25.07.2021

DRACULAS GROSSE LIEBE (1973)

Paul Naschy als Dracula? Dass dies von der Besetzung her nicht passt, macht selbst der Sohnemann Naschys in einem Vorwort auf der deutschen Bluray-Veröffentlichung deutlich. Ebenso erwähnt er, dass Naschy auf den hier besprochenen Streifen besonders stolz gewesen wäre. Das weiß zu belustigen, wenn man "Draculas große Liebe" erst einmal gesehen hat. Denn es ist ein naiver Film, wie es die Horrorbeiträge mit Naschy im Zentrum meistens sind, ein Genre-Beitrag der heute nicht einmal mehr einen 9jährigen erschrecken würde. Es ist eben jene Art simpler Vampirfilm, wie er auch in Peter Vincents Sendung in "Fright Night" laufen könnte, so gnadenlos klassisch wie er die Elemente um seine Vampirthematik präsentiert, so wunderbar billig wie die Optik dieser Wesen ausgefallen ist. Hinzu kommt die typische Theatralik spanischer Werke dieser Art, die man beim besten Willen nicht ernst nehmen kann. Aufgrund der herrlich unsensibel angegangenen Romantik, die sich bereits im Titel ankündigt, mündet sie in einem wundervoll unfreiwillig komischen Höhepunkt zum Schluss, wenn mit dem letzten Atemzug nach einem völlig unerwarteten Suizid der Name der Geliebten ausgesprochen wird. 

Hier zementiert sich all die Schundklassik, die der Streifen dem Zuschauer zuvor Häppchen-weise zuschmiss. "Vampire Play Girls" (Alternativtitel) lässt nichts vermissen: Kerzen, die mit magerem Licht ganze Räume erstrahlen lassen, umher schleichende Menschen mit Kerzenständern in alten Gemäuern, pseudo-erotische Momente, eine Kutschfahrt durch den Wald inklusive durchgehender Pferde, Dracula in klassischer Garderobe, die Lüsterne, die Jungfrau und die tote Verwandte Draculas, die auf ihre Wiedererweckung wartet - und freilich die Geschichte eines Fluchs, der von Draculas großer Liebe verlangt, dass sie sich freiwillig hingibt. Einer wunderbar dämlichen Zeremonie darf man ebenfalls beiwohnen, eine Mystik um den Wechsel Draculas Äußerem wird erschaffen, ohne sie konkret zu nutzen, "Cemetery Girls" (Alternativtitel) ist voll von klassischen Zutaten in dilettantischer Umsetzung, dass es eine Freude ist dem Treiben zuzusehen, und mag es auch noch so mit möchtegern-dramatischen Dialogen gestreckt sein. 

Gute Spezialeffekte sucht man vergebens, manch morbide Idee ist mit an Bord, selten schlägt Javier Aguirres Regiearbeit auch mal härtere Töne an. Der von Paul Naschy selbst verfasste Film entfacht inmitten seines blauäugigen Unsinns und inmitten seiner fehlerhafter Umsetzung (erstaunlich wie wenig man versuchte Tagaufnahmen, die nachts spielen sollen, optisch zu verfremden) Charme, auch durch kurzfristig aufkommende, stimmige Momente, die zeigen wie naiver Grusel mit etwas mehr Können tatsächlich hätte fruchten können. Aber jedweder Mime des Streifens besitzt kein Talent, jegliches Feingefühl für Dramatik und Figuren, sowie auch nur ein Hauch für psychologisches Verständnis, fehlen völlig, und so dominiert freilich der stümperhafte Großteil, der wahrlich zu unterhalten weiß. Mancher Drehort und die Ausstattung ist geglückt, fast alles weitere in "El gran amor del conde Drácula" (Originaltitel) lebt lediglich von seinem Unvermögen, eingekleidet in einer sich wohlig, klassisch, modrig anfühlenden Geisterbahn-Atmosphäre für Nostalgiker überholter Kinotage.  OFDb

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