30.10.2022

WAS FRAUEN WOLLEN (2000)

Sicherlich folgt "Was Frauen wollen" in den meisten Punkten dem üblichen Ablauf einer derartigen Fantasykomödie. Das Übernatürliche wird als Fluch angesehen, wird für den Egoismus schließlich zum Vorteil, wird später für das Gute genutzt und der Wunschpartner wird nach Läuterung erobert. So weit, so bekannt! Was dem Endprodukt zugute kommt, ist neben dem Selbstläufer als Ausgangsidee die damalige Idealbesetzung mit Mel Gibson, der sich damals auf dem Hoch seiner Karriere befand, eine ungeheure Ausstrahlung vorweisen kann und mit sichtlicher Spielfreude dabei war. Der Charme des Films entsteht nicht einzig über ihn, aber er ist ein wichtiges Element zum Funktionieren einer Komödie, die zum immer wieder Sichten einlädt. Eine authentisch besetzte Tochter inmitten der sonstigen Comicwelt, in welcher der Streifen trotz weltlicher Problemthematiken angesiedelt ist, und eine taffe, mitten im Leben stehende, mit Helen Hunt nicht minder gut besetzte, Vorgesetzte wissen sowohl als eigenständige Figuren, sowie als Motor gut funktionierender, emotionaler Entwicklungen zu gefallen und zu berühren, und dies, abgesehen von seltenen Ausrutschern, nie in Form eines reinen Frauenfilms. 

Okay, ich mag den Begriff sowieso nicht, aber manches Mal fühlt es sich trotz des gelungenen Ergebnisses so an, als würde "What Women Want" (Originaltitel) nur knapp an einer Katastrophe diesbezüglich vorbei schliddern. Tatsächlich aber wird das männliche Geschlecht nie ausgegrenzt herzhaft mit zu lachen, zumal Frauen und Männer gleichermaßen ihr Fett abbekommen, während ihre Fehler menschlich gezeichnet werden, anstatt kritisiert zu werden. In einem Film über Läuterung wird es freilich dennoch moralisch, manches Mal auch kitschig, aber das sind meist kurze Anflüge, die zu verzeihen sind. Im Finale, wenn Letztgenanntes besonders penetrant in den Vordergrund tritt, wird es durch einen Gag entschuldigt, der erst daraus fruchten konnte. Das offensichtliche Einkaufen der Firma Nike wird gewinnbringend für den Film genutzt, auch wenn es eine erfundene Firma ebenso getan hätte, "Was Frauen wollen" ist nicht frei von Krankheiten des Mainstreams und der Großproduktionen. Aber mit seiner pointensicheren Umsetzung, Gefühlsmomenten, die anzustecken wissen, sowie einer leichtfüßigen Inszenierung in passender Besetzung, weiß das Geglückte am Ergebnis weit mehr zu dominieren, als die offensichtlichen Schwachpunkte. 

Das Timing stimmt, Moral und Kitsch werden nie zu extrem zelebriert, der Soundtrack ist stimmig, das für seine Zeit geradezu typische glasklare Bild, in das die Kamera jegliches Szenario taucht, unterstützt den edlen Style der anvisierten Gesellschaftsszene. Lediglich das zu einfache Denken der Frauen wirkt ein wenig beleidigend, was umso mehr erstaunt, da der Streifen von einer Frau umgesetzt wurde. Nancy Meyers konnte drei Jahre später mit ihrem Folgefilm "Was das Herz begehrt" noch eine Spur treffender in das Gefühlsleben und die Gedankenwelt beider Geschlechter eintauchen. Letztendlich gelingt ihr das abgesehen von den offen gesprochenen Gedanken der Frauen auch hier. Also kann man wohl davon ausgehen, dass dieser Schwachpunkt der Vereinfachung wegen genutzt wurde, so dass nur engstirnige Korintenkacker wie ich daran Anstoß nehmen können. Und dennoch wurde ich rundum gut unterhalten. Wie muss sich der Film da erst bei Zuschauern anfühlen, die sich nicht an derartigem aufhängen?  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen