Das heißt: vielleicht auch nicht, die "Schuld", um die es eigentlich nur zweitrangig gehen sollte, ist nicht ganz klar, verursacht doch eher die Hauptfigur das Papier-vernichtende Szenario durch Ahnungslosigkeit. Man kann sich also darüber streiten, so wie es das Ehepaar in einer längeren Phase des Streifens tut, wer da nun zur Verantwortung gezogen werden müsste und wer nicht. Selbiges fragt sich auch ein Kriminologe, der das Rätsel lösen möchte, aber weit weniger Ahnung von den Zusammenhängen hat, als dies der Zuschauer hat, der an diesem köstlichen Science Fiction-Kriminalfilm-Satire-Mix entweder achselzuckend scheitert, oder aber den versteckten Wert der Geschichte genießt, die ihm ganz anders dargeboten wird als man gerade heutzutage von einem Seuchenfilme erwarten würde. Vom satirischen Ansatz einmal abgesehen ist "Sugar - The Sweet Desaster" (Alternativtitel) typisch deutsch erzählt, sprich sachlich und trocken, wenn auch auf die augenzwinkernde und aufgelockerte Art. Der menschliche Aspekt rückt mehr ins Geschehen, als der globale, private Nachwirkungen haben inmitten lauter egoistischer Figuren weit mehr Stellenwert, als die Folgen für unsere Gesellschaft. Das was diesbezüglich am Rande abgefrühstückt wird hat es jedoch dennoch in sich, hier beweist Erlers Film dass er gekonnt in verschiedene Richtungen reflektiert und prophezeit ganz nebenbei was auch ohne Katastrophe kam: der nun umso mehr aufkommende Fortschritt der Elektronik innerhalb des Gesellschafts- und Finanzsystems.
Neben dem Forscherdrang bekommen noch Moralisten ihr Fett weg, so dass "Zucker" keineswegs plump auf die Wissenschaft einprügelt, sondern auch die Wissenschaftskritiker vorführt, sprich rundum ausschlägt und damit ein thematisch weitreichenderes Spektrum abarbeitet, als er innerhalb seines minimalen Radius' vorgaukelt. Dass der Bogen zurück zu den Anfängen der Geschichte am Ende unnötig anmutet, mag daran liegen, dass man heutzutage derartige Erzählstrukturen mehr gewohnt ist und in der Regel vor dem Sichten des Streifens Bescheid weiß um was es thematisch im Film geht, es mag sich also damals nicht als Schwachpunkt geguckt haben, heute empfinde ich diese Entscheidung jedoch so. Erlers Werk lebt vorbildlich mehr von Worten, anstatt von tatsächlichen Einblicken. Der Zusammenbruch der Gesellschaft wird anhand weniger Beispiele gezeigt, die Spezialeffekte sind simpler Natur, definitiv sympathisch ausgefallen und müssen aufgrund der Thematik auch nicht ausgefeilter ausfallen. Ob einem der Film zusagt liegt letztendlich daran, ob man den Charakter der Hauptfigur annehmen und intellektuell verstehen kann, wie er gemeint ist. Nur dann hat man den Schlüssel zum Film, der sich in seiner verschmitzten Art wahrlich anders guckt, meiner Meinung nach nicht der große Wurf geworden ist, aber definitiv auf seine kaltschnäuzige Art zu gefallen weiß, sofern man andersartigem Kino zugeneigt ist. OFDb
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