29.05.2023

VAMPYR - DER TRAUM DES ALLAN GRAY (1932)

Die erste von bislang sieben Verfilmungen einer im Zusammenhang mit Hammers Karnstein-Trilogie stehenden Vampirgeschichte, ist ein sehr früher Tonfilm, so dass er sich zu einem guten Teil stilistisch noch wie ein Stummfilm schaut. Wir bekommen Texttafeln beschert, die ab dann durch Buchseiten zum Mitlesen ersetzt werden, wenn tiefer in die Vampirmaterie eingetaucht wird, und wir erleben relativ wenig Dialoge, im Vergleich zu späteren Werken. Die musikalische Untermalung dominiert mehr, als das gesprochene Wort. Schauspielerisch und von der Maske her, schaut "Vampyr" (Alternativtitel) hingegen nicht mehr wie ein Stummfilm aus. Die Vampirthematik wird recht andersartig angegangen. Neben den klassischen Aspekten und einem Stahlpfahl anstatt einem aus Holz, bildet der Vampirismus lediglich das Zentrum, welches andere Absonderlichkeiten beeinflusst. Träume von lebenden Knochenhänden, Schattenwesen, die in der Lage sind Menschen zu töten, außerkörperliche Wanderungen, Blicke verfolgende Totenschädel und ein sich dem Bösen verschriebenen Arzt reichern das Gesamtgeschehen an, während der zentrale Vampirismus überraschend klein gehalten wird. 

Das zeigt sich außerdem in der fast beiläufigen Todessequenz der alles verursachenden Vampirin, während der Tod des menschlichen Verräters am Schluss regelrecht zelebriert wird. Er stellt die wohl morbideste Szene in einem seiner Entstehungszeit geschuldeten noch recht bravem Film da. Dem darf das Happy End mit gemeinsamen Entgegenschreiten ins Sonnenlicht ebenso wenig fehlen, wie der Gottesglaube. Ohnehin positioniert man sich deutlich an die Lebensweise von Glaube und Aberglaube, während die moderne Welt durch den teuflischen Arzt und sein Sterben mittels der modernen, automatisierten Industrie schlecht weg kommt. Das ist eine ungewöhnliche Botschaft für ein derart modernes Medium, wie den Film, und dazu noch für einen, der so früh zur gerade aktuellen Technik des Tonfilms griff. Letztendlich ist besagter Aspekt aber ohnehin nur Deutungssache. Und Herzstück von "Not Against the Flesh" (Alternativtitel) ist ohnehin nicht die mögliche Kritik realistischer Elemente, sondern das Zelebrieren des Übernatürlichen, das Spiel mit Effekten, alles voran der Schattenspielerei, das Entrücken der Wirklichkeit im Darstellen einer Alptraumwelt. 

Da habe ich zwar etwas mehr Effekthascherei erwartet, wie beispielsweise in der phantastisch gearteten Ausnahmeszene in "Geheimnisse einer Seele", und die Vampirthematik wird in Murnaus legendärem "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" weit gruseliger und intensiver aufgegriffen, nichtsdestotrotz besitzt auch der schlichtere "Adventures of David Gray" (Alternativtitel) seinen Reiz, sowohl erzähltechnisch, als auch filmhistorisch gesehen bei so viel Retrocharme, wie er auszustrahlen vermag. Dass die eigentliche Hauptfigur Allan Gray eigentlich eher Beobachter und Begleiter der von ihm wenig beeinflussten Ereignisse ist, ist ein Einfall mit dem ich sympathisiere. Und dass die Romanze des Streifens nur angedeutet wird, wenn überhaupt derart gewollt (zumal alles nur ein Traum ist, aus dem Esoteriker Allan nicht aufzuwachen scheint), gehört ebenfalls zu den Trümpfen wie "Castle of Doom" (Alternativtitel) erzählt ist.  Wiki

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