20.05.2021

FILOFAX - ICH BIN DU UND DU BIST NICHTS (1990)

In Arthur Hillers Folgefilm von "Die Glücksjäger" kommen der sich damals auf einem Erfolgshoch befindende James Belushi und der eher stets in zweiter Reihe agierende und leider kürzlich verstorbene Charles Grodin zusammen. Vielleicht passt die Formulierung nicht wirklich, bis sie wirklich zusammentreffen dauert ungefähr eine Stunde Laufzeit. Bis dahin erleben wir ihre jeweilige Situation getrennt voneinander. Das ist insofern schade, als dass die Chemie zwischen beiden wunderbar zu funktionieren weiß, so dass "Taking Care of Business" (Originaltitel) seine schönsten Momente im letzten Drittel zu bieten hat. Hier erwarten einen zwar keine Besonderheiten, die Geschichte findet dort, ganz im Gegenteil, auf klassische Art zu ihrem Ende, aber die Art wie beide miteinander agieren, insbesondere der menschliche Befreiungsakt des bis dahin gebeutelten Werbefachmannes, entlädt eine ganz eigene Energie, die aus einem routinierten Geschehen einen wunderbare Sehwert schafft. Die Sympathie des Zuschauers ist den Figuren gewiss. Schön ist auch, dass in dieser Phase der Geisteszustand der von Grodin gespielten Figur nie vollends sicher komplett gesundet ist. Das zeigt z.B. seine schönste Szene, in welcher er sich freut, dass er angeblich gut im Bett war, weil die Rolle Belushis unter seinem Namen erfolgreich eine attraktive Frau befriedigt hat. 

Glücklicher Weise weiß "Filofax" (Alternativtitel) aber auch vor der Zusammenführung seiner Hauptfiguren zu funktionieren. James Belushi ist in seiner klassischen Rolle als lockerer Sprücheklopfer besetzt. Mögen seine Sprüche auch nicht zur ersten oder zweiten Liga gehören, so weiß sein Part doch trotzdem zu funktionieren, eben weil er ein glaubwürdiger Fremdkörper im konservativen Kosmos ist, und die Konfrontation damit zum Selbstläufer wird. Wenn man Mako dabei beobachten darf, wie er als mächtiger, asiatischer Geschäftsmann auf dem Tennisplatz eine Niederlage nach der nächsten erlebt, bleibt kein Auge trocken, da muss Belushi selbst nicht viel leisten. Dennoch versprüht er einen gewissen Charme, gönnt man ihm doch seine Erfolge und seinen kurzen Ausflug in ein luxuriöses Leben, welches man mit ihm vor dem Bildschirm gemeinsam meint auszuleben. Charles Grodin darf den am Boden zerstörten, ehemaligen Erfolgstypen mimen. Wie er schrittchenweise den Boden unter den Füßen verliert ist herrlich mit anzuschauen, unterstützt von solch unterhaltsamen Ideen, wie dem Running Gag um die nervige Klassenkameradin von einst, welche die einzige Person ist, die er kontaktieren kann, wenn er in Problemsituationen steckt. Und in denen steckt er eigentlich immer. 

Es ist schade, dass seine angriffslustige, psychisch völlig kaputte Phase, in welcher er sich aggressiv gegenüber seinem ungewollten Identitätsvertreter verhält, so kurz ausgefallen ist. Hier darf Grodin zur reinen Comicfigur werden. Wer mehr davon erleben möchte, dem sei zu "Der Couch Trip" geraten, in welchem er zwar nur eine Nebenrolle bekleidet, aber immerhin eine wunderbar krank dargebotene. Trotz des Nervenzusammenbruchs im hier besprochenen Film schaffen es das Drehbuch und Grodins Talent, dass man als Zuschauer dennoch mit ihm sympathisiert und ihm seine zunächst unfreiwillige Läuterung und sein Erwachen in Freiheit gönnt und sich zusammen mit ihm freuen darf. Mag "Filofax oder Ich bin du und du bist nichts" (Alternativtitel) das Genre weder neu erfinden, noch nennenswerte, individuelle Komik versprühen, er ist ein Wohlfühlfilm mit einem gewissen Grad Schadenfreude, eines jener leichten Werke, deren Protagonisten man ihr Happy End wünscht, ein auf Nummer Sicher besetzter und inszenierter Film, jedoch ohne den Zuschauer zu unterfordern. Kurzum: ein kurzweilig daher kommender Rollentausch, der aufgrund fehlender Bissigkeit keinem weh tut, einem aufgrund von Charme und angenehmer Komik das Einschalten jedoch nie bereuen lässt.  OFDb

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