Es ist schade, dass man ziemlich zu Beginn den behaarten Arm des Killers sehen kann, werden doch somit von Anfang an die weiblichen Figuren des Filmes ausgeschlossen beim heiteren Mörderraten verdächtig sein zu dürfen, was „Schizoid“ einige Möglichkeiten beraubt, so potentiell verdächtig hier gar mehr als eine Frau erscheint. Gerade die Tochter des von Klaus Kinski gespielten Psychiaters bot theoretisch gesehen viel Spielraum zur Spekulation, so dass es schade ist so früh auf das Geschlecht des Täters hingewiesen zu werden, wenn auch scheinbar nicht beabsichtigt, so verdächtig wie man die Tochter gerade zum Finale hin in Szene setzt.
Wie auch immer, „Murder by Mail“ (Alternativtitel) ist ein netter kleiner Thriller für zwischendurch, der mittendrin immer wieder kleine Horrorelemente durchblitzen lässt. Diese kommen nicht, wie man aufgrund der Tatwaffe und der Art der Opfer vermuten könnte, auf Giallo-Art daher, sondern nehmen eher etwas von der ein Jahr später aufkommenden Slasher-Welle vorweg, die sich in der Regel jedoch mehr für jugendliche Protagonisten interessierte, wohingegen die Psychiatertochter im hier besprochenen Film die einzig junge Besetzung bleibt. Für beide verwandte Bereiche ist „Schizoid“ zu blutleer ausgefallen. Selbst dann wenn die Schere nach einem ersten Einstich zum zweiten Mal ansetzt gibt es keine blutige Klinge zu sehen. David Paulsens Werk ist diesbezüglich recht zahm ausgefallen.
Andererseits sind die Mordsequenzen recht düster und zumindest angedeutet brutal inszeniert. Allerdings sieht man den Szenen an, dass man sich eher an Hitchcocks „Psycho“ orientieren wollte, anstatt an den härteren Gangarten des Genres, die in Amerika zur Entstehungszeit des Streifens so langsam aufkamen. Trotzdem trumpft „Schizoid“ gerade in jenem Bereich, der eher Hitchcock-untypisch ist, und das ist der dreckige Look in den er gehalten wurde, der wiederum geradezu typisch für die damalige Kinophase war. Die Straßen sind dreckig. Die meisten Szenen spielen bei Nacht, dabei gerne in Dunkelheit und in abgelegenen Ecken der Stadt. Zusammen mit den atmosphärisch ausgefallenen Mordsequenzen weiß somit zumindest der Killerbereich des Streifens bereits zu gefallen.
Zunächst bietet „Schizoid“ gar mehr, fallen doch die Figuren glücklicher Weise interessant genug aus, um auch außerhalb der Killersequenzen interessante Szenarien mitzuerleben. Trotzdem bleibt das Ergebnis des fertigen Filmes stets nur ganz nett, strampelt er sich doch umsonst darin ab verschiedene Fährten zu legen, schließlich ist dem Kenner des Genres der Täter früh klar, so verdächtig wie die anderen beiden möglichen männlichen Täter agieren. Gegen Ende verlässt „Schizoid“ gar seine dreckige, leicht Horror-orientierte Art und wandelt sich inhaltlich eher in einen gewöhnlichen Thriller, wenn auch nicht ohne routiniert funktionierenden Spannungsbogen versehen.
Sicherlich wäre mehr drin gewesen, aber „Schizoid“ ist zumindest für ein einmaliges Gucken brauchbar ausgefallen, gefällt darin in nebensächlichen Szenen mit dem Zuschauer und den Figuren zu spielen, z.B. bei der Frage ob der Psychiater seine nackte, duschende Tochter aus besorgten oder aus lüsternen Gründen beobachtet. Das sind Spielereien am Rande, welche das etwas zu vorhersehbare restliche Geschehen zumindest ein wenig aufzuwerten wissen. Bewunderer Kinskis sollten ruhig einen Blick riskieren, Paulsens Werk ist zumindest keiner dieser Blender, welche nur vorgeben Kinski in einer großen Rolle zu enthalten. Der wahre Star des Streifens ist jedoch Donna Wilkes als Psychiatertochter, die mit vollem Körpereinsatz aus ihrer Rolle mehr herauszuholen weiß als es manch anderer Jungdarsteller geschafft hätte. Kürzlich spielte sie nach langer Filmabstinenz in der Horrorgurke „90210 Shark Attack in Beverly Hills“ mit, wahrscheinlich weil sie zwei Jahre vor „Schizoid“ in „Der weiße Hai 2“ Teil der Besetzung war. OFDb
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