08.03.2022

HALLOWEEN 6 - DER FLUCH DES MICHAEL MYERS (1995)

Teil 6 setzt "Halloween 5" vom roten Faden her konsequent fort. Nachdem Laurie dran glauben musste, verstirbt nun auch Jamie, die freilich vorher Mutter geworden ist, so dass Myers, wie seit "Halloween 2" üblich, sich weiter seiner Familie widmen kann. Warum er das will und warum er es in so unregelmäßigen Abständen versucht, versucht der hier besprochene Teil der Reihe zu erklären, indem er den Handlungsstrang aus dem Vorgängerfilm um einen Kult, der Myers kontrolliert, vertieft. Dass keiner ernsthaft Myers als Werkzeug einer okkulten Sekte sehen wollte und dies der Reihe noch mehr zur Sackgasse verhilft als es bereits der familiäre Aspekt tut, ändert nichts daran, dass "Halloween 6 - Der Fluch des Michael Myers" solide genug erzählt ist, um auf schlichter Ebene zu unterhalten. Dass die mittlerweile fünfte Geschichte um den Killer Michael nicht komplett überzeugen kann, liegt weniger an dem dadurch erlangten Verlust der Mystik und jenem der ureigenen inhaltlichen und analytischen Gesetzmäßigkeiten der Reihe, es liegt vielmehr an der stiefmütterlichen Art wie der Film umgesetzt wurde, so lückenhaft und sprunghaft wie er oftmals daher kommt, so lieblos wie er mit Figuren und ihrer Wichtigkeit umgeht, so sinnlos wie er Myers überall jederzeit auftauchen lässt, und so schnell abgefilmt wie der Streifen scheinbar wurde, wenn man bedenkt wie oft man allein schon das Mikro im Bild zu sehen bekommt. 

Dass man nicht zwingend Regisseur Joe Chappelle die Schuld geben kann, obwohl viele auch seine Arbeit an "Hellraiser 4" verurteilen, erkennt man an manch spannend umgesetzten Szenario (gerade im Finale in der (warum auch immer) fast leer stehenden Anstalt) und an seiner geglückten Regie in "Phantoms" drei Jahre später. Die Produktionsbedingungen müssen wohl übel gewesen sein, das beweist auch der zu plötzliche Schluss, der nicht alles erforderliche zu Ende erzählt und sicher auch auf den Tod von Donald Pleasance zurückzuführen ist, der hier als Dr. Loomis seine letzte Filmrolle absolviert. Neben ihm spielt der noch relativ junge und damals noch unbekannte Paul Rudd, der zu dieser Zeit erst drei Jahre Dreherfahrung mitbrachte und in der Rolle des Tommy Doyle zu sehen ist, jenem Mann, der in Carpenters Original als Kind von Laurie gebabysittet wurde. Kann man all die Schwächen dieser Produktion ignorieren, was ich als treuer Freund dieser meiner Lieblings-Horrorreihe völlig subjektiv kann, kann man mit "Halloween - The Curse of Michael Myers" (Originaltitel), der manchmal auch als "Halloween - The Origin of Michael Myers" betitelt wird, auf simple Art nett unterhalten werden. Myers schlägt hart zu, an Opfern mangelt es nicht, Pleasance spricht für sich, und die Story schaut sich angenehm wirr, wenn sie mit jedem Versuch Klarheit zu verschaffen mehr Unklarheit produziert (was ich frei von unfreiwilliger Komik meine). 

Dass es mit der Reihe dennoch so nicht weitergehen konnte, kann man nachvollziehen, somit ist "Halloween 666 - Curse of Michael Myers" (Alternativtitel) die letzte Fortsetzung der klassischen Reihe. Es folgten mit "Halloween - H20" und dem 2018er "Halloween" lediglich Neuansätze, welche die meisten bisherigen Fortsetzungen ignorierten und eigene hervorbrachten, sowie die Neuverfilmung "Halloween" von Rob Zombie samt Fortsetzung. So reizvoll mir manchmal der Gedanke auch scheint, dass eine Fortsetzung des hier besprochenen Teils doch mal in Angriff genommen werden könnte, auf so wenig Gegenliebe würde eine solche wohl stoßen. Warum sollte man dieses finanzielle Risiko eingehen? Michael ist einfach besser als der schwarze Phantommann, den man nicht begreift, anstatt das Werkzeug eines keltischen Kultes zu sein. Zwar scheint er sich diesem zu entledigen, wenn ich die OP-Metzelszene in ihrem Schnittgewitter richtig verstanden habe, was aber nur weitere Fragen über die Macht der Sekte oder Myers Übernatürlichkeit vor deren Einmischen aufwirft. Aber wie erwähnt ist ohnehin alles ziemlich wirr erzählt, inklusive eines in die Leere laufenden Handlungsstrangs um einen Achtjährigen, der ebenfalls die Stimme des Kultes hört und somit wohl in irgend einem Ur-Plan zu diesem sechsten Teil Myers Nachfolger werden sollte, was Sinn ergeben würde, da Myers nur einen Babymord davon entfernt ist keine Verwandten mehr zu haben. 

Unsinnig wäre es nur insofern, als dass der Fan der Reihe nur Myers als Mörder sehen will, was man mit "Halloween 5" eigentlich auch eingesehen hat, trotz des Cliffhangers in "Halloween 4". Auch "Halloween 3" und "Freitag der 13. 5" zeigen auf, dass Fans von Horror-Reihen es nicht mögen, wenn ihnen ihr Lieblingskiller genommen wird. Das mag die Ansicht von Fanatikern sein, im Falle der "Halloween"-Reihe stimme ich dem jedoch zu. Myers ist einfach die interessanteste und gleichzeitig rätselhafteste Horrorfigur seines Genres. Und er kann je nach Inszenierung auch zu den unheimlichsten Filmwesen gehören. Seine roboterhaften Auftritte im sechsten Teil gehören jedoch nicht dazu.  OFDb

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