30.07.2023

OTTO - DER FILM (1985)

Ich bin kein Fan von Otto Waalkes. Ich respektiere was er in den 70er Jahren innovativ auf der Bühne geschaffen hat, kann mit dem Humor aber nur bedingt etwas anfangen, da er mir zu sehr auf Grundschul-Niveau angesiedelt ist. Er ist mir nicht reflektiert genug. Da Otto im Laufe der Jahre seine Kalauer meist nur aufgewärmt hat, anstatt sie zu erweitern und neue Wege zu gehen, verlor ich auch nach und nach den letzten Rest Respekt. Er wurde zu einem Synonym für Fremdschämen für mich, besonders deutlich zu erleben in seinem peinlichen "Otto - Die Serie". Zu seinem 75. Geburtstag wollte ich mich seinem Werk trotzdem noch einmal zuwenden. Ich dachte mir, wenn mich etwas überzeugen dürfte, dann doch zumindest der erste Filmversuch. Ich habe zwar nicht ernsthaft mit einem angenehmen Ergebnis gerechnet, aber was soll ich sagen, ein solches habe ich erlebt. 

Erstaunlicher Weise verdanke ich dieses Erlebnis nicht allein den talentierten Gesichtern um Otto herum und den Mitautoren aus der Titanic-Redaktion, auch Otto selbst wusste mich für sich zu gewinnen. Die Kalauer, die ich meist als peinlich empfinde, rücken hier stark in den Hintergrund, nerven in der Eingangssequenz und manches Mal mittendrin, aber sie machen nicht den Hauptteil eines Filmes aus, der seine Sympathie, ähnlich jener von "Die Supernasen", dadurch gewinnt ganz simpel und ganz naiv einfach mal zu versuchen etwas als Spielfilm zu präsentieren, das eigentlich nicht das Zeug dazu hat. Obwohl im Gegensatz zum Vergleichsfilm Talent herrscht, weht trotzdem ein gewisser Grad Amateurfilm-Flair mit. Aber Talent ist zumindest auszumachen, und dies wie gesagt auch bei Waalkes selber, der gekonnt im Hintergrund (Friseur) Mimiken blitzschnell zu wechseln weiß, wie auch im Vordergrund (Comedian Harmonists-Sequenz). 

Um eine Geschichte geht es nicht wirklich. Eigentlich hüpft man orientiert an einem dünnen roten Faden von Sketch zu Sketch. Da ist auch mal was dabei was nicht zieht (bei mir z.B. die Galeeren-Szene und der Bühnenauftritt im Altenheim), aber meist weiß zu gefallen, was man da sichtet. Da wird die Heino-Version von Michael Jacksons Zombievideo ebenso zum Lacher, wie die Musiksequenz im Küchenjob, das romantische Essen im Stammladen ohne Finalkuss, oder die Hasenjagd. Zudem weiß es zu gefallen wie 1985 noch Scherze über andere Ethnien gemacht werden durften, ohne dass man sich davon beeinflussen ließ, dass wer Linksgrünes die Nase rümpfte. Umso lustiger kommt eine Szene in einer Rockerbar daher, die ausgerechnet die Alternativen von Heute darüber klagen lässt, dass ein Eskimowitz rassistisch sei. Manches guckt sich heute einfach anders. "Otto - Der Film" ist auf jeden Fall gegen alle Erwartungen eine herrlich anspruchslose, aber wirkungsreiche Komödie, die sich selbst keine großen Ziele setzt und sowohl in ihrer amateurhaften, wie auch professionellen Art trivial zu unterhalten weiß und Charme versprüht.  Wiki

3 Kommentare:

  1. Ich sollte auch mal einen Rewatch der Otto-Filme wagen. Bin mir nicht sicher, ob die so gut gealtert sind wie Otto selbst...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich rechne nicht damit, dass diese Unschuld, die Teil 1 so sympathisch macht, in den Fortsetzungen noch enthalten sein wird. Ich stelle mich beim Sichten, wenn es soweit ist, auf mehr Herumgekasper ein, also auf das was ich an dem Komiker nicht mag. Aber wer weiß... vielleicht werde ich ja ein weiteres Mal positiv überrascht. Aber ich bin da äußerst kritisch bislang.

      Löschen
    2. Wollte eigentlich nicht anonym antworten. Aber das System lässt mich aus irgendeinem Grund nicht anders posten. Wie bescheuert! Kurzum: ich bins, Schlombie :)

      Löschen