24.06.2019

SEOUL STATION (2016)

Parallel zu "Train to Busan" im selben Jahr entstanden und vom selben Regisseur umgesetzt, soll "Seoul Station" einen Tag vor den Ereignissen des bekannter gewordenen Realfilms spielen. Das will mit Blick auf die Zombiepopulation und den Eingriff des Militärs zwar so gar nicht mit dem übereinstimmen, was zu Beginn des Hauptfilms passiert ist, letztendlich ist dieser Bruch in der Logik jedoch irrelevant. Für einen Fehler, der die Handlung nicht mehr funktionieren lässt, müssten tatsächliche Zusammenhänge zwischen beiden Filmen bestehen, und das ist bei unterschiedlichen Figuren in alternativer Handlung nicht gegeben, zumal es nicht einmal kleine Details gibt, die den jeweils anderen Film beeinflussen. Die Zusammengehörigkeit beider Filme entpuppt sich als bloßer Werbe-Trick, der wahren Herausforderung, was mit solch einem Projekt möglich gewesen wäre, hat man sich nicht gestellt.

Zombies in Zeichentrickfilmen will meiner Meinung nach bislang einfach nicht funktionieren. Dass ein amateurhafter "City of Rott" nichts reißen konnte, braucht nicht verwundern, aber "Seoul Station" ist professionell inszeniert, nicht unbedingt detailreich animiert, aber sauber und gekonnt, und selbst in diesem Zustand will er nicht wirklich überzeugen. Sicher ist ein elementarer Grund jener, dass er etwas zu dröge umgesetzt ist, meist nur das Altbekannte erzählt, sich währenddessen auf Figuren und ihre Dramaturgie verlässt, letztendlich dafür aber nicht interessant genug ausgefallen ist. Es sind aber auch die Zombieattacken an sich, die nicht zu gefallen wissen. Dafür ist die Animation zu lahmarschig umgesetzt. Alles schaut sich trotz des Bemühens eine flinke Animation auf die Beine zu stellen zu verlangsamt. Das wirft einen stets aus der Filmillusion heraus und lässt "Seoulyeok" (Originaltitel) eine Spur zu theoretisch schauen.

Zumindest kann man im hier besprochenen Film tatsächlich von Zombies sprechen. Wusste man in "Train to Busan" lediglich von ihrem Amoklauf aufgrund einer Infizierung, so wird in der Zeichentrickvariante deutlich thematisiert, dass die Menschen sterben, bevor sie mutieren. Auch der seit Romero übliche Schuss in den Kopf reicht aus, um die Untoten zu eliminieren, aufgrund fehlender Waffen im Realfilm (eine seiner schönsten Ideen), haben wir derartiges im Parallelfilm nie erfahren können. Man hat derartiges im Realfilm auch nicht vermisst, "Seaoul Station" zeigt sich mit derartigen Informationen deutlicher dem Zombie-Standard zugeordnet, was sicherlich verständlich ist, wenn man sich an eine Zeichentrickversion der Thematik wagt. Da erfindet man das Rad nicht neu, wenn bereits die anderweitige Optik stark beeinflusst in einem finanziell riskanten Projekt. Etwas weniger gewöhnlich hätte der südkoreanische Anime dennoch ausfallen können. Wahren Einfallsreichtum beweist er eigentlich erst mit einer Wendung allem Geglaubten in seinen letzten zehn Minuten, die mir trotz starker Zombiereduzierung eigentlich mit am besten am Gesamtwerk gefallen hat.  OFDb

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