer gibt Vollgas“ sein soll. Sicherlich versuchte man dies auch beim missglückten Vorgänger, aber erst hier stimmt die Chemie wahre Sympathie zu versprühen, innerhalb eines Szenarios das teilweise die Luft eines Spencer/Hill-Filmes atmet. Die Geschichte ist abenteuerlich, schlicht, verspielt, albern und badet dabei in Stereotypen (was wichtig ist, da diverse Filmkrankheiten verarscht werden) und Geschlechterklischees. Ich hätte nach Teil 1 nicht gedacht, dass Teil 2 mir derartig viel Freude bereiten würde.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Ich kann mich erinnern, dass ich mich über den Film als Kind derart kaputt gelacht hatte, als er im Fernsehen lief, dass am nächsten Tag die Nachbarn gefragt hatten, was mit mir los war. Ich habe ein wenig Angst vor einer Neusichtung, weil er gegenüber dieser Erinnerung nur verlieren kann.

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    1. Kann ich verstehen. Ich gehe das Risiko trotzdem meistens ein. Die Erinnerung daran, dass man es damals gut fand, geht aber auch bei einer enttäuschten Neusichtung nicht flöten. Bei mir siegt da die Neugierde und das Interesse daran was sich an meinen Sehgewohnheiten in den verschiedenen Lebensphasen geändert hat und was nicht.

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