29.05.2023

DAS GRAUEN AUS DER TIEFE (1955)

Im Gegensatz zum ein Jahr zuvor erschienenen "Monster from the Ocean Floor" werden bei "Das Grauen aus der Tiefe" keine echten Aufnahmen von Kraken aus der Natur verwendet, der Erfolg gibt dem späteren, berühmteren Vertreter des 50er Jahre Monsterfilms Recht. Allerdings hatte man hier auch den Stop Motion-Experten Ray Harryhausen mit an Bord, der beeindruckende Bilder von einer Kreatur schuf, die eigentlich fast nur aus Armen besteht (hier 6 anstatt 8), der süß anzuschauende Einäuger aus dem Konkurrenzprodukt besitzt lediglich Trash-Charme. Insgesamt hat ohnehin "It Came from Beneath the Sea" (Originaltitel) die Nase vorn, ist er doch auch außerhalb der Trickeffekte charmant ausgefallen und definitiv flotter erzählt. Allerdings lässt sich mit Augen von heute selbst hier eine gewisse unfreiwillige Komik nicht vermeiden, wenn der Held der Marine, der nicht oft Kontakt zu Frauen hat, von einem Wissenschaftler erklärt bekommt, dass es eine neue Gattung Frau gibt, die selbstbestimmt leben kann und nicht zwingend auf die Hilfe des Mannes angewiesen ist. Wenn unsere weibliche Heldin diese Aussage ergänzt, indem sie sagt, sie kann im Gefahrenbereich ebenso hilfreich sein wie ein Mann und sie innerhalb des selben Szenarios gefühlt 5 Minuten später beim Anblick des atommutierten Oktopus lediglich hysterisch kreischt, anstatt hilfreich mit anzupacken, dann bleibt kein Auge trocken. 

"Monster from Beneath the Sea" (Alternativtitel) auf derartigen Trash zu reduzieren, würde dem Werk jedoch nicht gerecht werden, so gekonnt wie er für seine Zeit optisch einfallsreich seine Zerstörungsorgie zelebriert, so geheimnisvoll wie er seine Geschichte einleitet (wenn dabei auch nicht so unheimlich ausgefallen, wie der große Vorreiter "Formicula") und so liebevoll, wie er das ungleiche Paar inmitten seiner Monstergeschichte eher zaghafte Versuche der Annäherung unternehmen lässt, selbst von Seiten des Machos aus. Unverständlich ist mir hingegen die Vorgehensweise ausgerechnet das Finale in einem tricktechnisch zurückhaltenden Unterwasserszenario stattfinden zu lassen, welches sowohl Tempoprobleme besitzt (Tauchsequenzen verlangsamen immer das Geschehen, wie auch Jahre später der James Bond-Film "Feuerball" bewies), als auch mangelnde Schauwerte im Monsterbereich. Hier bremst sich "Das Grauen aus der Tiefe" selbst aus, und dies so kurz nach seinem Highlight auf der Golden Gate Bridge. Ansonsten gibt es aber über das charmante Ergebnis nichts zu meckern. Ich habe diesen Genrebeitrag seinerzeit in meiner späten Jugend im Fernsehen gesehen. Danach blieb der Film lange Zeit unerreichbar für mich, bis ich ihn dank der lohnenswerten, da liebevoll zurecht gemachten, Veröffentlichung von Anolis kürzlich endlich wiederentdecken durfte. Schön, dass Robert Gordons Werk noch immer derart zu bezaubern weiß, wie damals in den 90er Jahren auf RTL Plus.  Wiki

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