20.02.2023

THE POSSESSION OF HANNAH GRACE (2018)

Ein Titel, der so sehr nach Billigproduktion im Asylum-Stil klingt, wie seine Geschichte, und ein Cover, welches den selben Eindruck hinterlässt, entpuppte sich beim Anschauen als professionelle Sony-Produktion mit brauchbarem Set, gekonnter Kameraführung, talentierten Mimen, sehenswerten Spezialeffekten und in der Deutschfassung mit guter Synchronisation versehen. Die Geschichte, dass sich eine Tote in der Leichenhalle nach einem Exorzismus als doch nicht so tot wie erhofft herausstellt, besitzt ihren Reiz und ließ mich vermuten etwas Kammerspiel-artiges wie "After.Life" zu erleben. Doch derartige Momente sind nicht ganz so dominant ins Geschehen eingebracht, wie erwartet, werden von der noch recht jungen Hauptdarstellerin aber gut gestemmt. Der holländische Regisseur Diederik Van Rooijen ist gerade in diesen Momenten sehr um Gruselstimmung bemüht, das dürfte aber eher bei dünnhäutigen Zuschauern fruchten, dem weniger leicht Angst einzuflößendem Publikum wird alternativ aber eine angenehm düstere Atmosphäre beschert, mit verspielten, wenn auch zum Standard gehörenden, Ablenkungen, welche die Protagonistin, die ohnehin mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen hat, in der Phase des Hinhaltens gekonnt beschäftigen und den Zuschauer damit zu genüge unterhalten. 

Die Schauspielerin der zweiten wichtigen Rolle, die im Titel genannte Hannah Grace, leistet ebenfalls gute Arbeit, jedoch stark unterstützt von Make-Up und dem Spezialeffekte-Team. Das Drehbuch erweist sich glücklicher Weise als direkt, baut nicht auf Visionen oder dem Spiel ob alles nur Einbildung einer psychisch labilen Hauptfigur sein könnte, obwohl beide Möglichkeiten gegeben gewesen wären. Im direkten Umgang mit der Thematik, in welcher der Zuschauer bereits durch die effektiv und packend inszenierte Eingangssequenz mit dem Exorzismus in die Wahrheit eingeweiht wird, schaffen es Regie und Drehbuch ohne unnötige Längen oder dem Gefühl von gestrecktem Füllmaterial, obwohl vorhanden, den Zuschauer bei Laune zu halten, indem sie mehr auf Gruselstimmung, anstatt auf Täuschung oder wirren Plot setzen. Was Anfangs eher wie ein Mix aus "Der Exorzist" und "Nightwatch - Nachtwache" anmutet, bekommt spätestens mit dem endgültigen Erwachen Hannahs im letzten Drittel stattdessen asiatisches Spuk-Flair beschert, freilich ohne Geister, denn man bedient sich doch sehr offensichtlich an den Mädchen-Bewegungen aus "Ring" und "Ju-on", wenn der besessene Leichnam spinnenartig mit verdrehtem Körper durch die Gegend kraxelt. 

Das ist effektiv umgesetzt, schaut toll aus, ist aber freilich nicht halb so gruselig ausgefallen, wie in den asiatischen Vergleichswerken, so intensiv diese Szenen in großer Schlagzahl präsentiert werden. Das ist aber nicht schlimm, da diese Momente dennoch gelungen sind und dem brauchbarem, schlichten Ergebnis des Streifens in dieser Phase den nötigen Schwung geben, das Ganze auf brauchbare Spielfilmlänge beendet zu bekommen. "Cadaver" (Alternativtitel) ist ein netter Horrorstreifen für zwischendurch, der das Genre nicht neu erfindet, sicherlich recht schnell vergessen sein dürfte, aber definitiv angenehm zu unterhalten weiß.  OFDb

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