Der Aufhänger der ganzen Chose präsentiert einen ähnlichen provozierenden Schwanzvergleich zwischen den Aggressoren Hai und Krokodil, wie ihn Roland Emmerich in seinem Trailer zu "Godzilla" mit dem T-Rex aus "Jurassic Park" lostrat, oder Lucio Fulci ihn bei "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" zwischen Zombie und Hai kurz stattfinden ließ. Zu "Blood Surf" passt solch ein reißerischer Vergleich ungemein, wird er doch hauptsächlich bevölkert von Proleten. Und für einen Film, der dies nicht einmal ironisch distanziert tut, funktioniert der Streifen vom "Kinder des Zorns 3"-Regisseur James D.R. Hickox unglaublich gut. Er liefert ein flott inszeniertes Standardwerk ab, das sich nie um seine Unsinnigkeiten und zusammengeklauten Ideen und Szenarien kümmert und mit dieser leichtfüßgen, wie ereignisreichen Art dem Freund derartiger Werke tatsächlich zu unterhalten weiß, auch jenseits unfreiwilliger Komik. Eine Sympathiefigur existiert nicht, der Aufhänger ist vollkommener Blödsinn, und Killerkrokodile wurden bereits schon vor diesem Film erfolgreich cineastisch eingesetzt, auf den ersten Blick gibt es keinen Grund einzuschalten. Ich sympathisiere jedoch mit dem Ergebnis, wissentlich dass es mancher Tierhorror-Freund nicht tut.
Positiv fällt zunächst einmal auf, dass "Crocodile" (Alternativtitel) noch vor jener Phase Tier-Horor entstanden ist, in welcher SyFy mit übelster Computeranimation den zentralen Schauwert derartiger Werke zum erbärmlichen Hingucker machten und dem Filmfreund fließbandartig derartig inhaltlich wie optischen Einheitsmüll zuschmiss. Nu Image brachte zu dieser Zeit bereits gelegentlich vergleichbaren lieblosen, zukünftigen Standard heraus, "Blood Surf" kommt parallel dazu noch Old School daher, ein Krokodil präsentierend das handgemacht optisch zu gefallen und zu funktionieren weiß - dies zumindest, sowie den Komplettfilm betreffend, bei geringer Erwartungshaltung. Hickox weiß, dass er nicht ansatzweise etwas für die A-Liga abliefert, füllt "Blood Surf - Angriff aus der Tiefe" (Alternativtitel) mit allerhand quantitativen Schauwerten, und ob nun zufällig oder bewusst hinbekommen, ist ihm dabei ein temporeicher, kurzweiliger Nonsensfilm geglückt, den ich in all den Jahren seit seiner Entstehung bereits des öfteren geguckt habe. Es weiß zu amüsieren, wie er nicht nur unnötig funktionierende Erotik meint einbauen zu müssen, sondern zudem einen pseudoerotischen Tanz einer flachbrüstigen Schönheit zu einem Event hochpuscht, das von entscheidender Wirkung für das Weiterkommen der simplen Geschichte ist.
Ob beabsichtigt oder nicht finden sich neben den üblichen Tier-Horror-Zutaten auch unauffällig eingestreut welche aus dem Bereich der Vampirthematik wieder, am deutlichsten wohl zu erkennen in der Schlussphase, in der wir zusehen dürfen auf welche Art das Krokodil besiegt wird, aber auch vorzufinden im Weihwasser-ähnlichen Szenario, wenn das Salzwasserkrokodil mit Süßwasser konfrontiert wird. Was dem Film an wahrer Spannung fehlt, macht er mit seiner temporeichen Umsetzung wieder wett. Was nicht ernst genommen werden kann, kann durch seine Lächerlichkeit genossen werden. Aufgrund des nicht genau erklärbaren Charmes des Streifens wirkt das Ergebnis nie peinlich, auch wenn vieles Dargebotene in diese Richtung tendiert. Andererseits macht "Krokodylus" (Originaltitel) dafür auch zu vieles wieder richtig. Oftmals schlägt das Krokodil derart gnadenlos zu, dass einem die unsympathisch gezeichneten, schlichten Hohlbrot-Charaktere tatsächlich leid tun. So flach sie auch charakterisiert sein mögen, jede Figur bringt ihre eigene Geschichte mit an Bord, so dass man sie bis zu einem gewissen Grad gut genug kennen lernt. Dass manch eine Krokoattacke auch mal unerwartet eintritt (bei Nichtkenntnis von Handlung und Originaltitel freilich gerade auch die allererste), und somit nicht nur an zu erwartenden Orten und Zeitpunkten, wertet einen schlichten Film wie diesen freilich ebenfalls auf.
Wenn "Blood Surf" in seinen naivsten Momenten die angeblich intelligente Oberflächliche mit dem absolut dummdämlichen Schönling emotional annähert, weiß das trotz seiner Lächerlichkeit und der vielen heißen Luft, die dieser Prozess beinhaltet, überraschend zu funktionieren. Und wenn dieser Prozess zum Schluss in einer Liebesszene endet, sind alle verloren gegangenen Personen vergessen und es darf frei jeder Erinnerung kürzlicher Erlebnisse ordentlich gefummelt werden. Das ist zum einen ein herrlich unfreiwillig komischer ignoranter Schluss, gleichzeitig in dieser Extreme präsentiert aber auch ein Bruch der bisherigen Erzählung, in welcher immer mit einem gewissen Respekt mit dem erneuten Verlust einer Figur umgegangen wurde. In einem Film, der auf verschiedenste, verzweifelte Weise irgendwie mit allerhand sinnlos zusammengewürfelten Zutaten versucht zu einem halbwegs akzeptablen Ergebnis zu gelangen, verwundert das Verwerfen einer bis dahin konsequenten Vorgehensweise jedoch so gar nicht, mit derartigen Beobachtungen macht man sich wahrscheinlich schon mehr Gedanken um den Film, als es die Verantwortlichen des Stoffes je taten. Umso mehr darf man erfreut sein, dass das muntere Treiben der hirnlosen Sportler, Geschäftsmänner, Trullas und Abenteurer mit der richtigen Einstellung derart viel Vergnügen bereiten kann, in einem Mix aus unfreiwilliger Komik und tatsächlich funktionierendem Szenario. Ich weiß, dass ich in ein paar Jahren erneut wieder reinschalten werde. Ich mag diesen minderbemittelten Quatsch. OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen