Während Schnaas und Ittenbach mit Gore-zentrierten, viel zu ernst ausgefallenen Horrorfilmen in der deutschen Amateurfilm-Szene auf sich aufmerksam machten und dafür von Fans des Genres gefeiert wurden, kam fast zur selben Zeit Sebastian Panneck daher und bewies, wie man es eigentlich richtig macht - sofern man sich nicht nur dem stumpfen Stammpublikum zuwendet. Über ein Jahr an etlichen Wochenenden privat als Hobby mit Freunden und Bekannten gedreht, kam "Urban Scumbags vs. Countryside Zombies" zur Welt und macht von Beginn an deutlich, dass er humoristischer Natur ist. Die Stimmung stimmt, der Humor funktioniert, das ist stets ein wertvoller Bonus selbstgedrehter Filme, der vorm Scheitern und Fremdschämen bewahrt. Dank Darsteller, die sich wacker in ihren mit Spaß gespielten Rollen schlagen und einem Drehbuch, welches uns tatsächlich eine Geschichte mit passablen Charakteren beschert, ist man schnell im Film angekommen, der sich Zeit nimmt, bevor der erste Zombie auftaucht. Es sind die kleinen Ideen am Rande, die geglückten Schnitte und die richtige Ballance zwischen Albernheiten und Ernsthaftigkeit, welche dem sehr unbekannten Streifen eine Kraft verleihen, die jenseits der typischen Amateurfilm-Krankheiten liegt.
Man merkt, dass es Panneck nicht rein um die Bluteffekte geht. Man merkt, dass er tatsächlich etwas mit den Vorlagen, meist von George A. Romero, anzufangen weiß, deren Ideen er nicht nur stumpfsinnig imitiert, sondern gewitzt in Szene setzt und freilich dabei genussvoll, wie humorvoll die Vorbilder zitiert. Dies geschieht nicht nur auf Dialogebene, manches Mal auch musikalisch. Und auch in diesem Bereich zeichnet sich der Film als durchaus gelungener Vertreter eines Hobby-Streifens aus, ist die Musik doch stimmiger Natur, mal lustig, mal spannungsgeladen, dann wieder actiongeladen komponiert, so abwechslungsreich wie auch der Film an sich ausgefallen ist. Wenn ein herrlich trashig gesungener Abschluss-Song zum Ende hin den Abspann begleitet, passt dies zur handgemachten, amateurhaften Partystimmung, die das Werk insgesamt auszustrahlen vermag und sicher auch die Dreharbeiten begleitet hat. Musikalischer Höhepunkt, und auch einer der humoristischen, ist eine an Paul Hardcastles 19 orientierte Vietnam-Hymne, zu welcher der harte Ausbilder des Heims in Kriegsmontur, gemeinsam mit den Schülern im Klassenraum tanzt. Derartige Ausnahmeszenen beweisen das Gespür der Verantwortlichen des Streifens, zu erkennen was dem Film gut tut und was nicht.
Die Zombies selbst sehen in schlicht weiß geschminkter Maskerade nicht all zu dolle aus, sind aber in genügender Anzahl vorhanden. Der ein oder andere Zombiedarsteller kann sich beim Spielen sein Grinsen nicht verkneifen, was in dieser absichtlich humorvollen Version eines Zombiefilms jedoch durchaus in Ordnung geht. Die Goreeffekte sind für einen Amateurfilm gut genug ausgefallen, gelegentlich auch nicht all zu zahm anzusehen, sie sind jedoch rar verteilt, was dem ein oder anderen Genre-Freund nicht schmecken dürfte. Ich hingegen finde diese Entscheidung gut, ebenso dass Panneck weder inflationär mit diesen Szenen arbeitet, noch ewig mit der Kamera drauf hält, wenn ein solcher Moment stattfindet. Das sind beides typische Amateurfilm-Fehler, die der Mann somit zu umgehen weiß, und entscheidende noch dazu, wenn es darum geht einen 60-Minüter unterhaltsam genug zu gestalten. Das Geschehen wird nie zu monoton, besitzt nur gelegentliche, kaum nennenswerte Hänger, und das funktioniert u.a. auch durch die abwechslungsreiche Figurenzeichnung. Ein durchgeknallter Wissenschaftler darf ebenso wenig fehlen, wie ein kriegsgeiler Überlebenskämpfer, alle augenzwinkernd im richtigen Humor-Ton überzeugend und stimmig überzogen gespielt. Die Hauptrolle und der weibliche Anhang erden das ganze mit eher ernst angelegter Charakterzeichnung und wissen ebenso zu funktionieren. Wie von Romero richtig gelernt, steuern sie am Ende einer ungewissen Zukunft entgegen, auch hier beweist Panneck, dass er die Vorbilder richtig studiert hat. OFDb
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