Wir erleben hübsche Außenaufnahmen und interessante Charaktere mit denen man zunächst in Wohlfühlstimmung die Zeit im Hotel verbringt, dessen Name wie der des Filmes ist, was ein erster Verweis auf den augenzwinkernden Grundton ist und surreal anmutet. Allein mit dieser bizarren Namensgebung eines in den verschneiten Bergen stehenden, einsamen Hotels ist inhaltlich alles möglich, während die Bewohner der Unterkunft individuelle Persönlichkeiten sind, die oftmals ebenfalls einen recht schrägen Eindruck machen, mit Augen von heute mehr als damals, so frei wie sich Charaktere, Meinungen und Verhaltensweisen hier noch entwickeln durften. Regisseur Grigori Kromanov, der auch den Abenteuerfilm "Die letzte Reliquie" inszenierte, entfacht mit seinem hier besprochenen, letzten Film den Spannungsbogen fast einzig über die Erwartungshaltung bezüglich rätselhafter Ereignisse, die zum großen Teil per Dialog und Off-Kommentar abgearbeitet werden. Technisch steht ihm meist nur die unauffällige Hintergrundmusik zur Seite, die lediglich im Vorspann aufdringlicher Natur ist, ansonsten wird eher auf nüchterne Art Spannung für ein geduldiges, heutzutage alternatives Publikum erzeugt, frei von reißerischen Momenten, gelegentlich schlichte Schauwerte einarbeitend, meist jedoch so unaufgeregt erzählt, wie auch der Ermittler charakterlich ausgefallen ist.
"'Hukkunud Alpinisti' hotell" (Originaltitel) verliert nie seine Bodenständigkeit, selbst wenn ein übernatürlicher Aspekt ins sachliche Geschehen eingeschleust wird, zunächst geisterhaft thematisiert, gegen Ende konkreter. Dass selbst dann der Blick auf die Geschehnisse theoretisch bleibt und somit vollkommen ohne nennenswerte Spezialeffekte oder tatsächlich aufregende Momente auskommt, ist der Trumpf eines Filmes, in dessen Finale sehr wohl etwas passiert und auch das Auge etwas geboten bekommt, aber eben im stets trocken bleibenden Erzählstil. Ich mag diese Art Kino, vermisse sie meist in heutigen Produktionen, muss aber eingestehen dass, so sehr mich "The Dead Mountaineer Hotel" (Alternativtitel) auch zu einem guten Teil beeindrucken konnte und mich für seine stimmige Atmosphäre gewinnen konnte, ich lediglich einen positiven Eindruck des Streifens gewonnen habe, mit dem ich ihn in Erinnerung behalten werde. Das große Stück Kino, dass er hätte werden können, ist er leider nicht geworden, ein solches Ergebnis verfehlt er nicht nur fast. Ein Liebhaberstück für neugierige Cineasten ist er in seiner an sich makellosen Erscheinung jedoch definitiv. Ich kann nicht genau beschreiben warum meine Bewertung letztendlich so streng ausfällt, so konsequent und gut wie dieses in seiner Zeit feststeckende Werk ausgefallen ist und zudem subtil mit gesellschaftspolitischen Themen arbeitet. Gleichgesinnte Cineasten werden das also sicherlich weniger streng sehen. OFDb
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