Der Humor des Trios David Zucker, Jerry Zucker und Jim Abrahams ist legendär. Sie waren die Autoren des Kultfilms "The Kentucky Fried Movie", und mit ihrem gemeinsamen Regie-Debüt "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" erschufen sie sogleich eine der lustigsten Komödien, die wohl je gedreht wurden. "Die nackte Kanone" sollte die Genialität des Streifens um eine Flugzeugkatastrophe gar noch toppen, und mittendrin entstand der Bastard "Top Secret!", von dem ich aufgrund der so perfekt umgesetzten beiden anderen Werke nicht weiß was ich von ihm halten soll. Warum ist er so ausgefallen, wie er ausgefallen ist? Mit den anderen Komödien besagten Trios kann er nicht mithalten, auch wenn er eine Menge einfallsreicher und gut funktionierender Witze präsentiert. Es haben sich aber auch allerlei nicht funktionierender humoristischer Einlagen eingefunden, die oftmals aufgrund der Inszenierung nicht zünden wollen, so als stelle "Top Secret" einen Übungsfilm dar. Als erste Regie-Arbeit des Trios hätte das Ergebnis durchaus Sinn gemacht, zwischen beiden Meisterwerken entstanden verwundert der Grund manchen Scheiterns jedoch gewaltig.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass der Streifen derartig viel Charme zu versprühen weiß und in seinen guten Momenten auch unglaublich witzig ausgefallen ist, dass man über seine Mankos gerne großzügig hinwegsieht. Übersehen kann man sie in ihrer ruppigen, aufdringlichen Art jedoch nicht, so dominant wie uns die meisten Gags nun einmal vorgesetzt werden, und eine missglückte längere Szene kurz vor Schluss, eine Unterwasser-Western-Schlägerei, bildet den Tiefpunkt und somit den einzigen Moment, den ich mir tatsächlich gerne herausgeschnitten gewünscht hätte. Ansonsten sorgt auch das nicht so rund laufende Ergebnis für Lachanfälle, und selbst so mancher nicht zündender Moment erntet einen Restrespekt, weil es sich oftmals um gute Ideen handelt, die lediglich fehlerhaft umgesetzt wurden. Sei es im falschen Moment eingebracht, in zu aufdringlicher Art präsentiert, der Gründe des Nichtfunktionierens gibt es so einige, an Beispielen soll die so herrliche Idee reichen, wie Menschen im Hintergrund auf einer Vogelstatue landen und diese verdrecken.
Berühmt geworden ist "Top Secret!" unter Filmfreunden und Filmschaffenden aufgrund seines optischen Humors, den man als einen Schwerpunkt des Werkes bezeichnen kann. Immer wieder wird mit den Sehgewohnheiten des Publikums gespielt. Ein im Vordergrund bimmelndes Telefon wird nicht kleiner, wenn sich ihm jemand vom Hintergrund her kommend nähert, ein Auge bleibt groß wenn die Lupe herunter genommen wird, Schuhe auf einem Tisch entpuppen sich als selbstständig auf dem Tisch stehend, anstatt angezogen Teil einer gemütlichen Sitzhaltung zu sein, und ein Bahnhof entfernt sich von einem Zug, anstatt dass der Zug sich vom Bahnhof entfernen würde. Als Höhepunkt darf man wohl die einzige Szene mit Peter Cushing bezeichnen, die ohne einen Schnitt zu setzen durchgedreht wurde, und bei der man erst im Laufe der Zeit merkt, dass sie rückwärts abgespielt wird. Das erklärt auch die sich zuvor merkwürdig anfühlende Gangart der Protagonisten, die mit Rückwärtslaufen quasi ein Vorwärtslaufen vorgaukeln. Gerade Cushing schafft es die Illusion des Rückwärtsspielens fast gekonnt zu beherrschen und erlebte in dieser Szene somit selbst als erfahrener Schauspieler noch einmal eine wahre Herausforderung am Schluss seiner Karriere.
Aber auch Val Kilmer entpuppt sich hier (erstmals in einer Hauptrolle besetzt) als unglaublich talentierter Mime. Sein Schauspiel geht weit über ein Herumalbern hinaus, auch wenn ein Großteil seiner Leistung auch darin liegt. Aber was der gute Mann an Mimik, Körpereinsatz, Humorverständnis und anderweitigen schauspielerischen Leistungen vollbringt, ist einen Blick wert, erst recht für Leute wie mich, die diesen Mann bislang unterschätzt, bzw. nicht im Visier gehabt haben. Großteils dank ihm werden auch die Gesangseinlagen zu Höhepunkten anstatt zu Geduldsproben für den Zuschauer, wobei bei dem gelungensten dieser Auftritte wiederum die Regie trumpft, die es schafft das Anhimmeln des Stars durch fanatische, weibliche Zuhörer so perfekt den Kitsch verarschend umzusetzen, dass kein Auge trocken bleiben dürfte. Zu weiteren Highlights zählt der Einsatz eines Kuhkostüms gemixt mit den echten Aufnahmen einer Kuh in Gummistiefeln, das nebensächliche Einfangen eines kleinen, alten Mannes, der in einem Restaurant zwischen einer Gruppe großer junger Männer sitzt, der an "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" erinnernde Rückblick, in welchem "Die blaue Lagune" selbst für jene Zuschauer hervorragend parodiert wird, die den Film nicht gesehen haben und viele weitere Momente, wie die Hinrichtungsszene, in welcher ein Pfarrer eine wichtige Rolle spielt, der nebensächliche Einsatz des sogenannten Analintruders und vieles mehr.
"Top Secret!" mag nicht der beste Streifen besagten Humor-Trios sein, an Einfallsreichtum mangelt es ihm jedoch nicht, und er bietet allerhand Szenen, die einen wahrlich laut auflachen lassen. Ob die unausgegorene Umsetzung dazu führte, dass bei "Die nackte Kanone" nur noch David Zucker Regie führte, weiß ich nicht, wäre aber möglich, ist "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" doch noch deutlicher in den einzelnen "Sketchen" gefangen, umringt von einer äußerst dünnen durchgehenden Handlung, und sind die beiden anderen Werke doch schon viel mehr einheitliche Handlungen mit richtigem roten Faden versehen, in welchen die Episodenhaftigkeit der Gags nur noch einen Nebeneffekt darstellt. Vielleicht hat es das eine Mal deswegen so hervorragend geklappt, und das andere mal nicht mehr. Das wäre zumindest ein Erklärungsansatz dafür, warum die Qualität des hier besprochenen Streifens so sehr von jener der Werke vor und nach ihm abweicht. OFDb
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