30.10.2022

THE SOCIAL NETWORK (2010)

Wie toll der Vorteil einer Großproduktion in den richtigen Händen sein kann, zeigt "The Social Network", der als biographisches Drama das Geld nicht in einen Haufen Spezialeffekte stecken muss, sondern auf Ausstattung, ein durchdachtes Drehbuch und tatsächlich talentierte Mimen zurück greifen darf. Dass in einer Geschichte, um die Erfindung Facebooks, der biographische und der phantastische Aspekt vermischen und nicht immer klar auseinander gehalten werden können, ist klar. Dass Fincher die durchaus faszinierende Geschichte tückischer Taten nicht rein der Vorurteilsbestätigung inszeniert und aus "The Social Network" weder einen Pro- noch Contra-Zuckerberg-Film macht, ist ihm hoch anzurechnen. Ebenso, dass er trotz der Erzählebene über Rückblicke während zwei parallel laufender Anhörungen, das Gezeigte einfach verständlich umsetzt, während das Ergebnis dennoch anspruchsvoller Natur ist. 

Die flotte, meiner Meinung nach inszenatorisch ein wenig von "Trainspotting" abgeguckte, Umsetzung, kann nicht überspielen, dass das Drehbuch, trotz einiger Klischees im Mittelpunkt, ein durchdachtes ist, sowohl strukturell, als auch in psychologischen Bezügen von Ursache, Wirkung, Kenntnisstand und Begabung einzelner Charaktere, die Wichtigkeit jeweiliger Einflüsse, das Aufheben von Schwarz/Weiß-Zeichnungen innerhalb eines von Schurken bevölkerten Business, sowie analytischer Tiefgründigkeit. Mit Jesse Eisenberg ideal besetzt, in toller Videoästhetik-Optik umgesetzt und mit einem wunderbar funktionierenden Soundtrack untermalt, der mit Monotonie und aufkeimender Stimmung auf elektronischer Ebene gleichermaßen je nach Filmphase gekonnt spielt, lässt sich der perfekt anfühlende Streifen kurzweilig, poppig und doch erwachsen, da ernst genommen anmutend, schauen. Man fühlt sich nicht manipuliert, darf an Beobachtungen und Gedankengängen teilhaben, innerhalb eines Filmes verschiedener Blickwinkel. Momente, die sich nach Vorurteilen anfühlen, gehören in Wirklichkeit zu subjektiven Blickwinkeln einzelner Figuren, so z.B. die häufig aufkommende Verabscheuung Privilegierter. 

Zuckerberg beim Aufbau seines berüchtigten Zugpferdes zuzusehen, funktioniert auf verschiedenen Gefühlsebenen zwischen Mitleid, Scham, Schadenfreude und menschlicher Enttäuschung. Das zeigt wie wichtig dem Film die Figuren sind, wie wichtig es war sie persönlich zu zeichnen, anstatt sie auf Stereotypen zu reduzieren. Dass derartige dennoch immer irgendwie aufblitzen, lässt sich aber wohl in einem US-amerikanischen Werk nicht verhindern. Vielleicht muss man in den USA leben, um es nicht wie ein Europäer zu empfinden.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen