Die Beteiligten der NDW stammen dementsprechend ebenfalls nicht aus der ersten Mainstream-Liga von einst, sind es doch die Band Der Plan und Andreas Dorau, welche die Musik und Auftritte beisteuerten, Letztgenannter singt eine neue Variante seines Songs "Junger Mann". Auch wenn dieser ungewöhnliche Science Fiction mancherorts als Musikfilm bezeichnet wird, so schaut er sich doch trotz besagter Beteiligung der Musiker nicht wirklich wie einer. Es wird zwar gelegentlich gesungen, dies aber derart nüchtern vorgetragen und mit langen Pausen dazwischen gesetzt, dass der Anteil nicht dominant genug für eine derartige Bezeichnung wäre. Letztendlich kann man das Werk ohnehin in keine Schublade stecken. Bizarrer Humor (z.B. verursacht durch singendes Obst, das optisch wie fleischfressende Pflanzen anmutet) weht innerhalb einer nüchtern vorgetragenen, dem Theater nahen, Umsetzung, lebensfern, ebenfalls der großen Bühne nachempfunden, vorgetragen und optisch ebenso umgesetzt. Man läuft durch gemalte Kulissen, absichtlich künstlich wirkende Bauten, und auch simple Spezialeffekte erzielen ein Höchstmaß an befremdlicher und surrealer Wirkung. Der Einsatz einer alternativen, befremdlichen, der unseren völlig entrückten Welt, bzw. anscheinend mehrerer Welten, sowie einer Adjektiv-Zuordnung einer jeden Figur, anstatt einer Namensgebung, entfremden das alles zusätzlich in Kombination mit einer wirr scheinenden Geschichte, so dass man mit den Eindrücken allein gelassen wird und sich als Zuschauer damit ohne Hilfe von Außen auseinandersetzen muss.
Es gibt Gesetzmäßigkeiten innerhalb der gestalteten Welt, und ein roter Faden ist innerhalb der Geschichte auch bemerkbar, aber alles verläuft sprunghaft, selbstverständlich, aus der Luft gegriffen, ohne Erklärungen versehen und geistig entrückt, so dass man nie wirklich etwas Konkretes gegriffen bekommt, und das weiß zu faszinieren. Wer alternatives Kino als Kunstform mag und dort jede Andersartigkeit entdecken will, der ist herzlich eingeladen dieses ominöse Stück Experimentalfilm zu sichten. Wunderlich mitzuerlebende Gestalten, manche mittels Überagieren des Schauspielers diese Wirkung erzielend, andere durch Zurückhaltung, wiederum andere, der Hauptdarsteller zum Beispiel, erschafft dies durch Widersprüchlichkeit (er verhält sich trotz häufiger und deutlich gesprochener Monologe und Dialoge wie ein Stummfilm-Darsteller) beeindrucken zusätzlich innerhalb dieser bizarren Phantasie, deren Sog man sich, einmal gepackt, nicht entziehen kann, und dies obwohl sich Kirbergs Erstling keineswegs kurzweilig guckt, geschweige denn wie aus einem Guss. Es ist ein anstrengendes Werk, eines das auch auf unter 90 Minuten Laufzeit viel Geduld vom Publikum erwartet und schwer zu konsumieren ist.
Zwischen ernsthaft codiertem Tiefsinn und dem künstlerischen Spaß am Nonsens hin und her pendelnd, ist er nur dem offenherzigen Kunstliebhaber zu empfehlen, keineswegs dem Tunnel-blickenden Anspruchsbefürworter, der nur jene Kunst akzeptiert, welche eine elitärer, engstirnige Gesellschaft als solche gelten lässt. Allein die Darbietung Erwin Leders ist exzellent zu nennen und das Sichten jeder seiner Szenen wert, so sehr wie er sie an sich reißt. So anstrengend "Die letzte Rache" auch ausgefallen sein mag, er ist definitiv einen Blick wert, selbst wenn man sich nur eine halbe Stunde davon angucken kann (was ich durchaus verstehen würde). Das gibt ihm zwar keinen Status eines wirklich empfehlenswerten Filmes, aber genügend Sympathie ist vorhanden, den Streifen trotz aller Schwerfälligkeit zu mögen, zu achten und nie wieder zu vergessen. OFDb
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