09.09.2018

DIE NACKTE UND DER SATAN (1959)

In der Stummfilmzeit gehörte der Horrorfilm ganz selbstverständlich zu Deutschland dazu. Das hat sich irgendwann geändert, aber es gab immer wieder Menschen, die versuchten dieses wundervolle Genre zurück in den Schoß der deutschen Filmwirtschaft zu holen. Und in den 50er Jahren versuchte dies u.a. Victor Trivas, der im selben Jahr, in dem die Wallace-Reihe mit "Der Frosch mit der Maske" ihren Anfang nahm und mit leichtem Gruseltouch eine Erfolgswelle des Kriminalfilms auslöste, den arg naiven "Die Nackte und der Satan" inszenierte. Viele Mitwirkende des ein Jahr später erschienenen Schrottfilms "Ein Toter hing im Netz" waren bereits hier mit an Bord, und mit Blick auf diesen kann man erleichtert aufatmen, dass "Des Satans nackte Sklavin" (Alternativtitel) nicht ähnlich dilettantisch ausgefallen ist wie dieser. Tatsächlich besitzt der arg blauäugig inszenierte Film gar charmante Momente, auch wenn kein einziger heutzutage ernsthaft ein Gruselfeeling auslösen könnte.

Hauptsächlich durch Hauptdarsteller Horst Frank getragen, auch wenn dieser später wesentlich düsterer dreinblicken konnte als hier mit zu starkem Bübchengesicht eingefangen, erleben wir eine simple Mad Scientist-Geschichte im typischen Mix aus Science Fiction und Horror, der immerhin dem berühmteren "The Brain That Wouldn't Die" die Idee vorweg nimmt, herrlich einfach und doch effektiv mittels eines Spiegels getrickst. Denn der Kopf des Erfinders Professor Dr. Abel wird nebensächlich zum Hauptanliegen des Verrückten von Dr. Ood losgelöst vom Körper am Leben erhalten. Manche Einstellung im Dialog zwischen dem Psychopathen und dem Kopf erinnert etwas stark an den 80er Jahre B-Movie-Erfolg "Re-Animator", und man darf sich aufgrund dessen die Frage stellen, ob den Verantwortlichen dieses wundervollen Zombiefilms das deutsche Original bekannt war, oder ob man sich doch nur lediglich am Ami-Film orientierte, der die Idee zum Zentrum seiner Geschichte machte.

Wie auch immer, Victor Trivas, der seit der 30er Jahre keine Filme mehr drehte, inszenierte den naiven Streifen routiniert genug, dass er sich durchaus angenehm schauen lässt, aber zu routiniert, als dass er in irgendeiner Weise zu faszinieren wüsste. Immerhin signalisieren Inszenierung und Spiel immer wieder eine ironische Distanz, so dass man sich der Trivialität des Stoffes durchaus bewusst war. In seinen abgedrehtesten Momenten macht Horst Frank auch keinen Hehl aus der Comicnähe des Stoffes, und lässt seine Figur des Doktors absichtlich überagierend psychopatisch auflachen, so als würde man Dr. Evil aus den "Austin Powers"-Filmen in einem halbwegs ernst gemeintem Horrorfilm Einlass gewähren.

Wem das nicht schmeckt, der wird spätestens dann aus einem Film herausgerissen, der eigentlich aufgrund seines simplen und von Klischees angereicherten Blickwinkels ohnehin nie vollends Einlass in seine Fantasiewelt gewährt. Das abgedrehte Treiben wird zu selbstverständlich präsentiert, das seelische Leiden der Nebenfiguren zu theatralisch angedeutet, ohne es ernsthaft zu beachten, sprich das komplette Szenario bleibt zu bewusst Fiktion, als dass "The Screaming Head" (Alternativtitel) einen ernsthaft in seine Möchtegern-Schauergeschichte eintauchen lassen könnte. Für Freunde alter Stoffe des Genres ist "The Head" (Alternativtitel) jedoch charmant genug ausgefallen, um seine Freude mit ihm zu haben, vorausgesetzt man kann auch mit den arg naiv ausgefallenen Beiträgen dieser Gattung Film etwas anfangen.  OFDb

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