03.09.2022

ONE PUNCH MAN - STAFFEL 1 (2015)

Es ist erstaunlich wie konsequent diese Anime-Serie den grundlegenden Gag und Aufhänger aufrecht erhält, dass der titelgebende One Punch Man jeden Gegner mit nur einem Schlag besiegen kann. Da kann ein noch so großes Szenario aufgebauscht werden, Situationen hoffnungslos erscheinen, Vorgeschichten den Zuschauer manipulieren, dass es diesmal anders kommen könnte, Saitama ist schlichtweg so stark, dass stets ein Schlag ausreicht. Wie er zu dieser Stärke kam, gehört zu den herrlich bescheuerten Witzen einer humoristischen Superheldengeschichte der anderen Art, die nicht nur mit der eingehaltenen Grundidee trumpft, sondern einen ohnehin oftmals staunen lässt was machbar ist, wenn Erzähltes konsequent weiter gedacht wird. Dann können unüberlegte Handlungen, ganz anders als in typischen Zeichentrickserien, tödlich enden, Supergegner, die ganze Staffeln gefüllt hätten, werden von einem Moment auf den nächsten der Lächerlichkeit preis gegeben und besiegt, egal wie aufgeblasen oder exzellent durchdacht ihre Pläne daher kommen, und der Hauptfigur darf mit den schnellen Siegen derart langweilig werden, dass sie gleichgültig durchs Leben wandert. Nein, er wird kein Superbösewicht, wie es andernorts geschehen wäre, die Autoren sind sich dessen bewusst, wie lustig das Zelebrieren der Gleichgültigkeit und Frustration ihres Helden sein kann, wenn es für ihn nichts zu erleben gibt, wirksam auch immer dann wenn selbstbewusste Schurken in ihrem selbstherrlichen Redeschwall von seiner desinteressierten Stimme unterbrochen werden.

"Wanpanman" (Originaltitel) bekommt trotz anfänglicher Einzelepisoden im Laufe der Zeit eine durchgehende Hauptgeschichte beschert, wenn andere Superhelden, bzw. eine offizielle Superheldenvereinigung mit Rängen und Gesetzen, ins Geschehen treten. Zunächst vermutete ich, dass dies der Serie nicht gut tun würde (trotz so wundervoll begleitender Gags, wie der Homepage besagter Vereinigung), aber aufgrund der typischen japanischen Vorgehensweise alles an der Story orientiert Schritt für Schritt anzugehen, den Zuschauer hierbei herauszuforden und auch wichtige Figuren erst spät einzuführen, bzw. näher zu beleuchten, bleibt die Geschichte tatsächlich interessant und lustig. Trotz des monotonen Aufhängers wird das erste Jahr "One Punch Man" nie langweilig oder hinterlässt das Gefühl eines wiederholenden Szenarios. Hierfür ist der gern absichtlich mit infantilem Humor angereicherte Plot zu reflektiert und kreativ ausgefallen, vieles zu skurril und surreal angegangen, und einiges uns Bekanntes einfach mal auf andere Art im Klischee ausgehebelt und auf links gedreht. Dass sich die Verantwortlichen der Kreaturendesigns zudem munter austoben durften, allein schon bei der Schar völlig unterschiedlicher Gegner, sorgt auch für Hingucker im Animationsbereich. Der weiß aber ohnehin zu gefallen, egal wie hektisch oder stilistisch kostengünstig schlicht mancher Augenblick ausfallen mag. Unterstützt von herrlich kranker Musik und einer stets passend ausgefallenen Sprecherbesetzung in der deutschen Synchronfassung, wissen Tempo und Vergnügen in den Zeichnungen zu wirken, die psychologischen Aspekte sich dort wiederzuspiegeln und dem Zuschauer Botschaften unauffällig zu vermitteln.

Oft sind es die Nebensächlichkeiten, die "One Punch Man" bereichern. Da gibt es einen Fahrrad fahrenden Superhelden ohne nennenswerte Kräfte, der schlichtweg Durchhaltevermögen besitzt und sich in den Kopf gesetzt hat helfen zu wollen. Er wird auf ganz spezielle Art zu einem Running Gag, mit dem nicht jeder etwas anfangen dürfte. Die Anhänglichkeit eines Cyborgs, der zu Saitamas Schüler wird, ohne dass der das eigentlich will, fällt nicht minder förderlich für den Humorbereich aus, zumal der eigentlich jüngere Schüler gelegentlich reifer, da besonnener wirkt als der One Punch Man. Aber selbst dort bilden sich Ausnahmen. Gelegentlich beweist der Titelheld Reife, natürlich stets so, dass es von der Gesellschaft anders wahrgenommen wird, was One Punch Man daran hindert so in der Helden-Liga aufzusteigen, wie es ihm eigentlich zustehen würde. Die Geschichte lebt von all diesen Running Gags, von Banalitäten, die für den Helden von Wichtigkeit sind (und sei es nur das Schnäppchenangebot im Supermarkt). Und da die Serie gut getarnt ein mitdenkendes Publikum anspricht, bzw. eines welches nicht nur dröge konsumieren will, gibt es bis zum Schluss auch immer wieder Verweise auf bislang Gesichtetes, wird plötzlich an Punkten angeknüpft die man für vergessen oder unwichtig erachtete und gibt es im scheinbar kindischen Treiben oftmals erwachsene Erkenntnisse zu erleben. Einen Tunnelblick darf man beim Sichten dieser Serie nicht besitzen, sonst versteht man ihre Mentalität nicht vollends, bekommt man weniger zu lachen und wird man das ganze Treiben vielleicht sogar als niveaulos betrachten. Zum Glück ist das Gegenteil der Fall, so dass ich guter Dinge bin, dass die zweite Staffel ähnlich geglückt ausfallen wird.  OFDb

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