10.09.2018

EIN TOTER HING IM NETZ (1960)

Ein Jahr nach dem angenehm naiven "Die Nackte und der Satan" kam ein guter Teil der Crew vor und hinter der Kamera wieder zusammen um erneut das verloren gegangene Gebiet des Horrorfilms in Deutschland zurück zu erobern und scheitert mit diesem Vorhaben mehr denn je, lieferte man doch diesmal ein höchst dilettantisch umgesetztes Werk ab, welches man noch weniger ernst nehmen kann als den Vorgänger oder später auch den gescheiterten Versuch mit "Die Schlangengrube und das Pendel". Sicherlich kann bei einem derartigen Plot wie hier angegangen nichts ernstzunehmendes bei herum kommen, zumal der seit einigen Jahren so beliebte und gut laufende Bereich des Monsterfilms nicht gerade ein typisch deutscher Bereich der Horrormentalität war und ist, aber was Fritz Böttger, Regisseur der Filme "Auf der grünen Wiese" und "Die Junggesellenfalle", hier als sein drittes und letztes Regie-Werk vorlegt, ist eine Dreistigkeit für sich, bei der man sich selbst im schäbigen Bahnhofskino von einst verarscht vorgekommen sein muss dafür Eintrittsgeld bezahlt zu haben.

Nicht nur dass der Film ewig mit schlecht choreografierten Tanzeinlagen langgezogen wird, was erst recht gegen Ende ganz besonders nervt und sich von Filmmitte an stets mit ebenso wenig überzeugenden Prügelszenen abwechselt, er ist in so ziemlich jedem Bereich amateurhaft umgesetzt. Die Besetzung ist ein Witz, die Handlung löchriger als der Standard-Billigmonsterfilm aus Übersee und die Maske des Mutierten so schreckenerregenden wie das Krümelmonster, freilich ohne halbwegs so sympathisch zu wirken wie dieses. Einzig die Kamera weiß manch nettes Bild einzufangen, immerhin hat man brauchbare Drehorte gefunden, da man kaum in Studios filmte. Es mag also sein, dass die Crew eine Art Urlaubsfeeling erleben durfte, während es diesen Bockmist abdrehte, der Zuschauer hat jedoch recht wenig von diesen Umständen vor Ort. 

Dabei guckt sich "Horrors of Spider Island" (Alternativtitel) nach der ersten Ernüchterung ein derart stümperhaftes Werk vorgesetzt zu bekommen, zunächst angenehm trashig, immerhin weiß bereits das nicht ernst umgesetzte Casting zu Beginn mit all seinen absichtlichen und unbeabsichtigten Unzulänglichkeiten zu belustigen, und die Spinnen auf der Insel sehen geradezu putzig aus (und hätten auch Platz in einem besseren Film finden können). Aber nach einer spaßigen ersten Hälfte findet eine Ernüchterung statt, was auch damit zu tun hat dass mit Auftritt des Mutanten nie wieder ein Spinnenvieh zu sehen ist, warum auch immer. Aber dieser Frage vorweg gehen freilich andere Fragen wie warum nie einer Angst bekommt es mit einer Riesenspinne zu tun bekommen zu können, stößt man doch recht früh auf ein offensichtliches Opfer einer solchen, so dass ihre Existenz auf der Insel nicht abgesprochen werden kann. 

Aber wer sich mit derartigen Fragen beschäftigt nimmt "Ein Toter hing im Netz" ohnehin ernster als er es verdient hat, gab es doch niemanden an Bord, der sich um inhaltliche Ungereimtheiten gekümmert hat. Ebenso könnte man sich fragen, warum der Tote im Netz so unversehrt aussieht. Fangen die Spinnen ihre Opfer nur zum Spaß und fressen etwas anderes? Oder warum attackiert der Mutant so gut wie nie erfolgreich Mädels, wenn er denn überhaupt mal tätig wird, obwohl er seit fast einem Monat unerkannt auf der Insel grunzend umherläuft und zwischendurch immer wieder gescheiterte Attacken vollbringt, von denen die Beinaheopfer nichts mitbekommen (ein schöner Running Gag des Streifens, von dem man nicht weiß ob er beachsichtigter oder unbeabsichtigter Natur ist)? Auch könnte man sich fragen wie weit wohl die Zivilisation von der Insel entfernt sein muss, wenn man sie mit einem kleinen Ruderboot erreichen kann, wenn man auf ihr eine Expedition unternimmt. Aber wie erwähnt: solche Fragen sind für den hier gelebten Nonsens bereits zu tiefgründig gestellt, hier liefert man mehr als geistlose Unterhaltung ab, man verschließt sich geradezu jedwedem Logikansatz.

Es ist schade dass die anfangs so taugliche Trash-Party zur zweiten Hälfte hin zu einem solch drögen Ergebnis verkommt, das man selbst bei wachem Zustand kaum durchgestanden bekommt. Vollkommen verarscht darf man sich schließlich im Finale vorkommen, wenn das Monster ohne das Zutun einer der Menschen sein Ende findet und dies auf recht uninteressante Art. Selbst Gurken wie "The Beast from Haunted Cave" boten zumindest Schauwerte im Finale. "Body in the Web" (Alternativtitel) verweigert sich dieser, bot sie aber immerhin in der spaßigeren ersten Hälfte, das muss man fairer Weise zugestehen. Dem voraus gingen völlig untaugliche Romantikansätze, tölpelhaft umgesetzte Krampferotik für Oberspießer, peinliche Monsterattacken, Leergeschwätz und Charakterzeichnungen der erschreckenden Sorte und besagte Kampf- und Tanzeinlagen. 

Zudem bietet "Girls of Spider Island" (Alternativtitel) den extremsten Blickwinkel damaliger Unmündigkeit von Frauen, den ich je cineastisch erlebt habe. Die Menschheit erscheint hier einem Bienenvolk ähnlich, nur dass das Männchen zur Königin wird und das weibliche Restvolk nicht in der Lage ist ohne seine weise Führung auch nur einen klugen Gedanken äußern zu können. Auf diese Mentalität aufbauend kann man sich denken wie übel das zwischenmenschliche Treiben ausfällt, das mit der Ankunft zweier Herren auf der Insel beginnt und den amourösen, wie romantischen Part der Geschichte einleiten soll. Nicht erst Kampfemanzen werden empört sein über das Geschlechterbild dieses Streifens, gerade für diese wird "The Spider's Web" (Alternativtitel) jedoch zum Hassobjekt Nummer eins. Da lässt sich wahrlich nichts schön reden.  OFDb

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