19.02.2023

CONAN DOYLE UND DER FALL EDALJI (1966)

Der für das deutsche TV inszenierte Kriminalfilm "Conan Doyle und der Fall Edalji" beginnt in der Gegenwart der Entstehungszeit des Streifens. Hier unterhalten sich ein Journalist und ein Archivar über den Schriftsteller Conan Doyle. Wir erfahren Fakten aus dessen Leben, bis ein bestimmter Zeitungsartikel aufmerksam auf eine besondere Situation macht, die angeblich ebenfalls wahren Begebenheiten entspricht. Ob das stimmt und wie intensiv, falls ja, weiß man nicht, so konstruiert die Geschichte anmuten mag, aber weder das eine, noch das andere schadet einer Erzählung, die ohnehin nur verschmitzt und verspielt gemeint ist, innerhalb des Kriminalfilm-Genres, welches nie tatsächlich zur Komödie verkommt. In der Vergangenheit zu Lebzeiten Doyles angekommen, lernen wir diesen in jener späten Phase kennen, in welcher er aufgehört hat zu schreiben. Er ist es gewohnt wegen seiner Erfindung Sherlock Holmes kontaktiert zu werden, da nicht jeder begreift, dass dieser Fiktion ist. Er begreift den Rummel um seine Figur nicht, da er der Meinung ist wichtigere Werke verfasst zu haben, die im Gegensatz zu den Geschichten rund um den Detektiv mehr als reine Unterhaltung sind. Dementsprechend geht das Drehbuch für ein Trivialprodukt recht gekonnt mit dem Übergang vom desinteressierten Schriftsteller zum kritischen Hobbydetektiven um. 

Denn entgegen seiner Gewohnheit interessiert sich Doyle für die Misere seiner letzten Besucher, die ihm von einem Fehlurteil erzählen und den zum Sir ernannten Doyle um seine Hilfe bitten. Kurzum nutzt Doyle seine Berühmtheit ebenso wie seinen Spürsinn, den er in den Romanen um Holmes stets bewies, um den Fall Edalji zu lösen, sofern es einen geben sollte. Doyle wird hierfür nicht zu Holmes, wie es manch anderem Autor in den Fingern gejuckt hätte, um Schein und Wirklichkeit zu vermischen. Nein, Doyle bleibt Doyle, ermittelt auf seine anstatt auf Holmes' Art und macht sich seine eigene Popularität zunutze, um ungeschönt, manchmal durch seine direkte Art arrogant wirkend, die Wahrheit ans Licht zu führen. Er stößt nicht nur auf dumpfe Dorfmentalitäten, auch die Mühlen der Politik stehen ihm im Weg, ebenso wie die Vorurteile von Kriminalisten, sowie seiner eigenen. Kurzweilig und leichtfüßig umgesetzt, nehmen wir an seinen Ermittlungen teil, tauchen in eine Geschichte ein, die gelegentlich zwar unglaubwürdige Reflexion mit Doyle betreibt, meist für ein simples Stück wie dieses die Person jedoch recht treffsicher zusammenzufassen scheint, verkörpert von einem spielfreudigen Paul Klinger, der in dieser theoretisch unbedeutenden Produktion geradezu auflebt. 

Zu einem großen Teil haben wir es ihm zu verdanken, dass die Banalität des Stoffes dennoch zu einem unterhaltsamen Ergebnis führt, aber auch das Drehbuch ist nicht unschuldig daran, zumal es manchen zunächst vermuteten Fehler dafür nutzt, Doyle Fortschritte bei den Ermittlungen erleben zu lassen. Die von den Autoren verwischten Spuren sind kein Geniestreich, dennoch bereitet es Spaß Doyle bei jedem aufgedeckten Irrtum zuzusehen, ebenso wie er sich gegen Obrigkeiten behauptet, Dummheit kopfschüttelnd begegnet und über sein eigenes Werk reflektiert. Am Schluss hat man sicherlich nichts Weltbewegendes gesichtet, aber einen kurzweiligen Stoff, der sich mit der Materie Holmes und Doyle zu Genüge auskennt, um den gewählten Aufhänger auch zu recht repräsentieren zu können.  OFDb

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