Stephen Kings Kurzgeschichte um eine Gruppe religiöser Kinder, die alle Erwachsenen als Sünder verstehen und deswegen ermorden, wurde vor der hier besprochenen Version schon einmal fürs Kino 1984 unter dem Titel "Kinder des Zorns" umgesetzt und zweitverfilmt auch als Kurzfilm mit in die Veröffentlichung "Night of the Crow" eingebunden. Beide Versionen haben mir nicht zugesagt, obwohl die Geschichte zunächst einmal reizvoll klingt, von daher war ich nicht abgeneigt, dass man sich erneut an jenem Stoff versucht hat, der bis heute 8 Fortsetzungen nach sich zog. Freilich geht man bei einer TV-Verfilmung mit herunter geschraubten Erwartungen heran, viel erwartet habe ich trotz meiner Hoffnung auf eine bessere Verfilmung ohnehin nicht. Trauriger Weise war das auch gut so, sollte die dritte Version doch ebenfalls nichts Herausragendes bieten. Das beginnt schon damit, dass man sich anfangs ganz treu an den oberflächlichen Ablauf der Erstverfilmung hält und einzig die Figuren modernisiert. Gestrichen wurde der Aspekt um zwei Kinder, die gegen die Sekte handeln, und wie schon damals, so verzichtet auch Borchers "Kinder des Zorns" nicht darauf uns zuvor aufs Brot zu schmieren, was am eigentlichen Handlungsort Unheimliches abläuft. Erneut wird kein Geheimnis daraus gemacht, erneut vergeigt man die Chance eine rätselhafte, düstere Atmosphäre als Schleier über die kommenden Ereignisse zu werfen.
Das könnte man als Respekt vor der Vorlage verstehen, wenn sich "Children of the Corn" (Originaltitel) auch weiterhin an diese halten würde. Aber nach der langen Autophase, in welcher wir das zentrale Paar besser kennen lernen, verlässt der Streifen den gewohnten Weg und modernisiert den Stoff. Da wird noch kurz über niedrige Preise, den verlassenen Ort und anderweitiges gestaunt, dann biegt der Film urplötzlich ab, nimmt uns eine der Identifikationsfiguren (glücklicher Weise jene, die derart penetrant nervig charakterisiert wurde, dass ihre Anwesenheit Gefahr lief dem kompletten Film zu schaden) und lässt uns die eine, die sich als erfahrener Militärdienstleister entpuppt, und sich somit zu wehren weiß. Trotz des Versuchs des Schauspielers dieser Figur eine Spur Entsetzen in seine Mimik einzubauen, funktioniert die mörderische Gegenwehr ohne große Hemmungen, den Reiz der Thematik eines "Ein Kind zu töten" gar nicht erst anvisierend, in der Hoffnung über die Figur des Soldaten würde das schon glaubwürdig genug herüberkommen. Diese Zutat kann man als Ärgernis sehen, in meinen Augen war sie aber genau jenes Element, welches dem zu routinierten Film zumindest kurzfristig den nötigen Zunder bescherte und aus seiner braven Lethargie der Routine riss.
Je weiter der Film voranschreitet, desto weniger glaubwürdig wird die Hauptfigur allerdings, die in Sachen Taktik, Deckung und anderweitigem Expertenverhalten so gar nichts zu bieten hat, aufgrund einer Verletzung zwar menschlicher gezeichnet wird, aber eben so gar nicht glaubwürdig als Kriegserfahrener herüber kommt. Der Kinderkult hingegen wird ausführlich zelebriert, wir erfahren so ziemlich alles über die Sekte, was es zu wissen gibt, mit Ausnahme des zentralen Isaac, der mit Blick auf die Eingangssequenz nicht älter zu werden scheint. Ist dem so? Und warum thematisiert der Film dies nicht, wenn er alle anderen Kinder doch wachsen lässt und in alter "Flucht ins 23. Jahrhundert"-Art erwartet, dass man sich ab einem gewissen Alter opfert? Er der hinter den Reihen geht wird diesmal auf "Tanz der Teufel"-Art tricktechnisch mit lebendig gewordenem Gestrüpp als real existierend dargeboten (in der ersten Verfilmung erinnerte seine Anwesenheit eher an die unterirdischen Sandbewegungen aus "Invasion vom Mars"), den Hintergrund was er die Kinder warum tun lässt, kann man erahnen, wird aber nur angedeutet. Das wird in einem solch oberflächlich abgehandeltem Film wie diesem zu einem negativen Element, da man aufgrund fehlender Erklärungen nicht zum selber phantasieren verführt wird, sondern sich fragt warum einem das hier präsentierte, simple und brave Einerlei eines Horror-Genres vorgesetzt wurde, wenn es sich sämtlicher Vertiefungen, mit Ausnahme des Alltags im Kult, verweigert.
Zum Vorteil eines höheren Tempos streicht man allerhand Elemente, die es im Vorgänger noch mitzuerleben gab, so z.B. die Rebellion in den eigenen Reihen. Der Helfer Isaacs bleibt ein treu glaubender Partner, wissentlich dass seine Lebenszeit bald ebenfalls endet. Und mit der Streichung der Finaldebatte aus der Erstverfilmung, geht auch der einzige nennenswerte Tiefgang der Geschichte unter, bzw. jener analytische Aspekt, welcher dem oberflächlichen Treiben zumindest ein wenig Rückhalt in seiner Daseinsberechtigung gab. Die Neuverfilmung "Kinder des Zorns" bleibt oberflächlich abgearbeitet, bietet einige wenige, etwas härtere Bilder und ein höheres Tempo und vergeigt es im letzten Drittel das positivere, da flottere Seherlebnis zu einem interessanten Finale zu führen. Da das erste Drittel über die Charaktereigenschaften der Ehefrau kaum auszuhalten war, sorgt nun der Schluss dafür, dass der Streifen ein mageres Filmchen bleibt, das beweist, dass es ebenfalls nichts aus der interessanten Grundidee herauszuholen weiß. Ganz im Gegenteil erdreistet man sich uns vor dem Abspann ein pseudo-schockierendes Schlussbild zu präsentieren, so als wäre das was dort gezeigt wird, nicht selbstverständlich gewesen inmitten des Treibens, was uns in der letzten Szene dargeboten wird. Manche Denkweise Filmschaffender muss man als Cineast wohl nicht begreifen. OFDb
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