16.04.2023

M3GAN (2022)

Mit "Housebound" hatte Regisseur Gerard Johnstone seinen ersten Spielfilm abgeliefert. Erst acht Jahre später folgte sein zweiter, der hier besprochene "M3gan". Dazwischen drehte er, wie zuvor, TV-Serien. Die Leistung seiner bisherigen Arbeiten kenne ich nicht, aber mit "Megan" (Alternativtitel) ist ihm ein sympathisches Stück Horrorfilm geglückt. Nun ist es nicht so, dass der von James Wan und Akela Cooper geschriebene Streifen äußerst innovativ ausgefallen wäre, die Geschichte folgt dem typischen Muster derartiger Filme, mischt "Chucky" mit "Evolver" und kann damit dem Remake "Child's Play" die Hand reichen. Was dieser vergeigte, weiß in "Megan" zu gefallen, nicht nur weil er keine unnötigen Bogen schlägt und seine Geschichte klassisch, wie zielgenau anvisiert, er ist auch gar nicht dumm ausgefallen. Im Gegensatz zum Vergleichswerk stimmt die Psychologie der Figuren, man kennt sich mit den Grundlagen der Pädagogik aus, man baut auf den Sinneswandel von Figuren und die Hoffnung Schäden rückgängig machen zu können, beweist dort und an anderer Stelle aber auch eine Blauäugigkeit, die sich schlichtweg damit entschuldigen lässt, dass hier nicht Goethe geliefert werden soll, sondern ein Unterhaltungsfilm. 

Selbstverständlich macht die Grundlage der Geschichte herzlich wenig Sinn. Warum sollte man einer Puppe wie Megan, selbst mit dem Zusatzreiz von medizinischer Diagnose und Seelsorge, derart viele technische Möglichkeiten gewähren, wie jene, dass sie sich in jedes elektronische System einschleichen kann? Unsinnigkeiten, wie die technisch intelligente Heldin glauben zu lassen, sie könne Megan am Höhepunkt ihrer Fähigkeiten angekommen, ein zweites Mal mit dem Stab ablenken, um sie auszuschalten, zeugen von einer Naivität, die man in anspruchsvolleren Werken negativ ankreiden würde. "Megan" ist jedoch derart kurzweilig und sympathisch erzählt und trotz seiner Trivialität immer wieder in der Lage mit intelligenten Elementen zu überraschen, dass ihm derartiges nicht schadet. Der Film ist ein modernes Märchen, eine Satire und weiß als all dies bei wenig Erwartungen weit stärker zu funktionieren, als ich ihm im Vorfeld zugetraut habe. Eben weil die Puppe derart offensichtlich am Computer entstanden ist, was man bei wirklich jeder ihrer nicht gerade seltenen Szenen bemerkt, ist es so bemerkenswert, dass man dennoch emotional und interessiert in die Geschichte eintauchen kann. 

"Megan" wird dabei weder blutig, noch gruselig, sogar nur phasenweise spannend. Schocks kann man ebenso suchen. Er trumpft nicht mit typischen Horrorreizen, sondern lediglich durch seine Geschichte und jene Figuren, die sie durchleben. Die sind zwar Stereotypen, wachsen einem aber durch die charismatischen Besetzungen ans Herz. Und dass ein Werk wie dieses nicht nur böse Menschen von Megan meucheln lässt, sondern manchmal nur welche, die aufgrund ihrer anderen Mentalität bei Tochter und Tante anecken, zeigt wie viel reifer man im empathischen Bereich mittlerweile angekommen ist, im Vergleich zu Werken dieser Art aus dem vorherigen Jahrhundert. Dennoch erleben wir im Fahrwasser dessen glücklicher Weise keine Heuchelei im Genderbereich und bezüglich anderer Randgruppen, was bei Blumhouse-Filmen durchaus häufig vorkommt. Da auch die Geschichte selbst moralreduziert erzählt ist, und den Zuschauer somit nicht erziehen möchte (keine Selbstverständlichkeit heutzutage), ist ein flott und sympathisch erzähltes Werk wie "M3gan" trotz seines 08/15-Musters herzlich willkommen. Auf eine Fortsetzung würde ich mich freuen.  Wiki

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