20.05.2021

DER COUCH TRIP (1988)

Zwar ist "The Couch Trip" (Originaltitel) eine jener typischen Komödien, in denen sich jemand für wen anders ausgibt, allerdings nicht um damit allerhand Verwirrung zu stiften, sondern eher den Charme der Hauptfigur zu unterstützen. Ohnehin ist Michael Ritchie, der auch für die beiden "Fletch"-Filme und den viel zu unbekannten "Cops und Robbersons" verwantwortlich war, eher eine Komödie der Charaktere geglückt, anstatt eine mit nennenswerter Geschichte. Man soll es genießen, wie die unverschämte, aber sympathische Figur Burns, sich mit Betrug die Herzen seines Umfelds erschleicht. Und es funktioniert. Das liegt aber auch daran, dass das Drehbuch nicht einzig auf diese eine Figur setzt, sondern in Nebenrollen auf anderer Ebene arbeitende Charaktere zielsicher einsetzt. Charles Grodin darf einen mental kaputten Psychiater mimen, der im Laufe der Zeit, zur Freude des Zuschauers, immer irrer wird, Ayre Gross spielt das unverschämte Anwalts-Klischee, David Clennon den herrlich unqualifizierten echten Dr. Beard, der in seinem schönsten Moment für eine halbe Sekunde selbst an seiner Identität zweifelt und auf sein eigenes Namensschild blickt, um sich sicher zu sein, und auch manch andere Figur weiß diesen Film, der eigentlich gewohntes Terrain abgrast, positiv zu stützen. 

"Der Couch-Trip" ist weder in dem Tempo glaubwürdig, in welchem der falsche Beard die Beliebtheit erreicht, noch geht es ihm um mehr als Aykroyd charmant kriminell in Szene zu setzen. Der nutzt die Chance für improvisierte Komik, womit er auf die Anfänge seiner Karriere zurückgreifen kann, und er zusammen mit der Restbesetzung ist genau jener Punkt, weshalb man einem theoretisch austauschbarem Werk nicht bös sein kann, weiß es doch zu unterhalten und die erhoffte Sympathie der Figuren auch tatsächlich treffsicher einzusetzen. Zwar wird es nie so comic-artig wie es möglich wäre (das Finale ist diesem Ziel diesbezüglich am nächsten), und der rechte Biss, um den Bereich psychiatrischer Behandlungen satirisch treffsicher zu erfassen, fehlt auch, aber manchmal reicht eben einfach ein geglücktes Feeling und der Spaß der Mimen am Spiel, um einen unterhaltsamen Film fertigzustellen. Ob das Publikum etwas mit der sehr ungewöhnlich ausgefallenen Rolle Walter Matthaus anfangen kann, obwohl er wieder einmal mürrisch agieren darf, steht auf einem anderen Blatt Papier. Der spielt die Ausnahme in dem ansonsten für den damaligen Mainstream konstruierten Streifen, und wird erstaunlicher Weise trotzdem im Laufe der Zeit zu mehr als dem üblichen, schrulligen Sidekick. Man mag nicht wirklich nachvollziehen können, warum Burns sich ihm gen Ende so verbunden fühlt, aber das bleibt der einzige tatsächliche Schwachpunkt in einer ansonsten nett erzählten und professionell gespielten Komödie. Wer Matthaus Rolle nicht versteht oder nicht ausstehen kann, wird nicht viel Zugang zum "Couch Trip" finden, wer diese jedoch mindestens halb gegriffen bekommt, wird mindestens die Schlussszene lieben, in welcher geradezu herzlich thematisiert Burns das Happy End in Liebesfragen verwehrt wird. Nach so viel Schadenfreude anderen gegenüber, weiß diese Entscheidung zu gefallen.  OFDb

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