Dass die zweite Hälfte der Verfilmung "Es" nicht so stark ausfallen würde wie die erste, war vorher zu sehen. Bereits in der 90er Jahre-TV-Version wussten die Kindheitserlebnisse mehr zu packen, als jene der Erwachsenen. Bereits dort wurde in der Gegenwart angekommen der dramatische Aspekt zurückgeschraubt, um sich lediglich dem Horror zu widmen. So waren es in Muschiettis erster Hälfte der Verfilmung eines Stephen King-Buches doch mehr die dramatischen Hintergründe und das Leiden der Kinder, in einer sie ignorierenden Stadt, welche den Film so interessant und sehenswert machten, als das eigentliche Kern-Genre. Der Horror kam eher abenteuerlich mit manchem Gruselmoment daher, sich mehr den Effekten zuwendend, als einem wahrlich düsterem Horror-Feeling. Wie zu erwarten, konzentriert man sich auch bei der Neuverfilmung in dieser Phase der Geschichte verstärkt auf den Horrorpart, nur dass dieser erneut nun nicht mehr als Kindheits-Retro-Abenteuer stattfinden kann und somit einiges an Reiz einbüßt.
Glücklicher Weise bleibt "Es 2" mit etwas herunter geschraubten Erwartungen dennoch ein unterhaltsamer Film für zwischendurch, und das trotz seiner Lauflänge von über 160 Minuten. Das weit weniger tiefgründige und sich manchmal etwas zu sprunghaft anfühlende Treiben ist glücklicher Weise flott genug umgesetzt, um nie zu langweilen, brauchbar genug vertieft, um dem Ganzen auch interessiert zu folgen und zumindest in einigen Rollen gut genug besetzt, um in ihnen die Figuren von einst glaubhaft erkennen zu können. Allen voran trumpft freilich Bill Skarsgård als Clown Pennywise, der mir nach wie vor besser gefällt als Tim Curry in der ersten Verfilmung. Aber auch die anderen Darsteller sind brauchbar ausgesucht, insbesondere die erwachsene Besetzung von Richie, der meiner Meinung nach zur besten Figur der Geschichte wird, ist sie doch die einzige, die einen empathischen Umgang mit ihrem Schicksal gewährt bekommt, während die Dramatik der anderen erwachsenen Mitglieder des Clubs der Verlierer zwar benannt, aber nie wirklich mitfühlend inszeniert wird. Dem Drehbuch sind ohnehin, wie erwähnt, die Horrormomente wichtiger, und die wissen zumindest mit ihren kreativen Ausarbeitungen zu gefallen.
Was uns hier, für nur kurze Momente, an Kreaturen und anderweitigen Horrorphantasien geboten wird, ist wahrlich eine Augenweide. Mancher kurz auftauchenden Gestalt hätte ich einen eigenen Film gewünscht, so einfallsreich und optisch hervorragend umgesetzt wissen diese Momente zu wirken. Allerdings wird mit derart lauten Knalleffekten auf der anderen Seite nie eine Gruselstimmung erzeugt, so dass "It - Chapter 2" (Originaltitel) zwar mit derartigen Gimmicks unterhält, jedoch nie wahres Horror-Feeling erzeugt. Wen das nicht weiter stört, wird zumindest solide unterhalten. Und als Trost für das etwas mauere Ergebnis schauen zumindest in Rückblicken immer wieder die uns in Teil 1 ans Herz gewachsenen Kindervarianten der Charaktere vorbei. Das Ende ist diesmal nicht so plump ausgefallen wie jenes der TV-Verfilmung, ist allerdings Geschmackssache. Mir persönlich hat es gefallen, auch wenn es für meinen Geschmack etwas psychologisch raffinierter hätte ausfallen können, manch einer wird sich jedoch vielleicht verarscht vorkommen, unabhängig davon ob er den schlicht analytischen Clou dahinter begreift oder nicht. Ein Finale eines derart aufgeregten Filmes hat man sich sicherlich anders vorgestellt, letztendlich ist es aber ein gekonntes und gewitztes Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers.
Dem gewährt man ohnehin immer wieder kleine Seitenhiebe auf Bekanntes aus dem Vorgänger und dem Leben, manch humorvolle Passagen mit wahrlich geglückten Sprüchen, und diesbezüglich sogar einen Seitenhieb auf das Buch, auf welchem der Film basiert, ist dessen Ende unter Stephen King-Fans doch ebenfalls umstritten, was "Es - Kapitel Zwei" (Alternativtitel) gewitzt mittels eines Running Gags zu thematisieren weiß. Mag die zweite Hälfte des von Anfang an als Zweiteiler konzipierten Kinofilms auch nicht so intensiv ausgefallen sein wie die erste, glücklicher Weise besitzt sie noch genügend Charme, um als Unterhaltungsfilm zu funktionieren, obwohl sein Horrorpart weder furchteinflößend, schockierend, noch gruselig ausfällt, sondern lediglich verspielt, sowie manches Mal sadistisch und schwarzhumorig. Mir persönlich hat das ausgereicht. Das hat es schließlich bereits im ersten Teil. Diesmal habe ich lediglich die gekonnt dramaturgische Grundlage vermisst, auf welcher der Horror fußt, was aber zu erwarten war. Umso schöner ist es, dass diese zumindest durch die Richie-Figur als Restelement vorhanden ist und exzellent zu funktionieren weiß. OFDb
Bis heute habe ich die zwei neuen Verfilmungen zum Buch nicht gesehen. Meine Erinnerung ist immer noch von der alten Verfilmung geprägt. Das Skarsgard aber besser sein soll als Curry, ist mir nun schon häufiger untergekommen. Vielleicht sollte ich doch mal einen Sehversuch wagen...
AntwortenLöschenTu das, es lohnt sich tatsächlich.
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