Giuliano Carnimeo war als Regisseur in vielen Genres zu Hause, drehte zunächst meist nur Western wie "Sartana - Töten war sein täglich Brot" und "Man nennt mich Halleluja", inszenierte aber auch Komödien wie "Flotte Teens und Sex nach Noten" und "Hilfe, meine Frau geht wieder zur Schule". In seltenen Fällen führte er auch im Bereich des Giallos Regie, so z.B. beim sympathisch ausgefallenem "Ratman", einem seiner letzten Werke. Sein "Das Geheimnis der blutigen Lilie" entstand 16 Jahre zuvor, in der eigentlichen Blütezeit des harten italienischen Kriminalfilms, und dieser Beitrag hat mir leider nicht so gut gefallen wie sein außergewöhnlicher Thriller aus dem Jahre 1988. Zwar besitzt er rein theoretisch alles was zu einem klassischen Giallo, wie wir den Begriff in Deutschland verstehen, dazu gehört (Messermorde, maskierter Killer, Frauenopfer, anrüchige Handlungsorte, amouröse Momente, im Dunkeln tappende Ermittler, ...), das rechte Feeling will hier jedoch nie richtig aufkommen, ist der Streifen dafür doch zu routiniert abgefilmt und billig runter erzählt, ohne eine gewisse Stimmung zu entfachen.
Die muss in dieser Art Film nicht immer zwingend über einen nervenkitzelnden Spannungsbogen aufkommen, wertvolle Fotografien, eine düstere oder dreckige Atmosphäre, sowie ein sleazy Unterton können ebenso hilfreich für ein positives Ergebnis sein. Carnimeo ist jedoch viel mehr daran gelegen einen klassisch trockenen Kriminalfilm mit vereinzelten blutig geratenen Messermorden abzuliefern, was an sich ebenfalls reizvoll klingt, aufgrund ewigen Laufzeitfüllens mit halb interessanten Nichtigkeiten jedoch eine Spur banaler und uninspirierter ausgefallen ist, als es dem Ergebnis gut tut. Freilich arbeitet er auch mit interessanten Zutaten, so besitzt z.B. jeder Bewohner des Hauses, den wir kennen lernen, ein eigenes Geheimnis, und auch die Mörderauflösung kann man in ihrer überraschenden Art definitiv zu den Pluspunkten des Streifens zählen. Auch manch angenehm eingebrachter schrulliger Moment innerhalb des an sich ernst erzählten Filmes, weiß sich kompatibel einzufügen und manche zu dröge Filmphase aufzulockern. Ein sympathisches Gesamtergebnis bekommt man damit allein jedoch nicht abgeliefert.
Das liegt aber auch daran, dass man in "Der Satan mit dem Skalpell" (Alternativtitel) um einen sachlichen Grundton bemüht ist, aber selbst jene Personen nicht sonderlich rational agieren, von denen man es von Berufswegen her erwarten würde. Die Rede ist von den Ermittlern, die im Gegensatz zum typischen Giallo mehr im Zentrum stehen als üblich, aber selten sinnvoll handeln. Das könnte man in dieser dümmlich anmutenden Art noch als interessantes, augenzwinkerndes Gegengewicht zur hysterischen Hauptrolle verstehen, bleibt jedoch keine Charakterzeichnung, wie zunächst vermutet, sondern wird zum Schwachpunkt des Drehbuchs, fällt dies mit seinen Ideen im Laufe der Zeit doch ebenfalls nicht gerade rational aus. Warum sollte beispielsweise eine Frau ihren Sohn vor der Welt verstecken, gar so tun als ob er nicht existiere, nur weil er Brandwunden am kompletten Körper besitzt? "Erotic Blue" (Alternativtitel) bleibt dem Zuschauer eine Antwort auf diese Frage ebenso schuldig, wie auf manch andere Ungereimtheit, einschließlich eines befriedigenden Mördermotivs, das viel zu kurz angerissen wird. Zumindest verweigert sich "The Case of the Bloody Iris" (Alternativtitel) psychologischer Erklärungen, die fallen in Werken wie diesem ohnehin meist pseudoanalysiert aus, also dürfte weniger in diesem Falle mehr sein.
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