Und das passt leider zum vom ihm verfassten Drehbuch zu "Occhiali neri" (Originaltitel), welches mit Fortschreiten einer zunächst interessant klingenden Geschichte immer willkürlicher und unreflektierter wird, keinen durchdachten, tiefer analytisch betrachteten Kurs fährt, und leider auch auf Trivialebene nicht punkten kann, bei den Fehlern die es begeht. Dass eine Blinde mit einem Kind, das Traumatisches erleben musste, zusammen arbeitet, hätte zu vielen Möglichkeiten führen können, mit welchen ein gewitzter Geschichtenerzähler hätte jonglieren können. Abgesehen davon dass unsere Heldin gelegentlich auf der Flucht vor Gegenstände läuft und stolpert, oder alternativ vom Kind als Blindenhund geführt werden muss, fällt Argento leider nichts zu der theoretischen Hetzjagd ein, welche beide auf der Flucht vor einem Serienmörder durchleben müssen. Ebenso gut hätte ein Clown mit einer Schlittschuhläuferin das hier Gezeigte erleben können, es spielt für den analytischen Bereich, ja nicht einmal für die dramaturgische Charaktervertiefung, keine Rolle. Die Figuren akzeptieren schnell wer sie sind und was der andere meint zu brauchen. Sie agieren nie clever und besitzen so wenig Motivation wie der Killer, der die beiden als unbrauchbare Zeugen nicht beseitigen müsste und ohnehin keine unheimliche Ausstrahlung zu versprühen vermag.
Damit dieser Unsinn im Leerlauf ab der zweiten Hälfte dem weniger anspruchsvollen Zuschauerteil kaum auffällt, oder es ihm egal wird, baut Argento einige reißerische Unnötigkeiten ein, wovon die Attacke von Wasserschlangen zu den unsinnigsten zählt. Das wäre ein schöner, unnötiger Schauwert bei packender Umsetzung, wie die Haiattacke auf einen Zombie bei Fulcis "Woodoo", so wie dargeboten schaut es sich jedoch wie ein Verzweiflungsakt um Individualität, es ist ein Armutszeugnis. Schade ist es um die erste halbe Stunde, die stimmig erzählt ist, wenn auch meist durch die gut funktionierende, absichtlich reißerisch eingebrachte Hintergrundmusik, und durch eine Erwartungshaltung aufgrund der Figurenkonstellation eines unfreiwilligen Personendreiecks. Diese Erwartungshaltung verfliegt jedoch mit willkürlichen Erlebnissen und zu schnellen Tötungen von Nebenfiguren, und das dünne Gerüst, welches nach dem Verlassen der Zuschauermotivation übrig bleibt, mutet zu episodenartig und willkürlich an, als dass es einen packen könnte. Kurz vor dem letzten Drittel dachte ich noch, Argento würde noch einmal den Bogen kriegen, sich das atmosphärische Hoch für das Finale aufsparen und dort doch etwas mehr Tiefsinn durchblitzen lassen. Aber nein, der Schluss befriedigt nicht, wird ohne großen Spannungsbogen abgefrühstückt, und zurück bleibt eine unnötige, nicht wirklich erzählenswerte Geschichte in mauer, manchmal sogar unsinniger Umsetzung. Ich war mehr als enttäuscht von diesem plumpen Thriller. OFDb
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