Man ist nicht nah genug an den Figuren dran, um einen Film in dreckigen Bildern, der einen auf 70er Jahre-Film machen möchte, derart surreal begegnen zu können, ohne dass dies gewaltige Abstriche in Stimmung und allgemeinen Sehwert bekommt. Er bleibt damit dem Zuschauer die direkten Erlebnisse schuldig, sozusagen die ungeschönte Konfrontation, mit welchen die Ur-Werke besagten Jahrzehnts auch dem hartgesottenen Zuschauer nervlich zusetzen konnten. In "Slaughterhouse of the Rising Sun" fühlt man sich nie wie in einer Mutprobe, man ergötzt sich lediglich am charmanten Versuch aller Beteiligten, was ein eher seichtes Ergebnis ist. Überraschend harmlos sind auch die Gore-Effekte ausgefallen, die glücklicher Weise einmal nicht Hauptaugenmerk in einem Fan-Produkt wurden. Ohnehin hält sich die Härte des Streifens meist zurück. Es ist insofern schade, dass Vin Crease sein selbstgestecktes Ziel nicht erreicht, weil er mit einem sympathischen Kniff den Film eröffnet. Ein wenig an die Methode von "The Blair Witch Project" oder auch an die satirische Täuschung in der Schrifteinblendung zu Beginn von "The Return of the Living Dead" erinnernd, tut er so, als ob wir einer echten Sache beiwohnen. Allerdings behauptet er nicht, dass alles was wir gleich sehen werden Wirklichkeit ist, stattdessen erklärt der Text zu Beginn des Streifens uns, dass "Slaughterhouse of the Rising Sun" ein vergessener, nie gezeigter Film ist, der bereits in den 70er Jahren gedreht wurde und nun endlich erstmals veröffentlicht würde. Allein für diesen wundervollen Kniff möchte man ihn am liebsten umarmen.
Deswegen kann man auch nie wirklich böse mit dem ziemlich durchschnittlichen, immer mauer werdendem Ergebnis sein. Die Liebe zum Projekt sieht man dem wackeligen Werk im Gegensatz zu so oft auf DVD zu entdeckenden lieblosen Auftragsarbeiten einfach an. Aber er verliert sich inhaltlich leider in einen Plot der Verwirrung, und das funktioniert weder gut, noch will man dies zu diesem Zeitpunkt in solchem Gewand sehen. Der hektische und unsensibel angegangene Beginn war bereits ein schlechter Einstieg, mit Beginn der Reise nach der Entlassung aus der Psychiatrie macht der Film vieles richtig, stimmt einen sogar motiviert ins Geschehen ein, ein Eindruck der noch lange nachhallt und Einfluss auf das Wohlwollen der kommenden 45 Minuten hat, um dann doch wieder gegen Ende ins Schleudern zu kommen, wenn dort auch aufgrund mühevoller Umsetzung deutlich angenehmer zu schauen als der missglückte Einstieg. Dank einer Laufzeit von 75 Minuten plus Abspann zerrt das Ergebnis in der ungeschnittenen Fassung zumindest nicht an den Nerven. Der charmante Versuch ist vorbei, noch lange bevor sich ein derart starkes ungutes Gefühl überhaupt einschleichen kann. Ein unterhaltsames Produkt, das man mit einem zugedrückten Auge wohlwollend schauen kann, ist "Slaughterhouse of the Rising Sun" aber leider trotz aller Sympathie ebenfalls nicht geworden. Und unpassend eingebrachte Humoraufdringlichkeiten, wie z.B. ein beschleunigtes Bild beim Rückwärtsfahren, wertet das Ergebnis in einem Film, der meist maximal unterschwellig augenzwinkernd erzählt ist, erst recht nicht auf, zumal das Ergebnis nicht wie eine Horror-Komödie anmutet. OFDb
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